Omnichanneling bleibt das große Thema

EuroCIS 2019

Digitale Aufrüstung des stationären Handels ©Messe Düsseldorf / ctillmann

Autor: Markus Oess

Dahin, wo der Kunde will. Dass Omnichanneling die Zukunft des Handels sein soll, ist nun wahrlich kein Geheimnis mehr, indes perfektionieren sich die Instrumente, die den Händlern an die Hand gegeben werden, zusehends. Die IT-Messe EuroCIS gibt ein Update in einer sich schnell entwickelnden Branche. Hingehen lohnt sich allemal.

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Die fortschreitende Digitalisierung unserer Gesellschaft dominiert momentan auch die Entwicklung im Einzelhandel und damit die EuroCIS 2019. Omnichannel Retailing, das heißt die Kundenansprache über verschiedene, vollständig integrierte Kanäle, ist unerlässlich geworden. Deshalb spielen alle Lösungen, die den Handel beim Umsetzen seiner Omnichannel-Strategien unterstützen, auf der EuroCIS 2019 eine herausragende Rolle“, sagt Ulrich Spaan, Mitglied der Geschäftsleitung beim Kölner EHI Retail Institute und verantwortlich für den Bereich Messen und IT. Die IT-Messe für den Handel, EuroCIS, wurde vom EHI und der Messe Düsseldorf gegründet.

Zu den Lösungen, mit denen sich der Handel für die nahe Zukunft rüstet, gehören vor allem Mobile Solutions, sei es zur Unterstützung des Personals im Store, zur Interaktion mit dem Smartphone der Kunden oder zur Umsetzung von Mobile Payment oder die Digitalisierung des PoS, die mit Smart Mirrors, Videowalls oder Virtual Reality für mehr Service und die Emotionalisierung des Einkaufserlebnisses sorgen sollen. „Groß im Kommen sind auch die Themen IoT, AI und Robotics. Hier wird in den nächsten Jahren vieles passieren, was auch für den Handel von hoher Relevanz sein wird. Die Themen hatte die EuroCIS schon ansatzweise im letzten Jahr mit an Bord. Im kommenden Jahr werden sie an den Ausstellerständen noch mehr in den Vordergrund rücken“, sagt Spaan.

Auch der Deutsche kommt ohne Handy nicht mehr aus, aber beim Mobile Payment bleibt er zurückhaltend. Spaan schätzt aber, dass Mobile Payment doch aus der Nische kommt: „Gerade durch die Einführung der ,girocard kontaktlos‘ im Sommer 2017 haben sich die kartengestützten Bezahlprozesse in vielen Betrieben des Einzelhandels spürbar verändert. Nutzungsraten kontaktlosen Bezahlens steigen von Monat zu Monat deutlich an. Der sich abzeichnende große Erfolg des kartengestützten kontaktlosen Bezahlens ermutigt die Anbieter nun, mit dem mobilen Bezahlen die logische Folgetechnologie in den Fokus der Entwicklungen zu nehmen. Ob mobiles Bezahlen in Deutschland einmal einen ähnlich hohen Stellenwert wie zum Beispiel in China erreicht, bleibt abzuwarten. Man sollte sich aber auch hier dafür rüsten, den Kunden alle gewünschten Optionen anzubieten. Die Nachfrage wird schon in ganz naher Zukunft spürbar steigen.“

KI, Big-Data-Analysen und Robotik sind zwar bei großen Handelsketten längst im Einsatz, aber nicht alles davon dürfte auch für die kleineren Händler sinnvoll sein, schätzt Spaan: „Viele Applikationen gerade im Umfeld und KI sowie Big-Data-Analysen sind zunehmend als Cloud-Services verfügbar und daher – wenngleich auch in geringerem Umfang – durchaus auch für kleinere Händler von Relevanz. Beim Thema Robotik dürfte derzeit für die meisten kleinen Händler noch kein sinnvolles Kosten-Nutzen-Verhältnis gegeben sein, auch das kann sich aber in einigen Jahren ändern.“

