Autorin: Nina Peter
Baumwolle ist eine wasserintensive Faser – rund 2.000 Liter benötigt die Pflanze und rund die Hälfte dieses Wassers kommt nicht von natürlichen Niederschlägen. Ein T-Shirt wird mit 150 Gramm Pestiziden und Insektiziden behandelt. Der NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V. hat neben diesen Zahlen auch folgende veröffentlicht: 25,8 Millionen Tonnen Baumwolle werden auf konventionelle Weise erzeugt, davon 13 Millionen aus genetisch verändertem Saatgut – nur weniger als 1 Prozent stammt tatsächlich ausschließlich aus biologischem Anbau und das sind im Vergleich zur Gesamtproduktion nur verschwindend geringe 60.000 Tonnen. Der Naturschutzbund ist deshalb Partner von Cotonea und beim Projekt Cotton made in Africa. Dieses fördert die Umstellung von herkömmlicher auf eine nachhaltige Biobaumwollproduktion und baut zusammen mit Unternehmen wie der otto group eine internationale Einheit von Unternehmen auf, die sich zur Verwendung von Baumwolle aus Afrika verpflichtet und damit den Bauern vor Ort eine gesicherte Abnahme garantiert. Und nicht nur das, sondern auch das Know-how der örtlichen Bauern wird durch das Projekt gesteigert, immerhin leben allein in Westafrika 15 Millionen Kleinbauernfamilien von dem Ertrag der Baumwolle, der jedoch ohne nötiges Wissen weder ökologisch wertvoll noch ertragreich ausfällt.
Kein Kunstdünger, keine Pestizide, kein genetisch verändertes Saatgut
In Burkina Faso, Benin, Uganda und Sambia wird der Schädlingsbefall mit natürlichen Methoden bekämpft und durch eine Zertifizierungsgesellschaft garantiert. Die Baumwolle wird nicht in reinen Monokulturen angebaut, sondern mit Wechselfrüchten wie Sesam, Sonnenblumen, Hülsenfrüchten, Chili, Maniok und Kartoffeln kombiniert und schützt damit die Böden. Darüber hinaus ziehen diese Pflanzen eher Schädlinge, sodass die Baumwollpflanze verschont bleibt. Der immense Wasserverbrauch ist in den genannten Regionen kein Faktor, denn in den Gebieten der Anbauprojekte fällt ausreichend Niederschlag und es steht genügend Grundwasser zur Verfügung, sodass auf eine künstliche Bewässerung verzichtet werden kann.
Tatsächlich sterben beim Baumwollanbau weltweit pro Jahr rund 20.000 Menschen durch die Vergiftung mit Pestiziden (WHO). Fehlende Schutzkleidung führt bei Frauen zu Fehlgeburten und Missbildungen und Warnhinweise können aufgrund von fehlenden Schreib- und Lesekenntnissen nicht wahrgenommen werden. Kosten für genetisch verändertes Saatgut und Dünger führen häufig zum wirtschaftlichen Ruin. Die Lebenssituation der Bauern kann durch das Projekt deutlich verbessert werden. Konsequente Aufklärung, systematische, kontinuierliche Schulungen sowie sichere, kalkulierbare Einkommen überzeugen die Bauern, dass es sich lohnt, Teil des Projektes zu werden. Mithilfe von Fairtrade-Prämien hat die Initiative in Uganda Schulgebäude, Entbindungsstationen und Brunnen gebaut und saubere Trinkwasserquellen erschlossen. So werden die Regionen stabilisiert und mit Blick auf eine ökologisch wertvolle und für die Beteiligten wirtschaftlich ertragreiche Zukunft gestärkt.
Durstige Baumwolle?
„Wer hat es nur erfunden, das Märchen von der durstigen Baumwolle?“, fragt Cotonea/Elmer & Zweifel. Das Unternehmen konzentriert sich seit 2003 auf biologisch-faire Baumwolle für die Produktion von Heim- sowie Haustextilien und Oberbekleidung. Das Gegenteil sei der Fall, betont das Unternehmen und macht ein klare Ansage: „Baumwolle braucht weniger Wasser als alle gängigen Feldfrüchte! Nicht die Baumwollpflanze ist das Problem ist. Bei drohender Wasserknappheit entscheidet sich ein Bauer sogar eher für den Anbau von Baumwolle als für andere Feldfrüchte. Probleme sind eher Standort, Anbaumethode und Bewässerungs-Management.“ Der Wasserbedarf der Pflanze ist während der Wachstumsphase wie bei anderen Pflanzen höher und während der Reifezeit sollten die Temperaturen um die 30 Grad liegen. Dann verschlechtern Feuchtigkeit oder Nässe die Qualität. Ideale Standortbedingungen herrschen zwischen dem 32. Breitengrad Süd und dem 37. Breitengrad Nord. Dort konkurriert keine Pflanze mit einer anderen um Wasser. Aber auch andere Gegenden eignen sich bei richtiger Bewässerung (gezielte Tröpfchenbewässerung), ohne den Wasserverbrauch nach oben zu treiben. „Wir müssen unbedingt endlich differenzieren zwischen dem, was man dieser alten Kulturpflanze andichtet und dem, was durch Monokulturen, Bewässerung nach der „viel hilft viel-Methode“ und falsche Standortwahl verursacht wird“, fordert das Unternehmen.