Autor: Alexander Langhorst Jüngst hat der spanische Textilkonzern INDITEX die Zahlen für das erste Quartal 2020 (Februar bis April) vorgelegt. Erstmals seit dem Börsengang des Konzerns im Jahre 2001 wurden damit für ein Quartal überhaupt rote Zahlen ausgewiesen. Hintergrund ist, dass die Spanier zeitweise rund 6.000 der weltweit knapp 7.500 Geschäfte geschlossen halten mussten. Zu INDITEX gehören bekannte Marken wie ZARA, ZARA HOME, PULL&BEAR, Massimo Dutti, Bershka, stradivarius, OYSHO und UTERQÜE.
Durch die coronabedingten Lockdowns der großteils stationären Geschäfte waren per Ende April nur 965 stationäre Flächen in insgesamt 27 Märkten noch beziehungsweise bereits wieder geöffnet. Entsprechend musste ein Umsatzrückgang um 44 Prozent auf 3,3 (4,7) Milliarden Euro verbucht werden. Folglich bewegte sich auch das Ergebnis im ersten Quartal 2020 mit minus 409 Millionen Euro deutlich im negativen Bereich. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum lag das Quartalsergebnis noch bei plus 734 Millionen Euro. Neben den direkten Effekten aus den behördlich angeordneten Schließungen wurden im Ergebnis auch Rückstellungen für den Konzernumbau in Höhe von 175 Millionen Euro berücksichtigt. Positiv zu werten ist aus Sicht von GSC Research, dass sich die Lagerbestände bei INDITEX verringert haben, dies deutet auf ein verbessertes Bestandsmanagement hin und dürfte sich auch mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf positiv auf das Working Capital auswirken.
Ferner wurden umfangreiche Investitionen in den weiteren Umbau angekündigt. So will Konzernchef Pablo Isla bis zum Jahr 2022 nunmehr jährlich zusätzliche 900 Millionen Euro in die Hand nehmen. Konkret vorgesehen sind der weitere Ausbau des Online-Handels wie auch Investitionen in das bestehende Filialnetz und die Erweiterung desselben um rund 150 neue Standorte pro Jahr. Hierbei soll die Strategie der Investition in Premium-Lagen fortgesetzt werden. Auf der anderen Seite sollen bis zu 1.200 unrentable Läden geschlossen und auf diese Weise die Ertragskraft verbessert werden. Allein in die weitere Digitalisierung des Geschäftsmodells soll in den kommenden drei Jahren gut 1 Milliarde Euro investiert werden.
Während im stationären Handel lockdownbedingt natürlich erhebliche Rückgänge zu verzeichnen waren, haben sich die Online-Umsätze sprunghaft erhöht. Nach den veröffentlichten Zahlen konnten diese im besonders stark betroffenen Monat April nahezu verdoppelt werden und führten zu einem Anstieg des Online-Umsatzes im ersten Quartal von immerhin 50 Prozent.
Auch für das aktuell laufende zweite Quartal (Mai bis Juli) dürfte noch mit deutlichen Pandemie-Spuren im Zahlenwerk zu rechnen sein. Ausweislich der Informationen des Unternehmens lagen im Mai 2020 die Umsatzerlöse in lokaler Währung um 51 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. In der ersten Juni-Woche vom 2. bis 8. des Monats zeigten die anlaufenden Wiedereröffnungen im stationären Handel jedoch positive Effekte, hier lag der Rückgang gegenüber der Vorjahresvergleichswoche in lokaler Währung bei noch 34 Prozent. Ab dem dritten Quartal sollte dann eine allmähliche Normalisierung bei wieder flächendeckend geöffneten stationären Flächen möglich sein.
Für das Gesamtjahr 2020 ist insgesamt mit einem Rückgang der Konzernerlöse in Richtung von 23 (Vorjahr 28,3) Milliarden Euro auszugehen. Das EBITDA dürfte sich ebenfalls deutlich in Richtung 5,0 (7,5) Milliarden Euro reduzieren und das EBIT in etwa auf 2,5 (4,7) Milliarden Euro halbieren. In 2021 sollte eine deutliche Verbesserung in Richtung 26,5 bis 27,0 Milliarden Euro beim Umsatz, 6,5 bis 7,0 Milliarden Euro beim EBITDA und 3,8 bis 4,0 Milliarden Euro beim EBIT möglich werden. Das Vorkrisenniveau von 2019 kann voraussichtlich nicht vor 2022 wieder erreicht werden. Beim Ergebnis je Aktie dürfte nach 1,17 Euro für das Geschäftsjahr 2019 in 2020 ein Rückgang in Richtung 0,60 Euro zu erwarten sein, in 2021 erscheint hier ein Wert von 0,90 bis 1,00 Euro erreichbar. Entsprechend hat INDITEX auch seine Dividendenpolitik aktualisiert. So will man den Aktionären eine reguläre Dividende von 0,35 Euro zahlen. An den bisher üblichen Bonuszahlungen soll künftig festgehalten werden, allerdings werden diese um jeweils ein Jahr in die Zukunft verschoben, um die Innenfinanzierungskraft weiter zu stärken.
Auf dem aktuellen Kursniveau von 24,50 Euro erscheint uns die Aktie fair bewertet zu sein, sodass sich aktuell keine Investition aufdrängt. Interessierte Investoren sollten jedoch die weitere Entwicklung der Zahlen – auch zum zweiten Quartal 2020 – zeitnah verfolgen, möglicherweise ergeben sich im weiteren Jahresverlauf bei entsprechenden Korrekturen an den Börsen hier noch attraktive „Gelegenheiten“, um zum Zuge zu kommen. Bei Kursen von 20 Euro und darunter könnten sich spekulative Käufe durchaus anbieten.