Autorin: Tays Jennifer Köper-Kelemen
Nach Stationen als Storemanager für GIORGIO ARMANI sowie windsor eröffnete Daniel Thiel im August dieses Jahres seinen ersten eigenen Store auf der Wiesbadener Wilhelmstraße. Fashion Today hat den 39-Jährigen gefragt, wie er sich in Zeiten von Filialisten, E-Commerce und Co behaupten will.
Auf insgesamt 130 Quadratmetern erstreckt sich der neue Laden von Daniel Thiel, der noch im August dieses Jahres Eröffnung feierte. Der 39-Jährige, der bereits als Storemanager für GIORGIO ARMANI sowie windsor tätig war, verwirklichte sich auf der Wiesbadener Wilhelmstraße seinen Traum vom eigenen Store und rückt dabei qualitativ sehr hochwertige Produkte in den Fokus. Das Sortiment setzt im Herrensegment auf smart-casualige Looks des österreichischen Labels WEBER + WEBER, ebenso auf die exklusiven Produkte von mey story. Im kommenden Sommer sowie Herbst gesellen sich noch LARDINI, windsor und sonrisa zum Markenportfolio. Neben dem ausgewählten Angebot spielt der Service eine besondere Rolle. Die Kunden sollen sich im Store möglichst wohlfühlen, daher konzipierte man diesen auch im Stil einer Altbauwohnung – mit Wohnzimmer als Begegnungsraum im Zentrum des Geschehens. Fashion Today hat Daniel Thiel gefragt, wie er sich mit seinem ersten eigenen Store gegen Wettbewerber behaupten will und zudem das Thema E-Commerce bewertet.
FT: Die wirtschaftliche Lage gestaltet sich für den stationären Handel nicht einfach. Sie haben nun einen ersten eigenen Store eröffnet – wie sieht Ihr Plan im Wettbewerb um Kunden aus?
Daniel Thiel: „Ich denke, es geht nicht um Labels und auch nicht um Designer, die man womöglich im Portfolio führt, sondern schlichtweg ums Produkt. Nachhaltigkeit ist mir dabei ein wichtiges Stichwort – sowohl in Qualität als auch im modischen Stil. Denn ich möchte meinen Kunden ein gutes Gefühl vermitteln, ebenso ein stimmiges Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten. Ich muss schon sagen, dass sich links und rechts von mir sehr starke Mitbewerber befinden, doch ich werte das positiv. Denn jedes Geschäft bringt Kunden mit sich. Natürlich bedeutet dies für mich, dass ich mich abheben muss. Ein Vorteil ist sicherlich, dass sich mein Laden als Concept Store gestaltet. Ich kann um die Hauptprodukte ganze Welten aufbauen und unterschiedliche Interessen ansprechen. Ein besonderer Duft in Ergänzung zum Sortiment macht bereits schon einen Funken Andersartigkeit aus. Mir ist nicht zuletzt ein Vertrauensverhältnis zu den Kunden enorm wichtig, ich lege Wert auf eine individuelle Betreuung. So mache ich bereits noch während der Order interessierte Kunden auf bestimmte Anzüge aufmerksam. Ich sage auch, wenn gerade nichts Passendes für sie im Sortiment vorhanden ist, und bitte sie, zu einem anderen Zeitpunkt wieder im Laden vorbeizuschauen. Ich möchte ein ehrliches Verhältnis, ohne Druck. Von meinen Kunden erhalte ich für diese Philosophie und Gangart viel Wertschätzung.“
Welche wesentlichen Problemfelder haben Sie – allgemein gesprochen – im stationären Handel ausgemacht?
