Autorin: Nina Peter
Mit dem Launch seines Plus-Size-Menswear-Bereiches vor drei Jahren hat asos einem blinden Fleck der Modebranche zur Sichtbarkeit verholfen und einem chronisch ignorierten Segment trendiges Leben eingehaucht. Inzwischen haben sich auch Modelagenturen auf das Segment spezialisiert. Curve, Hamburg, arbeitet ausschließlich mit Plus Size Models.
Denn für junge, hippe Styles steht der britische Online-Versender, der das Sortiment zu den pas-senden Preisen für eine konsumfreudige, modeaffine Zielgruppe anbietet. Als Game Changer wird der Händler inzwischen in den internationalen Medien gerne bezeichnet, da sich vorher so gut wie niemand mit Menswear in Größen, die bis XXXXL reichten, ernsthaft befasst hat. Dabei ist die Diversität ja eigentlich ein schönes, buntes Federkleid, mit dem sich das Gros der Branche aktuell gerne schmückt. Proteste von Plus Size Models im Kontext der Fashion Weeks – gerade in London – machen regelmäßig auf den Mangel an körperlicher Vielfalt aufmerksam – 2017 waren es vor allem Männer, die für eine breitere Akzeptanz großer Größen auf die Straße gingen.
Der Bereich der Plus-Size-Herrenmode hat lange Zeit mit einem eher modeunfreundlichen Angebot und Businessbekleidung nicht den Kunden angesprochen, der bei asos nun endlich auf seine Kosten kommt. Bis XL oder XXL gehen durchaus viele Anbieter, aber in größeren Formaten wurde es dann deutlich dünner. Der Contest wurde nun eingeläutet, denn Männer mit großen Größen haben mit asos eine Art Pionier gefunden, der sie nicht mehr dazu verpflichtet, das zu kaufen, was spezialisierte Hersteller ihnen anbieten, sondern ihnen die modische Wahl ermöglicht, die ihnen bislang verwehrt wurde. Damit wurde ein Stein ins Rollen gebracht – in der medialen Berücksichtigung bietet das Segment allerdings durchaus noch Luft nach oben.
„Wir hätten auch gerne noch mehr Männer“
Die Hamburger Model-Management-Agentur CURVE folgt bereits seit 2011 dem Ruf nach mehr Diversität in der Branche und hat ausschließlich Plus Size Models unter Vertrag. FT hat mit Bookerin Ariane Freienstein über das Business im Bereich der Menswear gesprochen.
FT: Ist man mit einer Plus-Size-Agentur in der Branche eher ein Exot oder ein Vorreiter?
Ariane Freienstein: „Ich würde sagen Vorreiter, aber eigentlich schon etabliert.“
Würdest du sagen, dass der Plus-Size-Markt wächst?
„Auf jeden Fall, und zwar mit jedem Jahr.“
Ihr habt auch zahlreiche Männer unter Vertrag – wie ist die Resonanz in diesem Bereich?
„Ausgesprochen positiv. Wir hätten auch gerne noch mehr Männer, die wir anbieten können.“
Wo findet man männliche Models in großen Größen – ist das eher Zufall oder gibt es tatsächlich Männer, die gezielt als Plus Size Models tätig sein möchten?
„Es ist eine Mischung aus beidem. Wir arbeiten mit internationalen Agenturen zusammen, die uns auch immer wieder ihre Modelle für den deutschen Markt anbieten. Grundsätzlich sind wir aber immer aktiv auf der Suche nach passenden Männern, entweder direkt in Hamburg oder auch international.“
Wie würdest du die Kundenstruktur im Bereich der männlichen Plus Size Models bezeichnen – sind das im Modebereich eher konservative und ältere Marken oder durchaus auch junge und trendige?
„Es sind eher trendige Brands, die entdeckt haben, dass auch Plus-Size-Menschen gerne modisch und hip aussehen. Konservative Marken kommen jetzt aber auch mehr und mehr, was uns natürlich freut.“