Die OLYMP-Tochter MAERZ Muenchen hat sich in der Menswear personell gestärkt und will sich auch modisch verjüngen. Bereits zur kommenden Pitti Uomo soll die Handschrift des neuen Produktchefs deutlich zu sehen sein. Die Münchner wollen auch das laufende Geschäftsjahr mit einem Umsatzplus abschließen.
„Die Orderrunde zum Herbst/Winter 2019 konnten wir in Deutschland mit einem einstelligen Plus zum Vorjahr abschließen. Gekauft wurden vor allem modische Themen. Hier ist besonders das Westen-Thema nach wie vor ein starker Treiber unserer Umsätze. Im Ausland erweist sich der russische Markt als schwierig, während wir hingegen in Österreich, den Niederlanden und der Schweiz auf Wachstumskurs sind.“ Katja Beibl, Geschäftsführerin des Stickers MAERZ Muenchen blickt gegenüber FT unterm Strich zufrieden auf die zurückliegenden Wochen. Und das vor dem Hintergrund, dass die Münchner im Geschäftsjahr 2018 den Umsatz um 1,6 Millionen Euro auf 29,9 Millionen Euro steigern konnten. Immerhin ein Plus von 5,7 Prozent. Umsatztreiber sei vor allem die Womenswear, die ein Wachstum von 19 Prozent verzeichnen konnte. Zudem haben die Münchner im vergangenen Jahr 23 neue Knit-Shop-in-Shop-Flächen in Deutschland und der Schweiz eröffnet.
„Unser Knit-Shop-Konzept, welches wir zusammen mit dem bayerischen Möbeldesigner Nils Holger Moormann entwickelt haben, hat sich in den vergangenen Jahren bewährt. Der Ladenbau befindet sich in einem permanenten Finetuning, eine grundsätzliche Konzepterneuerung halten wir noch nicht für notwendig“, sagt Beibl. Die Menswear macht immer noch über 65 Prozent des Umsatzes aus, allerdings holt die Womenswear kräftig auf. Für die verbleibenden Monate des Jahres 2019 plant die Managerin gegenüber FT fest mit einem weiteren Aufwärtstrend: „Wir rechnen mit einem einstelligen Plus – entscheidend ist für uns, dem Handel im zweiten Halbjahr kurzfristig die richtigen Nachorderthemen anbieten zu können“, betont Beibl. Wachstumsimpulse für das Exportgeschäft verspricht sie sich insbesondere auch von der Präsenz auf der Pitti Uomo, wo die OLYMP-Tochter im Sommer 2018 Premiere feierte.
„Wolle ist wertvoll“
Allerdings zwang die Beschaffungsseite zum Handeln. Preissteigerungen der Wolle und Lohnerhöhungen im ungarischen Produktionsbetrieb ließen sich nicht mehr ausgleichen. MAERZ hatte die Preise um 11 Prozent erhöht. Keine leichte Entscheidung, beklagte doch der Handel 2018 schleppende Geschäfte. Andererseits spricht zumindest der Kölner Handelsverband BTE von Zeichen der Hoffnung. „Die letzten Jahre konnten wir die Wollpreiserhöhungen über vielfältige Prozessoptimierungen beziehungsweise Umsatzsteigerungen kompensieren. Dies war im vergangenen Jahr leider nicht mehr möglich. Die Preiserhöhung wurde vom Einkäufer natürlich nicht bejubelt, aber sie wird akzeptiert und verstanden“, sagt Beibl. Aktuell sind die Münchner bei den Handelspartnern mit einem Schulungskonzept („Knit Training“) unterwegs, das sich speziell dem Thema „Wolle ist wertvoll“ widmet. „Im Fokus steht hier das Verkaufspersonal, das alle Informationen rund um die Preiserhöhung erhält, sodass der Endverbraucher zur Herbst/Winter-Saison abgeholt werden kann“, erklärt Beibl.
„Das Einkaufsverhalten hat sich einschneidend verändert.”
Premium ist kein Selbstläufer, sagt auch die MAERZ-Chefin. Die LUDWIG BECK AG zum Beispiel spricht von einem harten Geschäftsjahr, von einem Jahr der Transformation, und auch andere Dickschiffe sind ins Trudeln gekommen, nicht allein KARSTADT und GALERIA KAUFHOF. Dass die Kunden aber grundsätzlich Konsumverzicht üben, sieht Beibl nicht: „Dagegen sprechen vor allem die Online-Umsätze. Ich glaube vielmehr, dass sich das Einkaufsverhalten einschneidend verändert. Es geht nicht mehr um die Masse und das Konsumieren von möglichst viel Mode, sondern es geht vielmehr darum, bewusster zu konsumieren und mit seinem Einkauf eine Haltung einzunehmen. Der Endverbraucher sucht ,ehrliche‘ Produkte und möchte wissen, was er kauft, wie es produziert wurde und wer die Menschen hinter der Marke sind. Wenn dies alles überzeugt, spielt der Preis im Premium-Segment eine untergeordnete Rolle.“
Die Menswear wurde personell gestärkt. Marius Borgards, der seit Anfang dieses Jahres das Produktmanagement der Menswear verantwortet, hat einen starken Fokus auf den Ausbau der modischen Themen. „Schon zur kommenden Pitti Uomo im Sommer zeigen wir Themen, die eine jüngere Handschrift tragen. Sie können sich darauf freuen!“, kündigt Beibl an. Zur Profilierung der Marke bei den Verbrauchern setzt MAERZ Muenchen mit dem saisonalen Magazin „knit stories“, in dem den Kunden ausgewählte Produkthighlights und Trendthemen vorgestellt werden. „Ein wichtiger Kanal ist natürlich auch Social Media, allem voran Instagram. Hier steckt noch viel Potenzial für uns und es wird daher definitiv in den nächsten Jahren ein Fokusthema bleiben. Last, but not least ist unser Online-Shop mit der integrierten Company Site ein wichtiges Kommunikationstool zu unseren Endverbrauchern“, sagt die Managerin.
Ob sie allerdings so viel in Influencer Marketing stecken würde wie andere Top-Marken in der Branche, verneint sie im Grunde, selbst wenn ihr Marketing-Budget deutlich größer wäre. Laut einer Studie zahlen Modemarken Top-Influencern im Schnitt 34.000 Euro – pro Post. Gut investiertes Geld? „Summen in dieser Höhe für einen Post bewegen sich außerhalb unseres Marketing-Budgets. Aufgrund der Schnelllebigkeit von Social Media halte ich derartig hohe Beträge grundsätzlich für fragwürdig, jedoch muss man immer den Einzelfall betrachten.“