Was macht eigentlich ein Stylist?
Dass im Fernsehen und auf Fotos die Outfits immer so gut aussehen, liegt an der Arbeit des Stylisten. Er schaut, was zusammenpasst und ob die Ware richtig sitzt. Es sei sein Traumjob, hat uns Chris Geilhausen erzählt.
FT: Chris, ich stelle mir das jetzt so vor, dass du schon als Kind nichts lieber gemacht hast, als für andere Anziehsachen rauszusuchen. Also, wolltest du schon immer Stylist werden?
Chris Geilhausen: „Ehrlich gesagt nein, bei mir hat sich das einfach so ergeben. Eigentlich war ich Grafiker. Irgendwann hat die Werbeabteilung, für die ich gearbeitet habe, von einem Versandhandelsunternehmen einen Sportswear-Anbieter gekauft. Wir haben dann den Katalog dafür in Eigenregie gemacht und ich habe das Shooting als Art Director betreut. Damit gab es für mich den ersten Kontakt zu diesem Beruf. Mein Job damals war übergreifend und ich war unter anderem bei den Trendgesprächen vom Einkauf dabei und habe mir im Kopf überlegt, welche Models welche Sachen wie tragen können. Das Styling an sich hat jemand anders gemacht, aber ich hatte Einfluss auf die Ideen und habe schnell gemerkt, dass mich das interessiert. Ein bisschen habe ich noch gebraucht, aber irgendwann war für mich klar: Ich will als Stylist arbeiten. Und so kam Ende 2008 der Entschluss, mich in diesem Bereich komplett selbstständig zu machen.“
Wie ging es dann los?
„Zunächst als Styling-Assistent: Ich habe viel für TV-Produktionen gearbeitet, hauptsächlich für Trailer-Drehs und Werbefotos für TV-Formate. In der Zeit habe ich viel gelernt. Als Stylist muss man die Sachen bügeln, abstecken und zusammenstellen können. Bei einem Dreh sollten die Kandidaten zum Beispiel in einem Outfit vorgestellt werden, das typisch dafür war, woher man sie kannte. Das war nicht ohne damals, denn wir hatten mehrere Kandidaten gleichzeitig und es sollte nicht rauskommen, wer bei der Show mitmacht. Also bekamen alle Codenamen und wir mussten sehr vorsichtig unterwegs sein, zumal wir auch die Outfits besorgen mussten.“
Besorgt man als Stylst immer die Outfits?
„Nein, das ist ganz unterschiedlich. Es gibt Jobs, da ist die Kleidung schon da und man muss sie stylen. Es kann auch sein, dass man die Accessoires mitbringt oder ganze Outfits kauft, aber natürlich auch, dass die Ausstattung zum Teil oder komplett von Firmen ausgeliehen wird, was natürlich bei Promis gerne gemacht wird.“
Apropos Promis, da waren bei den TV-Produktionen bestimmt welche dabei. Wie ist es denn so mit denen?
„Das Erstaunliche ist, das die richtigen A-Promis sehr nett und unkompliziert sind. Die arbeiten sehr professionell. In der Regel besorgt man eine Auswahl an Kleidung, dann können die Promis sich daraus was auswählen und man bespricht die Looks mit ihnen. Und in der Produktion muss man – wie bei jedem anderen Auftrag auch – schauen, dass die Outfits gut sitzen.“
Gibt es da Besonderheiten?
„Beim Fernsehen funktionieren manche Kleidungsteile einfach technisch nicht, darauf muss man achten. Wird vorm Green Room gedreht, also vor grüner Wand, sollte man nichts Grünes anziehen, sonst wird es unsichtbar. Oder bestimmte Muster, die gehen generell nicht, weil es sonst flimmert. Beim Film hingegen heißt es beispielsweise aufzupassen, dass es in den Outfits keine ,Anschlussfehler‘ gibt. Aber das machen meist eher Kostümbildner. Die haben auch eine andere Ausbildung.“
Wir waren stehen geblieben, als du Assistent warst. Wie ging es weiter?
„Ich war zwei Jahre als Assistent tätig und hatte dabei immer schon mal eigene kleine Aufträge. Du lernst bei den Jobs viele Leute kennen und nach und nach habe ich dann als eigenständiger Stylist gearbeitet.“
Welche Produktionen betreust du denn?
„Ich style hauptsächlich Fotoproduktionen, zum Beispiel für Kataloge, Magazine oder Werbung.“
Und wo bekommst du die Jobs her?
„Natürlich gibt es auch Agenturen, die Stylisten vermitteln. Aber ich akquiriere meine Jobs selbst, etwa wenn mich jemand über meine Homepage findet. Außerdem habe ich zum Glück viele Stammkunden, die mich regelmäßig buchen, und dann kommt viel über Mund-zu-Mund-Propaganda. Wenn du deinen Job mit Herz machst, spricht sich das rum.“
Hat sich deine Arbeit mit den Jahren sehr verändert?
„Für mich eigentlich nicht, was aber sicher daran liegt, dass ich schon lange im Geschäft bin. Wenn ich junge Kollegen betrachte, da geht nichts mehr ohne Social Media, sie bekommen ihre Jobs viel über ihren Instagram-Account. Der Druck ist groß geworden und viele fahren inzwischen mehrgleisig und bieten außer Styling beispielsweise auch Haare und Make-up an.“
Wenn du zurückblickst, was war dein coolster Job?
„Na ja, viele tolle Sachen machst du in freien Produktionen, wenn man sich unentgeltlich zusammentut, um tolle Bilder für die eigene Mappe zu bekommen. Da hatten wir auch schon mal ein echtes Pferd im Studio. Ein schöner Auftrag war eine Fotoproduktion in Las Vegas. Wir sind rumgereist und haben Aufnahmen in der Natur gemacht und ich hätte nie gedacht, dass es rund um den Ort so viel tolle und unterschiedliche Vegetation gibt, Landschaften, die ich so noch nie gesehen hatte.“
Ein Satz zum Schluss:
„Die Arbeit als Stylist ist wirklich sehr vielseitig und bietet ein großes Spektrum an Jobs – und sie macht riesig Spaß.“
Stylist für Foto-, Film- und Fernsehproduktionen
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www.geilhausen-styling.de