Wie viel Funktionalität braucht unsere Mode?

Trend

Nicht mehr das „Was“ entscheidet, sondern das „Wie“. ©pixabay
Autorin: Nina Peter

Wir haben in den letzten Ausgaben das Thema Funktionalität in der Mode schon häufiger angesprochen – denn was lange Zeit nur dem Bereich der Active- und Sportswear zuzuordnen war, ist inzwischen auch gänzlich im Markt der kommerziellen Mode angekommen. Wir haben uns gefragt, welche Bedürfnisse der Konsumenten dieser Entwicklung vorausgehen und sie weiterhin vorantreiben – Trendforscher Ulrich Köhler, Geschäftsführer TRENDBÜRO Beratungsunternehmen für gesellschaftlichen Wandel B.G.W. GmbH, gibt Antworten.

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FT: Ist der Anspruch an Funktionalität in der Mode seitens des Konsumenten gewachsen?
Ulrich Köhler:Als soziale Wesen sehnen sich Konsumenten immer nach positivem Feedback von anderen. Mode spielt dabei eine zentrale Rolle. Gerade aber in der orientierenden Qualität von Mode – mit ihr zeige ich die Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen und Schichten – ist ein Wandel hin zu mehr Funktionalität spürbar. In einem als anstrengend empfundenen Alltag wollen sich Menschen als fit und leistungsfähig präsentieren. Das funktioniert besonders gut über das Zurschaustellen aktiver Lebensstile. Mode, die sportliche Funktionalität bietet, sich Elementen aus Expeditions- oder Militär-Bekleidung bedient oder als Marke ohnehin diese Bereiche bedient, suggeriert diesen aktiven Lebensstil. Kurz gesagt: Mit dem wachsenden Anspruch an die eigene Leistungsfähigkeit steigt auch der Anspruch von Konsumenten an die Funktionalität von Mode.“

Welche Funktionalitäten und Ideen sehen Sie als zukunftsweisend an?
Ein entscheidendes Kriterium für Funktionalität der Zukunft ist die Frage nach dem ‚Wie‘, nicht mehr allein die Frage nach dem ‚Was‘. Funktionalität, oft quantifizierbar in Wasser- und Winddichte, Abriebfestigkeit oder Wärmeisolation, lässt sich nur durch den Einsatz spezieller Materialien erreichen. Konsumenten fordern zunehmend mindestens die nachhaltige Produktion derselben ein, oft aber ist der Wunsch nach einem Rückgriff auf ,natürliche‘ Prozesse zur Funktionssteigerung noch größer. Gewachste Stoffe oder Filz sind Beispiele für eine solche Funktionalität. Die vielfach beschworene vernetzte Bekleidung fristet dagegen auch langfristig eher ein Nischendasein: Mobile Devices sind flexibler und schlicht praktischer als das Sweatshirt mit Telefonfunktion. Technologien zur Überprüfung von Authentizität oder dem lückenlosen Nachweis der Produktionskette (NFC, Blockchain) sind dagegen Funktionen, die in Zukunft stark an Bedeutung zunehmen werden.“

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Welche gesellschaftlichen Entwicklungen (sei es den Lebensraum oder die Lebensart betreffend) treiben diesen Fortschritt voran?
„Wie eingangs erwähnt, empfinden viele Konsumenten den sich unter den Aspekten von Digitalisierung und Globalisierung ändernden Alltag als anstrengend, geradezu bedrohlich. Die Konsequenz ist die Suche nach Erholung und Energiequellen. Hieraus erklärt sich die zunehmende Sehnsucht nach Natur – nicht nur als physischer Rückzugsort, sondern als Idee, die es auch in den Bereichen Ernährung, Fitness oder selbst Mode zu leben gilt. Ein gesunder Lebensstil ist die gewollte Reaktion auf unseren durchgetakteten Lebensstil.“

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