Autorin: Tays Jennifer Köper-Kelemen
Die NEW Heritage, Festival für Zeitloses, geht nunmehr mit Beteiligung der MUNICH FABRIC START Exhibitions GmbH in ihr drittes Messejahr. Fashion Today hat die Macher der B2C- sowie B2B-Veranstaltung mit Fokus auf Manufakturprodukte im Gespräch nach der Bedeutung von Endverbrauchern als Zielgruppe gefragt.
Die NEW Heritage hat sich sowohl als B2C- wie auch als B2B-Plattform etabliert. Mit Beteiligung der MUNICH FABRIC START Exhibitions GmbH soll das „Festival für Zeitloses“, das seit 2017 einmal pro Jahr in München und Düsseldorf stattfindet und sich der Präsentation von hochwertigen Manufakturprodukten verschrieben hat, von positiven Synergie-Effekten profitieren sowie organisch weiter wachsen. Fashion Today hat bei Moritz Fuchs, Initiator und Geschäftsführer der NEW Heritage, sowie Sebastian Klinder, Managing Director der MUNICH FABRIC START und Geschäftsführer der NEW Heritage, einmal nachgehört, was Endverbrauchern Messe-Veranstaltungen geben können und wie der Spagat zwischen Publikums- und Fach-Event gelingt.
FT: Was macht das Konzept der NEW Heritage besonders?
Moritz Fuchs: „Von Bekleidung über Accessoires bis hin zu Mobiliar, Freizeitprodukten und Spirituosen – die NEW Heritage vereint unter ihrem Dach viele Produkte unterschiedlicher Bereiche. Eines haben sie jedoch alle gemein: Sie sind von höchster Qualität und oftmals in Handarbeit gefertigt. So hat sich die NEW Heritage zu einer Veranstaltung für all diejenigen etabliert, die auf der Suche sind nach Qualität und Authentizität, nach Marken und Produkten abseits des Mainstreams und einem neuen Einkaufserlebnis – und zwar B2C wie auch B2B.“
Welchen Stellenwert genau nehmen aktuell Endverbraucher als Zielgruppe für Sie ein? Wird sich der Fokus der NEW Heritage künftig eventuell stärker Richtung Handel verschieben?
Fuchs: „Wir haben die NEW Heritage mit dem Ziel initiiert, dem Endkonsumenten die Produkte zu präsentieren, für die er sich begeistert, die er mittlerweile aber kaum noch in den Läden seiner Stadt findet. Natürlich ist aber auch der Handel immer auf der Suche nach Inspiration und neuen Produkten, die in sein Konzept passen. Bei den vergangenen Veranstaltungen haben wir gemerkt, dass die NEW Heritage auch im B2B-Bereich als spannende Plattform wahrgenommen wird. Grundsätzlich verstehen wir uns als People-to-People-Event. Mit einer Schnittmenge von Endkonsumenten und Handel, der prinzipiell die Wertschätzung für das Produkt zugrunde liegt. Der direkte Austausch vor Ort geschieht auf ganz natürliche Art und Weise und belebt sich gegenseitig. Wir beobachten das Bedürfnis für eine Plattform, auf der Ideen ausgetauscht und verwirklicht werden, neue Kooperationen und Konzepte entstehen, Marken und Produkte zum Anfassen vorgestellt werden können. Dies funktioniert nur im Zusammenspiel von Endkonsumenten und Handel, nicht mit einem einseitigen Fokus.“
Inwieweit denken Sie, liegt es generell am Puls der Zeit, Endverbraucher in Fach-Veranstaltungen zu integrieren?
Sebastian Klinder: „Es ist stark branchenabhängig, ob es für eine B2B-Messe zuträglich ist, sich für den Endkonsumenten zu öffnen. In einigen Industrien funktioniert das sicher zufriedenstellend, da es Marken einen direkten Einblick in das Konsumverhalten sowie wertvolles Feedback von Endkonsumentenseite zum Produkt liefert. Faktoren wie das Messeformat, die Anforderungen der Aussteller, die bisherige Auslastung der Messe müssen hierbei berücksichtigt werden.
