Der Australier, einst Gründungsmitglied und Gitarrist bei Nick Caves Bad Seeds, hat sich in den letzten drei Jahrzehnten längst selbst einen (guten) Namen gemacht im Grenzbereich zwischen Indie/Rock/Blues und Electronica. Meist eher ruhig gehalten, von der düsteren Seite des Klanguniversums kommend, verbreiten seine Songs, hier mit Unterstützung der italienischen Sacri Cuori, Chris Brokaw von den Lemonheads, der Calexico-Violinistin Vicki Brown und der australischen Sängerin Lisa Crawley, eine bezaubernd-dichte Atmosphäre. Dass Hugo Races Stimme inzwischen in Richtung später Leonard Cohen gereift ist, macht die Mischung umso perfekter. Die Songs, allesamt aus der Feder des Meisters selbst, schwanken zwischen schaurigen Storys über fingerlose Bogenschützen und brennender Sehnsucht. Allesamt eher der Nachtseite zugewandte Themen, aber so zum Verzweifeln schön umgesetzt, dass Schaudern selten so schön war. Dabei hätten die Melodien an sich („Phenomenum“, „This Is Desire“ oder „Fool’s Gold“) durchaus das Zeug, in entsprechend fröhlichen Arrangements mit optimistischeren Texten auch die (anspruchsvolle) Popwelt zu erobern. Race hingegen zieht es vor, die depressiven Seiten des Daseins zu beleuchten. Schuster, bleib bei deinem Leisten, sozusagen. Denn das, was Hugo Race da macht, ist in der Tat meisterlich. Für Freunde des späten Leonard Cohen und Nick Cave.
Calexico / Iron & Wine – Years To Burn
Autor: Christoph AndersSchon die erste Gemeinschaftsarbeit der beiden Größen sorgte für ein ebenso erfreuliches wie erinnernswertes Hörerlebnis und so ließ die Ankündigung der Wiederkehr dieses einmaligen Moments des kreativen Zusammenwachsens hohe und höchste Erwartungen wach werden. Dabei entstanden die Aufnahmen zum Zweitwerk eher heimlich, still und leise Ende 2018 in wenigen Tagen in einem Studio in Nashville. Sam Beam hatte die meisten der acht Songs bereits bei der Anreise im Gepäck, weitere Weisen, vor allem die mehrteilige „The Bitter Suite“, entfalteten sich während des gemeinschaftlichen Musizierens. Von der ansteckenden Energie des Zusammenwirkens aber zeugen alle Songs, die in ihrer melodieverliebten Natürlichkeit, in einer von dezentem Hall begleiteten, herrlich nach echtem Handwerk klingenden, herzwärmend familiär zusammengewachsenen Spiel-Einheit und vor allem mehrstimmigen, harmonieseligen (Chor-)Gesängen sich ihren Weg unwiderstehlich bis ins Herz erschmeicheln. Bereichert um ausgewähltes Instrumentalwerk von Paul Niehaus (Pedal Steel), Jacob Valenzuela (Trompete), Sebastian Steinberg (A- und E-Bass) und Rob Burger (Akkordeon), werden die samtweichen Melodien in das stets richtige Roots-Licht gerückt, durchlebt der Hörer die Weiten des (Cosmic) American-Music-Feldes vom klassischen Singer-Songwriter-Folk über den Country Rock eines frühen Neil Young und vielstimmige CSN-Vokal-Wolken hin zu Morricones Breitwand, inzwischen klassischem Calexico-Stoff und einer kurzen jazznah-experimentellen Klang-Rausch-Exkursion. Gepaart mit American-Songbook-werten Balladen, unvergesslicher Simon-&-Garfunkel-Duett-Delikatesse und der himmlischen Harmonieseligkeit der frühen Gibb-Brüder, schenken uns Beam, Burns und Convertino einen Acht-Song-Reigen, der bereits beim vorsichtigen Kennenlernen lächeln lässt, seinen bleibenden Wert aber erst nach mehrfacher Begegnung, dann aber umso nachhaltiger offenbart.