Während der Berlin Fashion Week hatten wir Gelegenheit, Michael Kampe, den Creative Director von Lee, auf der SEEK zu treffen und mit ihm über die aktuellsten Sustainability-Initiativen von Lee zu sprechen.
FT: Herr Kampe, wie gehen Sie das Thema Sustainability an?
Michael Kampe:„Lee hat die Initiative ,For A World That Works‘ ins Leben gerufen, die sich die Suche nach nachhaltigen Beschaffungs- und Herstellungsmethoden sowie ökologische Innovationen zur Aufgabe gemacht hat. Hier decken wir alle Produktionsbereiche ab, vom Rohstoff bis zum fertigen Kleidungsstück. Wir entwickeln bei Lee einen Kosmos von Nachhaltigkeit, der reicht vom Material bis zum Storytelling und ist langfristig angelegt.“
Was heißt das im Einzelnen?
„Sustainability ist sicher eine riesengroße Herausforderung. Wie mans macht, kann in unterschiedlichsten Ansätzen auf den Weg gebracht werden. Es ist ein heikles Thema und es kommt vor allem auf die Glaubwürdigkeit der Aktionen an. Im Moment arbeiten wir an drei Storys:
Mit INDIGOOD DENIM verwenden wir einen Schaumfärbe-Prozess von Royo, der ohne Wasser auskommt, 89 Prozent weniger Chemie und 65 Prozent weniger Energie verbraucht. Das ist ein riesiger Fortschritt. Diese Technik haben wir bereits seit Frühjahr/Sommer 2020 im Angebot. Sie ist entsprechend gelabelt.
Mit BACK TO NATURE haben wir eine Methode entwickelt, bei der die Kleidungsstücke komplett biologisch abbaubar sind. Die Stoffe sind aus kompostierbaren Leinen-Baumwoll-Geweben. Bei der Verarbeitung verzichten wir auf Metallnieten und die Knöpfe sind abschraubbar. Wir haben hier zum Beispiel unser ikonisches Rider Jacket in naturfarbenem, ungefärbtem Denim entwickelt.
SUSTAINABLE SELVAGE beschreibt unsere schon seit Längerem laufende Zusammenarbeit mit dem italienischen Denim-Weber Candiani. Diese basiert auf verschiedenen Ebenen. Wir verwenden hier Färbetechniken, bei denen die Farbstoffe aus Lebensmittelabfällen gewonnen werden (Kitotex). Für Used-Effekte lasern wir die Jeans und müssen damit nicht mehr aufwendig waschen. Dazu sparen wir noch Chemikalien ein. Statt PP-Sprays setzen wir auf natürliche Bleichmittel.“
Gibt es dazu auch Ansätze in der Brand History?
„Natürlich – vor 130 Jahren haben wir im Mittleren Westen noch Früchte in Dosen gepackt. Dann hat Lee die toughe Arbeitsbekleidung entwickelt, um die Worker mit adäquaten Outfits zu unterstützen. Schon im Ersten Weltkrieg hat Lee die US Army mit robusten Overalls versorgt. Es ging Lee stets um das ,empowering of the working class‘. Es ging uns immer um ehrliche und langlebige Produkte – ‚to sustain longevity‘.“
Sind Verbraucher bereit, mehr für Sustainability zu bezahlen?
„Der Endkunde zahlt nicht mehr dafür, das ist die Realität. Das ist unsere Challenge. Das müssen wir durch Modell-Updates hinbekommen, indem wir durch Prozessoptimierung an anderer Stelle sparen, was wir mehr für Nachhaltigkeitsanstrengungen benötigen.“
Sie sind weltweit im Markt vertreten, wie wird das in anderen Märkten wahrgenommen?
„Lee operiert weltweit von drei Standpunkten aus. Antwerpen kümmert sich um Europa und Middle East, dann haben wir die Asia Division und in North Carolina wickeln wir das Amerika-Geschäft ab. Die Märkte sind sehr verschieden. Skandinavien mags abgeräumt, clean und schätzt dunklere Farben. Sustainability ist hier schon eine Selbstverständlichkeit. Der Süden schätzt hingegen bunte Farben. Auch wenn das Bewusstsein für Nachhaltigkeit dort auch zunimmt, ist die Gewichtung noch nicht so stark wie in anderen Regionen.“
Ist Nachhaltigkeit eine Modebremse?
Ganz im Gegenteil. Sie Inspiriert Fashion – Mode und Design. Wir entwickeln alternative Garne und Prozesse. Damit kreieren wir einen positiven und progressiven Impact für Menschen und unseren Planeten.
“Our initiatives empower the Do-ers, Makers, Builders and Creators who work with passion for purpose over profit, to build a better world. We will bring people together to transform communities and create a dynamic and sustainable future. For People. For Planet. For A World That Works.” (Auszug aus dem Lee-Manifest, die Red.)