Shebam! Pow! Blop! Wizz!

Comic Style

Entenhausen versus Gotham City in Mangaland © Pixabay

Autor: Andreas Grüter

GUCCI und GIVENCHY haben es getan, MARC JACOBS und KENZO auch und selbst streetcredible Brands wie Stüssy, A BATHING APE und Supreme schreckten nicht davor zurück – das Spiel mit Comic-Prints hat in der Mode Hochkonjunktur. Wächst hier zusammen, was zusammengehört?

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Machen wir uns nichts vor – die Zeiten, in denen Mode als Ehrfurcht gebietendes Kulturgut galt, das einer kleinen Kaste verwegener Stilindividualisten scheinbar auf den Leib geschneidert wurde, sind längst vorbei. Angefangen hat die Transformation mit der textilen Massenproduktion, und mit Fashionbloggern und YouTube-Stars hat sie wahrscheinlich ihren Höhepunkt noch längst nicht erreicht. Unter den demokratisierenden Kräften des Pop mit seinem Versprechen einer unendlichen Vervielfältigbarkeit – wir denken an Andy Warhol und seine Factory – ist auch die Exklusivität von Fashion zusammengebrochen und wird heute als Illusion und Schatten ihrer selbst nahezu ausschließlich über den Preis gesteuert. Verwundert es also, dass zeitgenössische Mode anno 2019 mehr denn je Comics als die neben Musik wohl prägnantesten Symbole der Popkultur zitiert, um sich ihrer eigenen Existenzgrundlage zu vergewissern? Kaum. Was in den Achtzigerjahren mit Sprechblasen, Mickey-Mouse-Motiven und den Comic-esquen-Arbeiten Roy Lichtensteins als Shirtprints begann, ist spätestens seit den frühen 2000ern nicht mehr von den Moodboards der Designer wegzudenken und hat sich dank gewiefter Kollaborationsdeals zu einem Multimillionen-Dollar-Geschäft entwickelt.

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Entenhausen versus Gotham City in Mangaland

Wichtigster Player im Game sind dabei sicherlich Disney und Marvel, die mal mit VANS und PRADA, mal mit Clarks und COMME des GARÇONS gemeinsame Sache machen und dabei einen Claim abstecken, der die gesamte stilistische Bandbreite aktueller Modebewegungen betrifft. Und so trifft man seine Lieblings-Superhelden sowohl im Hole-in-the-Wall-Skateshop als auch auf der High Street. Die Antwort auf die berechtigte Frage, ob es sich bei den so entstandenen Styles nicht viel eher um clever inszenierte Merchandise-Ware handelt, liegt im Auge des Betrachters und die Wahrheit wahrscheinlich irgendwo dazwischen. Während es bei den Comic-Klassikern in der Mode leider zumeist doch nur für schnelle Prints reicht, schaffte sich der Underground seine ganz eigenen Fashion-Genres. Etwa die ursprünglich aus Japan stammende Cosplay-Szene, deren Protagonisten sich ähnlich ihren Lieblingsfiguren aus Manga-Comics kleiden. Ein Trend, der mittlerweile nicht nur international viele Anhänger hat, sondern auch seine prägnanten stilistischen Spuren in Mainstream-Kollektionen hinterlässt.

Helden in Designerkostümen

Wie aber sieht es umgekehrt aus? Lassen sich Comic-Künstler in ihrer Arbeit vom Geschehen auf den Modenschauen inspirieren? Hier lohnt nicht nur ein Blick in aktuelle Hefte, sondern auch auf Fansites und Comic Conventions, auf denen spätestens, seit Zeichner Kevin Wada Charaktere aus den Marvel- und DC-Comic-Universen in High Fashion kleidete, heftig über die Bedeutung von Mode im Sujet diskutiert wird. Jen Bartel, Illustratorin für Comic-Serien wie „Jem and the Holograms“ und „Josie and the Pussycats“, erklärt im Interview mit dem New Yorker Online-Magazin „Fashionista“, dass die Auseinandersetzung mit Modemagazinen, Catwalks und Fashionikonen ihren Stil nachhaltig beeinflusse. „Ich denke, das Wichtigste ist dabei, immer am Trend zu bleiben.“