Zur Pitti Uomo präsentierte die Karl Lagerfeld International B.V. ihre neue Kollektion und erinnerte gleichzeitig in einer Hommage an das immense kreative Erbe, mit dem Karl Lagerfeld zur weltweiten Designikone wurde. Pier Paolo Righi im FT-Gespräch
In einer Lifestyle-Präsentation zum Frühjahr 2020 machte Karl Lagerfeld das Bauhaus mit seiner Klarheit und Moderne zum Thema. Die damals revolutionäre Designästhetik hat die Moderne bis heute entscheidend geprägt. Der Menswear Ambassador für die Frühjahrskollektion 2020 ist Sebastien Jondeau. Über 20 Jahre war er der persönliche Assistent Karl Lagerfelds und ist ein integrales und inspirierendes Mitglied der Lagerfeld Family. In einem Edit wurden dazu Key Pieces herausgestellt.
Auf einer riesigen Porträtwand setzte ENDLESS – weltweit bekannt für seine provokante Street Art – ein Karl-Lagerfeld-Porträt in Szene. Seine Limited-Edition-T-Shirts waren natürlich direkt vergriffen.
Pier Paolo Righi, der CEO von Karl Lagerfeld, begreift die Pitti Uomo als eine außergewöhnliche Plattform, um die Kollektionen, die Inspiration und die Immersion in die Welt von Karl mit einem hochkarätigen internationalen Publikum zu teilen. Wir sprachen mit ihm in Florenz.
FT: Vor acht Jahren haben Sie das Projekt Karl Lagerfeld in die Hand genommen. Wie definieren Sie Ihre DNA?
Pier Paolo Righi: „Es war damals ein Neustart mit einer langfristigen Perspektive. Wir haben in der Marke alle Attribute zum Leben gebracht, die Karl Lagerfeld ausmachen. Wir sehen ihn als Kosmopoliten, der multikulturell offen ist, sich für Kunst und Musik interessiert und dabei mit Ironie in die Welt blickt.“
Was hat sich mit dem Tod von Karl Lagerfeld geändert?
„Ich habe noch fast neun Jahre mit Karl Lagerfeld zusammengearbeitet, eine extrem inspirierende und spannende Zeit. Wir haben von Anfang an die Marke gemeinsam so aufgebaut, dass sie auch ohne ihn selbst auf soliden Beinen steht. Wir haben gemeinsam ein starkes circa 200-köpfiges Team sowohl in Paris als auch in Amsterdam zusammengestellt, wo wir den Schwerpunkt in Produkt und Kreation haben. Wir haben Karls Stilwelt verinnerlicht.“
Was macht diese noch aus?
„Sie ist natürlich gekennzeichnet vom ikonischen Pariser Rock Chic, den Karl Lagerfeld stets ausstrahlte. Ein Glam-Faktor mit Spaß, das Ganze ist sehr lebensbejahend. Als Farbcode stehen natürlich Black sowie Black and White im Vordergrund. Ein Key Look sind sicher der Tuxedo, die enge Black Denim und das weiße Hemd, auch wenn wir den hohen Kragen nicht so markant schneidern, wie ihn Karl getragen hat. Die schwarzen fingerlosen Handschuhe gehören definitiv dazu. Aber auch die Sportswear wird für uns immer wichtiger.“
Was sind die Schwerpunkte Ihrer Vermarktungsstrategie?
„In erster Linie wollen wir den Konsumenten Teil der Karl-Lagerfeld-Welt werden lassen. Dazu gehören natürlich auch Kollaborationen. Karl Lagerfeld war in dieser Hinsicht schon zu Lebzeiten ein Genie. Er war der Erste, der mit H&M vor elf Jahren eine extrem erfolgreiche Collab gestartet hat. Er war zum Beispiel auch die erste Persönlichkeit, die auf einer Cola-Flasche abgebildet wurde.
Wir versuchen, unser Portfolio über Lizenzen strategisch zu erweitern. Schuhe, Taschen, Parfüm und Uhren spielen dabei neben unserer Ready-to-wear-Kollektion eine große Rolle. Dabei achten wir sehr genau auf eine enge kreative Führung, die wir von KL aus steuern.“
Wie sieht es mit Collabs aus?
„Hier auf der Messe zeigen wir ja die Zusammenarbeit zwischen KL und ENDLESS. Eine Collab mit PUMA für Women und Men läuft. Da gibt es weiter viel Potenzial. Wichtig ist uns aber auch die enge Einbindung der KL Family. Ob Sébastien Jondeau, Carine Roitfeld oder Olivia Palermo, sie gehören dazu.“
Wo sehen Sie Ihre Preispositionierung?
„Ein Dress liegt im Handel zwischen 300 und 400 Euro, eine Tasche bei 400 und der Anzug bei 500 Euro. Das ist eine Premium-Preispositionierung. Aber die Marke soll inklusiv und erreichbar sein. Wir wollen den Kunden in unsere Welt einladen. KL können Sie 24 Stunden an 7 Tagen die Woche tragen. Die Kollektion ist sowohl business- als auch partyfähig.“
Wie sehen Sie die Geschäftsentwicklung?
„Wir sind in 2018 um 50 Prozent gewachsen, auf vergleichbarer Fläche um 30 Prozent. Wir erreichen einen Markenumsatz im Handel von circa 600 Millionen Euro. Davon entfällt ein Viertel auf Menswear. Starke Märkte sind für uns der Mittlere Osten, Russland oder die USA. Aber auch in der DACH-Region wachsen wir zweistellig. In Deutschland haben wir 50 Wholesale-Kunden und 3 eigene Läden, davon einen in Berlin. Hier haben wir sicher noch Potenzial. Weltweit betreiben wir 200 Mono-Brand Stores. Online wächst überproportional, bei Women sind wir bei 30 Prozent.“