Wie die Technologie helfen soll, Kunden und Handel auch aus der Ferne besser zusammenzubringen, zeigt ein ganz anderes Beispiel. Inzwischen wird jeder achte Online-Kauf in Deutschland zurückgeschickt. Vor zwei Jahren waren es noch 10 Prozent. Das hat eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 1.054 Online-Käufern ergeben. Aber speziell der Modehandel muss da mit ganz anderen Größenordnungen fertig werden. So ergab eine EHI-Studie aus dem vergangenen Jahr: „Händler mit höheren Retourenquoten von über 60 Prozent, über 50 Prozent und auch ein großer Anteil derjenigen mit Retourenquoten von über 40 Prozent kommen hauptsächlich aus dem Bereich Fashion und Accessoires.“ Umweltschutz geht anders, wenn Ware völlig sinnlos hin und her geschippert wird.

Wenigstens passformbedingte Fehlkäufe im Internet sollen jetzt verhindert werden. Dazu haben sich die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (Denkendorf), die Firmen Assyst (Aschheim) und Avalution (Kaiserslautern) zusammengetan. Die virtuelle Anprobe von Textilien wird durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fachlich und finanziell mit 445.000 Euro gefördert.

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Dafür soll der Kunde eine digitale Kopie seines Körpers erhalten ‒ als dreidimensionales Spiegelbild bezeichnet. An seinem Avatar soll er online die Kleidungsstücke anprobieren können, ob das gute Stück denn auch wirklich passt.

©EHI-Retail-Institute

Mit wenigen Angaben zum eigenen digitalen Spiegelbild. „Wir verfügen über die weltweit größte Datenbank an menschlichen Bodyscans. Auf dieser Datenbasis erstellen wir anhand weniger Angaben Avatare, die der Kunde ganz einfach individuell anpassen kann“, sagt Michael Stöhr, Geschäftsführer von Avalution, dem Magazin EuroShop.mag. Aufgrund der Erfahrung und Vernetzung Avalutions am Markt sei es sogar denkbar, dass es in einigen Jahren eine solche Möglichkeit der digitalen Anprobe in vielen Online-Shops geben und damit ein erhebliches Einsparpotenzial bei den Rücksendungen erreicht werde, sagt DBU-Referent Dr. Michael Schwake. Zudem sollen dem Kunden vor dem Bildschirm die Auswirkungen verschiedener Kaufentscheidungen auf die Umwelt sichtbar gemacht werden.

Allerdings lassen sich damit wohl kaum alle Retouren verhindern. Jeder zweite Online-Shopper (51 Prozent) gibt in der Bitkom-Umfrage zu, Waren im Internet auch mit der festen Absicht zu bestellen, diese wieder zurückzuschicken, zum Beispiel einfach, um Kleidung auszuprobieren.

IT für den Handel

Die EuroCIS, The Leading Trade Fair for Retail Technology, ist von Dienstag, 19. Februar, bis Donnerstag, 21. Februar 2019, täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. www.eurocis.com

Rund 500 Aussteller aus 29 Ländern werden vertreten sein. Mehr als 12.000 internationale Besucher aus über 90 Ländern werden erwartet.

Die EuroCIS-Aussteller setzen Zeichen mit hoch spezialisierten Entwicklungen und Lösungen, zum Beispiel in den Bereichen Omnichannel Management, Big Data, Zahlungssysteme, E-Commerce-Lösungen, Supply Chain Management, Mobile Solutions, Checkout Management, Digital Marketing, Robotics, Workforce Management oder Warensicherung.

Das EuroCIS Forum und auch das Omnichannel Forum bieten aktuelle Fallstudien, Innovationen und Trends (zweisprachig D/GB). Zusätzlich besteht für die Fachbesucher die Möglichkeit, an „Guided Innovation Tours“ teilzunehmen (D/GB).