„Es gibt sicherlich zwei Punkte, die besonders erwähnenswert sind. Zum einen ist ganz klar das Thema Personal anzuführen. Es ist nicht korrekt, Verkaufskräfte einzusetzen, die nicht vom Fach sind oder ordentlich geschult. Meiner Beobachtung nach versuchen über die Einstellung von günstigem Personal insbesondere große Konzerne, Kosten zu senken. Entsprechend schlecht präsentiert sich der Service, in den Medien ist stets aufs Neue von der Servicewüste Deutschland zu lesen. Eine gute Verkaufskraft muss einem Kunden nachvollziehbar erklären können, warum ein hochwertiger Cashmere-Pullover eben nicht für wenig Geld zu haben ist. Die Aussage ,Das ist halt Cashmere‘ reicht da bei Weitem nicht. Zum anderen bin ich der Meinung, dass die sogenannten Rabattschlachten ein echter Problemfall sind. Es geht nicht, dass jederzeit Preise gesenkt werden. Der Handel schaufelt sich so sein eigenes Grab. Der Kunde wird völlig falsch erzogen. Er hat keine Werte, sondern nur noch heruntergesetzte Ware im Blick, die er tatsächlich etwa jederzeit irgendwo bekommen kann. Es ist doch aber so, dass seitens der Ladenbesitzer viele Kosten gedeckt werden müssen, so für Miete, Personal, Steuern. Man darf auch nicht verkennen, dass die Stoffe für die Waren teurer geworden sind, entsprechend ziehen Preise für Produkte nach. Der Endverbraucher sieht all dies oftmals nicht. Händler sollten einfach gemeinsam an einem Strang ziehen, um nicht ständig unter Rabattdruck zu stehen und um die Situation tief greifend zu verändern. In puncto Steuern empfinde ich es außerdem als sehr unfair, dass amazon und Co vom Staat nicht entsprechend zur Kasse gebeten werden.“
Was sagen Sie denn zum Thema E-Commerce?
„Ich will den E-Commerce nicht verteufeln, aber ich denke, dass da schon einiges schiefläuft. Das meine ich nicht nur mit Blick auf das Thema Steuern und Großkonzerne aus dem WWW, sondern auch in Bezug auf die enormen Mengen an Waren, die tagtäglich in Paketen bewegt werden. Konsumenten bestellen sich Produkte gleich in mehreren Größen, es werden so unglaublich viele Retouren auf den Weg gebracht. Das Versandgeschäft kämpft, weil einfach alles zu viel ist. Mit der nicht nur von mir so geschätzten Nachhaltigkeit hat dies überhaupt nichts mehr zu tun. Meiner Meinung nach befindet sich der E-Commerce am Limit, die Grenzen sind gesteckt. Und gerade zu diesem Zeitpunkt bietet sich für den stationären Handel eine echte Chance, um mit wertigen Produkten sowie guten Ideen und Kundenerlebnissen aufzutrumpfen. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass sich der stationäre Handel behaupten wird. Nicht umsonst orientieren sich nun selbst große Online Player in Richtung stationärer Handel.“
Inwiefern haben Sie das Gefühl, dass Sie mit Ihrem Laden auf einem richtigen Weg sind?
„Ein wahrer Schlüsselmoment ist es, wenn mir Kunden sagen, dass sie sich sehr wohlfühlen bei uns – ganz wie bei einer Familie, zu der sie einkehren. Wir sind tatsächlich ein kleines, eingeschworenes Team und es ist für uns stets ein regelrechtes Aufatmen, wenn wir diesen Satz hören. Denn so wissen wir, dass wir etwas Essenzielles richtig gemacht haben. Es fordert uns, tagtäglich kreativ zu sein, Kunden einzigartige Erlebnisse zu bieten. Jüngst noch haben wir zu einem Adventscocktail geladen und dazu Minipullover als Baumschmuck präsentiert. Diese haben wir exklusiv für dieses Event über ein Jahr stricken lassen. Die Kunden merken, wenn man mit Liebe zum Detail arbeitet, und wissen dies durchaus wertzuschätzen.“
Wilhelmstraße 32
65183 Wiesbaden
Montag bis Freitag 10:00 bis 18:30 Uhr
Samstag: 10:00 bis 18:00 Uhr
www.danielthiel-wiesbaden.de