Frauen haben ja (fast) schon alles. Doch beim Mann wird dagegen steigender Bedarf gesehen: Deshalb steht der an Mode und Styling Interessierte immer mehr im Blickpunkt der Unternehmen – auch bei trendigen Accessoires.
Getönte Tagescreme, Augenbrauenstift und Lippenbalsam – fertig ist das Make-up. Nicht erwähnenswert? Oh doch – es geht um Produkte für den Mann! BOY DE CHANEL heißt die Linie der französischen Luxusmarke, die im Herbst letzten Jahres auf den Markt kam und einen neuen Trend symbolisiert: Der stylishe Mann steht im Blickpunkt der Industrie.
Da Frauen ja (scheinbar) schon alles haben, sind echte Umsatzzuwächse nur bei Männern zu generieren, sind sich die Unternehmen einig. Deshalb gibt es im Drogeriemarkt nun ganze Regalreihen voll mit Bart-Ölen, Gesichtsmasken oder Enthaarungscremes speziell für ihn und DOUGLAS offeriert im Online-Shop einen eigenen Bereich für Herrenpflege. Unter dem Stichwort „Das ist SEINZ.“ bietet Filialist dm seit Kurzem sogar eine eigene, cool gemachte Plattform im Netz „für Pflege, Rasur und Styling“ mit über 700 Produkten und zahlreichen Tipps und Trends für Herren an.
Farbenfrohe Accessoires als Impulsgeber
Bei Herren-Accessoires ist das nichts Neues, die Entwicklung begann hier schon ein paar Jahre früher: Herrschte in den 1990er-Jahren in der Regel noch schwarz-braune Eintönigkeit, fing es im neuen Jahrtausend langsam mit dem farbigen Erwachen an. Blau, Rot und Grün zogen zunächst – unter kritischen Blicken – ins Schuhregal ein. Die niederländische Marke Floris van Bommel oder das französische Label MELVIN & HAMILTON gingen sehr mutig voran und ebneten neue modische Wege.
Auch Strümpfe, wie die von HappySocks, Krawatten und Fliegen machten Farbexperimente und die ersten „neuen“ Männer waren mit von der Partie. Dem entzog sich dann auch der Taschenbereich nicht mehr: Aktenmappen aus farbigem Leder in Krokoprägung sorgten für Aufsehen auf den Messen.
Das neue modische Selbstverständnis kam mehr und mehr auch bei „Otto Normalverbraucher“ an, Herrenhemden und Oberbekleidung folgten der Entwicklung und so wurde es kontinuierlich immer farbiger, gemusterter und experimenteller im männlichen Kleiderschrank.
Fachhandel reagiert
Inzwischen ist das modische Angebot in allen Preissegmenten vorhanden, der Wille des Kunden zum Kauf auch und so werden die Sortimente ebenfalls mutiger und ziehen nach. In einer Umfrage der Fachzeitschrift TextilMitteilungen gaben vor Kurzem 73 Prozent der befragten Textilfachhändler an, dass 2019 Schuhe und Accessoires für Herren wichtig bleiben. Im Damenbereich stimmten dem nur 62 Prozent zu. Warum also nicht auch eine eigene kleine „Männer-Ecke“ mit Accessoires präsentieren, wie es jetzt zum Beispiel das Geschäft Augenweide & GeschmackSinn in Usingen macht.
Dass davor das Sichten der Neuheiten kommt, versteht sich. So wundert es auch nicht, dass sich die beiden großen Fachmessen für Taschen und Schuhe, die ILM in Offenbach und die Gallery SHOES in Düsseldorf, bei ihren letzten Ausgaben über zusätzlichen Besuch aus dem Textilbereich gefreut haben. „Wir bieten verschiedene Herren-Accessoires aus einer Hand – das ist neu und kommt beim Textil- und Lederwarenhandel sehr gut an. Vor allem die andere, attraktive Art der Warenpräsentation hat für viele neugierige Blicke und interessante Kontakte gesorgt“, hieß es zum Beispiel in Offenbach am Stand von BGENTS, einem Komplettanbieter für Herren-Accessoires aus Frankfurt. Messechef Arnd Hinrich Kappe zeigt sich über „viele Neukunden, die zum ersten Mal die ILM besucht haben“, zufrieden und fügt an, dass der Bereich Accessoires viele Innovationen für den Textil- und Schuhhandel gezeigt habe, wie zum Beispiel praktische Handy-Taschen, das Must-have des digitalen Zeitalters. Bei der Düsseldorfer Gallery SHOES „gehörten dieses Mal weiterhin Sneaker in allen Varianten und Westernboots zu den größten Trends“. Farbenfrohe Schuhsohlen, Farb- und Mustermixe sowie auffällige Materialbearbeitungen brachten ausdrucksstarke Herrenschuhe mit sich. Kauft, Männer, kauft! Schöne neue Modewelt.