Autorin: Tays Jennifer Köper-KelemenDie Geschäfte sind geschlossen, Umsätze bleiben weg: Die Corona-Krise ist für Ladenmieter eine absolute Herausforderung. Und auch Vermieter müssen sich arrangieren. Fashion Today hat bei Einkaufszentren- und Outlet-Betreibern nachgehört, wie sie die aktuelle Situation erfahren und handhaben.
Die Geschäfte sind geschlossen. Es gibt keine Kunden, keine Umsätze. Die Corona-Krise fordert den Einzelhandel enorm. Der Handelsverband Deutschland (HDE) warnt gar vor einer Pleitewelle. Insbesondere alteingesessene Schuh- und Bekleidungsfilialisten sowie mittelgroße Unternehmen würden angesichts von Umsatzausfällen und Mietkostenforderungen unter massivem Druck stehen. Ohne Hilfen hielten viele Händler nicht länger als vier Wochen aus, heißt es seitens HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth in einer Erklärung. Und auch die großen Konzerne sehen sich von der aktuellen Situation bedroht. So kündigten jüngst noch Firmen wie adidas, H&M und DEICHMANN an, Mietzahlungen auszusetzen, womit sie viel öffentliche Kritik ernteten. Berechtigterweise? Fest steht zumindest, dass in Eins-a-Lagen deutscher Innenstädte, vor allem Metropolen, die Preise im Laufe der vergangenen Jahre unverkennbar gestiegen sind. Laut HDE betrugen 2018 die Spitzen um 310 Euro pro Quadratmeter in Berlin und 340 Euro pro Quadratmeter in München. Hinzu kommt, dass hohe Kontingente an neu eingetroffenen beziehungsweise eintreffenden Frühjahrswaren nicht regulär abverkauft werden können, man im Nachgang wohl nicht unerhebliche Rabatte einräumen muss.
Neben den klassischen Einkaufsstraßen sind auch Einkaufszentren und Outlets weitgehend von Ladenschließungen betroffen. Fashion Today hat einmal aufseiten der Betreiber nachgehört, wie sie es mit der aktuell schwierigen Lage halten. Im Kurzinterview antworten Wolfgang Bauer, CEO der Holy AG als Betreiber der OUTLETCITY METZINGEN, sowie Steffen Eric Friedlein, Leasing-Geschäftsführer der ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG.
„Wir stehen in engem Austausch mit den Marken!“
FT: Herr Bauer, welche Auswirkungen haben die Ladenschließungen auf Ihr Business?
Wolfgang Bauer: „Alle Stores in der OUTLETCITY METZINGEN sind seit dem 18. März geschlossen und verzeichnen daher aktuell auch keine Umsätze mehr im stationären Geschäft. Wir stehen in engem Kontakt mit den Marken und hoffen, dass wir gemeinsam die Krise gut meistern können. Wir sind überzeugt, dass die Outlets, wie in bisherigen Krisen auch, sogar eher gestärkt aus dieser Situation hervorgehen. Zum einen haben sich bereits jetzt weltweit enorme Mengen an modischer Ware in den Verkaufskanälen angesammelt. Gerade beim Abverkauf dieser Waren werden die Outlets eine sehr wichtige Rolle für die Marken spielen. Zum anderen steigt erfahrungsgemäß in beziehungsweise nach der Krise die ,Schnäppchenmentalität‘ vieler Kunden. Getreu dem Motto: Vor der Krise kann man sparen, in der Krise muss man sparen.
Glücklicherweise hat die OUTLETCITY als einziger Outletstandort seit 2012 auch einen sehr erfolgreichen Online-Shop, in dem unter anderem viele Marken, die auch vor Ort mit Stores vertreten sind, angeboten werden. Damit steht den Marken und den Endkunden in der DACH-Region zumindest dieser Verkaufskanal rund um die Uhr zur Verfügung. Zwar verzeichnet dieser Vertriebskanal bislang keine nennenswerten Umsatzzuwächse, weil die Kunden in der aktuellen Krisensituation nicht verstärkt Kleidung, Schuhe und Lederwaren kaufen, sondern sich auf die Grundversorgung konzentrieren. Allerdings werden wir, mit Blick auf die hoffentlich bald beginnende Normalisierung des Kaufverhaltens, das Markenangebot online ausbauen und die Marketingaktivitäten steigern. Dies ermöglicht es uns, auch während der Krise den Kontakt zu unseren Kunden halten zu können.“
Rechnen Sie damit, dass einige Läden nach der Krise schließen werden?
