Autor: Alexander Langhorst Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die wochenlangen Schließungen des stationären Handels wirken sich auch beim Herzogenauracher Sportartikelhersteller PUMA deutlich im Zahlenwerk aus. Pünktlich am Morgen der diesjährigen – rein virtuell abgehaltenen – Hauptversammlung am 7. Mai lieferten die Zahlen der ersten drei Monate 2020 einen ersten Vorgeschmack auf die Effekte.
Bislang macht sich Covid-19 vor allem auf der Ergebnisseite bemerkbar. Die Umsatzerlöse lagen mit 1,30 (Vorjahr 1,32) Milliarden Euro währungsbereinigt um lediglich 1,3 Prozent unter dem Vorjahr. Hierbei profitierte PUMA von einem guten Jahresauftakt in Europa und den USA. Konzernchef Bjørn Gulden beschrieb insbesondere die ersten zwei Monate wie folgt: „Wir hatten mit einer großartigen Auftragslage, starken Abverkäufen und Rekordzahlen im Einzelhandel einen sehr guten Start in das Jahr 2020.“ Diese Entwicklung wurde durch das Coronavirus dann jäh gestoppt.
Im Zeitraum Januar bis März wirkte sich die Pandemie allerdings bereits spürbar auf der Ergebnisebene aus. Zum einen konnten die laufenden Kosten insbesondere nach den behördlich angeordneten Lockdown-Maßnahmen im Laufe des März 2020 nicht so schnell an die ausbleibenden Umsatzerlöse angepasst werden. Vor allem die Fixkosten belasteten hier. Zum anderen konnten im ersten Quartal infolge der zeitlich bereits vorlaufenden Entwicklung in China und dortiger Schließungsmaßnahmen auch keine Erträge aus den Geschäftsaktivitäten realisiert werden. Weitere Belastungen ergaben sich aus der Schließung der eigenen Läden, der ausbleibenden Nachfrage im eigenen Großhandel durch Geschäftsschließungen auch bei den Kunden sowie aus Wertberichtigungen auf Vorräte und Rückstellungen auf Retouren. Positiv gestaltete sich indes zumindest der Bereich E-Commerce. Hier konnte ein Zuwachs um 40 Prozent auf nun 84 Millionen Euro realisiert werden. Allerdings reichte diese Entwicklung natürlich nicht, um die Rückgänge im übrigen Geschäft auch nur ansatzweise zu kompensieren.
Auf der Zahlenseite verringerte sich die Rohertragsmarge auf 47,6 (49) Prozent. Der Anstieg der operativen Aufwendungen um 8,3 Prozent auf 553,3 (510,7) Millionen Euro resultierte im Wesentlichen aus der ursprünglichen Planung und der angestrebten Umsatzausweitung, die nun hart ausgebremst worden ist. Das Quartals-EBIT halbierte sich auf 71,2 (142,5) Millionen Euro. Noch stärker reduzierte sich das Konzernergebnis für die ersten drei Monate, dieses ging um annähernd zwei Drittel auf 36,2 (94,4) Millionen Euro zurück. Das Ergebnis je Aktie sank entsprechend auf 0,24 (0,63) Euro.
Für das aktuell laufende zweite Quartal rechnen die Herzogenauracher mit einer weiteren deutlichen Verschlechterung. Auf der Aufwandsseite wurden zwischenzeitlich umfangreiche Maßnahmen eingeleitet. Diese umfassen vor allem Gespräche mit Zulieferern und Vermietern, die Lagerbestände sollen möglichst gering gehalten werden und auf der Personalseite wird auf das Instrument der Kurzarbeit zurückgegriffen. Um die Zeit der gesunkenen Einnahmen überbrücken zu können, hat sich PUMA eine zusätzliche Kreditlinie von 900 Millionen Euro gesichert, dabei entfallen 625 Millionen Euro auf Mittel der staatlichen KfW-Bank.
Wie PUMA-Chef Bjørn Gulden in der Hauptversammlung ausführte, sind aktuell noch mehr als 50 Prozent der weltweiten Verkaufsflächen für Sport- und Lifestyle-Produkte geschlossen. Der April ist immerhin nicht so schlecht wie befürchtet ausgefallen. Derzeit erwartet PUMA im zweiten Quartal ein Umsatzminus von rund 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.Für die weitere Entwicklung in 2020 geht das PUMA-Management davon aus, dass man drei Phasen durchlaufen wird. Diese sind: „Die Krise überstehen, uns erholen und wieder wachsen.“ Hierbei ist zu beachten, dass sich die einzelnen Regionen je nach Ausbruch des Pandemiegeschehens unterschiedlich entwickeln. Nach den Öffnungen befindet sich China bereits in der Phase der Erholung, hier erwartet man, bis Ende Juni wieder an das Vorjahresniveau heranzukommen. Aktuell sind in China zwar weniger Kunden in den Geschäften zu verzeichnen, allerdings fallen die Durchschnittsbons höher als im Vorjahr aus. In Europa gibt es nach Ankündigung der Lockerungen erste positive Zeichen; insbesondere in Deutschland, Österreich und den Niederlanden kann der Handel wieder öffnen. Mitten in der Krise befinden sich jedoch aktuell noch die USA.
Eine konkrete Prognose für das Jahr 2020 gibt es derzeit nicht – allerdings heißt es: „Das Jahr 2020 ist ein schwieriges Jahr und wird es auch bleiben.“ Für 2021 hofft Gulden, die für 2020 angestrebten Werte erreichen zu können. GSC Research erwartet aktuell für das laufende Jahr – unter der Voraussetzung keiner zweiten Welle an Lockdown-Maßnahmen – einen Umsatzrückgang im Bereich von mindestens 10 Prozent auf etwas unter 5 (5,5) Milliarden Euro. Auf der Ergebnisseite dürfte sich das EBIT von im Vorjahr 440 Millionen Euro in etwa auf 220 Millionen Euro halbieren. Analog hierzu dürfte auch das EPS von 1,75 Euro in Richtung 0,80 Euro zurückgehen. „Für 2021 gehen wir von einer deutlichen Ergebnisverbesserung bei wieder leicht steigenden Umsatzerlösen aus. Allerdings sind wir in Bezug auf die Geschwindigkeit der Erholung skeptischer als das Management und rechnen frühestens für das Jahr 2022 damit, dass die ursprünglich geplanten Ergebniskennziffern des Jahres 2020 wieder erreicht werden können. Beim aktuellen Kurs von 59,50 Euro wird die PUMA-Aktie mit einem erwarteten 2021er-KGV von weit über 70 bepreist, sodass sie derzeit ambitioniert bewertet erscheint. Einen fairen Wert sehen wir mit Blick auf die gute Aufstellung im Markt und die mittelfristig weiterhin intakten Perspektiven doch eher im unteren 50-Euro-Bereich und damit unterhalb des aktuellen Niveaus angesiedelt.“