Neben harten Faktoren wie zusätzlichen Eintrittsgeldern oder einem direkten ROI für den Aussteller kann eine Öffnung für den Endkonsumenten aber auch den Vorteil haben, dass Hersteller und Händler so unmittelbar erkennen, welche Produkte eines Ausstellers gut funktionieren und welche somit den Weg in den Einzelhandel finden sollten. Abhängig von der Art der Fachveranstaltung sollten B2B-Veranstaltungen in ihrer Funktion grundsätzlich nicht mit der Öffnung für Endverbraucher verwässert werden. Die klare Abgrenzung innerhalb der Wertschöpfungskette ist für eine professionelle Durchführung und eine klare Positionierung des Messeformats von großer Bedeutung. Dem steht gegenüber, dass die Bedürfnisse des Endverbrauchers wieder viel mehr in den Mittelpunkt rücken müssen. Die Integration von Endverbrauchern in Fach-Veranstaltungen kann somit beispielsweise über eine entsprechende Verlängerung um Publikumstage erzielt werden.“
Noch einmal kurz zur Wechselbeziehung von Herstellern und Endverbrauchern – was ist am direkten Kontakt besonders reizvoll für beide Seiten?
Klinder: „Über digitale Kanäle ist der Endkonsument heutzutage für Marken direkt und jederzeit erreichbar. Für die Hersteller bieten Messen die Möglichkeit, in den direkten Austausch mit ihren Käufern zu kommen, Feedback einzuholen und Inspiration zu finden. Gerade für Hersteller, die ausschließlich über Händler oder das Internet ihre Produkte vertreiben, ist dies ein wichtiger Punkt. Auch für den Endkonsumenten ist der persönliche Kontakt zum Hersteller wichtig. Auf einer Veranstaltung wie der NEW Heritage erlebt der Konsument die Produkte in einem viel emotionaleren Umfeld, er kann das Produkt – zum Beispiel eines, das es sonst nur im Internet zu erwerben gibt – mit allen Sinnen erleben, es sich vom Hersteller selbst erklären lassen, erfahren, welcher Herstellungsprozess dahintersteckt, und teilweise sogar personalisieren lassen.“
Wie gelingt der Spagat zwischen Publikums- und Fach-Event?
Fuchs: „Es ist sehr abhängig von der jeweiligen Veranstaltung, wie gut der Spagat gelingen kann. Beispielsweise spielt es eine Rolle, wie trendlastig eine Messe beziehungsweise die dort ausgestellten Produkte sind. Auf der NEW Heritage werden hauptsächlich zeitlose Produkte vertrieben, die in dieser, aber auch in der nächsten und übernächsten Saison Relevanz haben. Sie dient als Plattform des Zusammentreffens Gleichgesinnter, zur Inspiration. Somit funktioniert sie für B2C- als auch B2B-Konsumenten. Im Fokus steht die Wertschätzung für das Besondere – auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette.“
Die NEW Heritage läuft unter dem Titel ,Festival für Zeitloses‘ – welches Selbstverständnis steckt dahinter?
Fuchs: „Wir wollen, dass die Besucher der NEW Heritage bei unseren Ausstellern Produkte finden, die sie viele Jahre lang begleiten. Produkte, die Bestand haben und zeitlos sind, sei es im Hinblick auf Design, Funktionalität oder Qualität. Des Weiteren haben wir den Anspruch, mehr zu sein als eine Messe oder Ausstellung. Wir wollen, dass die Besucher komplett eintauchen in den Heritage-Lifestyle und sich vom Vibe der Veranstaltung tragen lassen. Daher bieten wir ein vielfältiges Rahmenprogramm an, bei dem zum Beispiel Workshops und Vorträge eine große Rolle spielen. Aus diesem Verständnis heraus entstand der Zusatz ,Festival für Zeitloses‘.“
Welche Herausforderungen gilt es für Sie konkret noch zu meistern?
Klinder: „Mit der NEW Heritage am 11. und 12. Mai 2019 in München gehen wir bereits in die fünfte Veranstaltung. Bei jeder neuen Ausgabe haben wir den Anspruch, den Besuchern etwas Neues zu bieten, sei es, dass sie neue Produkte entdecken können, neue Locations, ein anderes Rahmenprogramm. Auch wir entdecken bei den Vorbereitungen auf jeder NEW Heritage immer neue Aussteller, die es uns ermöglichen, mit einem spannenden Markenmix in gesundem Maße organisch zu wachsen. Gleichzeitig ist es uns wichtig, die gute und persönliche Stimmung, die Emotionalität und Wertschätzung zwischen Ausstellern und Besuchern beizubehalten und an der einen oder anderen Stelle zu überraschen.“
Es ist geplant, weitere Standorte für die NEW Heritage zu erschließen. Können Sie bereits mehr dazu sagen?
Fuchs: „Wir sind überzeugt, dass die NEW Heritage auch in anderen Städten funktionieren kann. Insbesondere der Markt in Wien ist für uns und unsere Aussteller interessant, haben die Wiener doch noch einmal ein ganz anderes Verständnis von Qualität. Daher streben wir noch in diesem Jahr eine Durchführung der NEW Heritage in Wien an.“