„Wir hoffen dies nicht, allerdings zeigt die Tatsache, dass ESPRIT vor Kurzem bereits ein Schutzschirmverfahren für die deutschen Gesellschaften beantragt hat und somit die Situation sehr ernst ist. Viel hängt sicher davon ab, wie lange die Schließung der Läden andauert, wie die Marken aufgestellt sind und wie die Staatshilfen ankommen.“
Inwiefern bieten Sie Ladenmietern Unterstützung an?
„Wir stehen in engem Austausch mit den Marken, um die abrupte Schließung und auch die Wiedereröffnung gemeinsam zu meistern. Um die stationären Mieter finanziell zu entlasten, haben wir bereits eine temporäre, deutliche Senkung der Marketing- und Betriebskosten umgesetzt. Außerdem haben wir von diversen Marken stationäre Bestände in den Online-Shop übernommen, um so einen zumindest teilweisen Abverkauf der Waren zu ermöglichen. Im Übrigen bereiten wir uns jetzt schon auf eine mögliche Wiedereröffnung der Stores in der OUTLETCITY vor und unterstützen die Marken dabei.“
„Wir wollen individuelle und faire Lösungen für alle Beteiligten finden!“
FT: Herr Friedlein, wie erfahren Sie die aktuelle Situation?
Steffen Eric Friedlein: „Das ist schon eine besondere und herausfordernde Situation, die wir gerade erleben. Natürlich sind die Frequenzen und die Umsätze in den Centern aufgrund der behördlich angeordneten Schließungen vieler Geschäfte stark zurückgegangen. Davon sind in besonderem Maße die Einzelhändler, aber auch die ECE stark betroffen. Die Center laufen aufgrund der aktuellen Beschränkungen für den Einzelhandel nur noch im Teilbetrieb für die Geschäfte der Grundversorgung und das führt auch bei der ECE zu erheblichen Umsatzeinbußen. Wir können die genauen Auswirkungen der aktuellen Situation aber noch nicht bewerten, insbesondere, da nicht klar ist, wie lange die Schließungen im Einzelhandel andauern werden.“
Welche Konsequenzen haben Sie in Bezug auf die Ladengeschäfte im Blick?
„Die Befürchtung, dass es vereinzelt auch zu Geschäftsaufgaben kommen wird, ist leider nicht ganz unberechtigt. Wir haben auch Mieter, mit denen wir schon vor der Krise über Liquiditätsengpässe gesprochen haben. Bei denen müssen wir natürlich besonders schauen, dass sie einigermaßen glimpflich durch diese Phase kommen, und sind daher gerade mit ihnen in sehr engem Austausch. Das Problem vieler Mieter, gerade im Modebereich, ist natürlich zusätzlich auch, dass in den Läden schon die neue Frühjahrskollektion hängt oder sich auf dem Weg dorthin befindet, größtenteils schon bezahlt, und jetzt nicht abverkauft werden kann beziehungsweise später mit hohen Rabatten verkauft werden muss. Auch Finanzierungen laufen unvermindert weiter. Das verschärft die Situation zusätzlich.“
Inwiefern versuchen Sie, Ladenmietern unter die Arme zu greifen?
„Wir verstehen die Sorgen vieler Mieter sehr gut und es ist wichtig, dass den Mietern, die jetzt Unterstützung benötigen, schnell geholfen wird. Die ECE betreibt und vermietet die Center allerdings als Dienstleister im Auftrag der jeweiligen Eigentümer. Darüber, wie mit den Mietzahlungen umgegangen wird, entscheiden also letztendlich die jeweiligen Eigentümer der Center. Wir haben deshalb in den vergangenen Tagen intensive Gespräche mit den verschiedenen Eigentümern der von uns betriebenen Center geführt, um gemeinsam eine Lösung zur Unterstützung der Mieter zu finden. Für die meisten der von uns gemanagten Center konnten wir uns dabei mit den Eigentümern darauf verständigen, dass wir, sofern betroffene Mieter derzeit ihre Mietzahlungen nicht leisten, davon ausgehen, dass dies auf den Auswirkungen der Corona-Pandemie beruht. Zudem werden wir die Mietzahlungen zunächst auch nicht juristisch durchsetzen. Wir hoffen, so einen Beitrag dazu leisten zu können, die aktuell extrem herausfordernde wirtschaftliche Lage unserer Mieter zu verbessern. Wir werden uns zu einem späteren Zeitpunkt, wenn das Ausmaß der Krise absehbar ist, mit unseren Mietern und Investoren zusammensetzen, um gemeinsam individuelle und für alle Beteiligten faire Lösungen zu finden.“