Sabine Berlipp ist nicht nur Stylistin und Creative Producerin, sondern auch ein alter Hase im Knitting Game, in dem sie bereits in den 1980er-Jahren als Designerin und Trenddirektrice mitspielte. Wir haben uns mit der umtriebigen Kölnerin getroffen, um über D.I.Y.-Strickgruppen, die Vorteile des Handarbeitsunterrichts und Männer an der Nadel zu sprechen.
FT: Du hast als Designerin Garne entworfen und Strickanleitungen für Magazine entwickelt, dich dann für einige Jahre aus dem Strickbusiness zurückgezogen, um schließlich mit D.I.Y.-Strickkursen zurück an die Basis zu gehen. Wie kam es dazu?
Sabine Berlipp: „Strickmode in den 1980er-Jahren war geprägt von lässigen Oversized-Styles, groben Qualitäten und vielen Experimenten, was ich sehr aufregend fand. Als Ende der Neunziger dann der Feinstrick die Oberhand gewann, ging es nicht mehr um kreative Arbeit, sondern eigentlich nur noch um den richtigen Schnitt. Keine echte Herausforderung also, weshalb ich mich dann auch ganz auf meine Styling-Aktivitäten konzentrierte. 2011/12 hat mich meine Liebe zur Masche dann schließlich doch wieder eingeholt und ich habe angefangen, Strickkurse in Klubs und Bars zu geben …“
Werden damit andere Leute angesprochen als die typischen Strickmagazin-Leser?
„Ich denke schon. Das liegt zum einen an den Locations und zum anderen daran, dass das natürlich ein echter Trend ist. Es ist cool, sein Lieblingspiece selbst zu stricken. Gerade auch für Leute, denen Nachhaltigkeit wichtig ist und die gerne Kontrolle über die Kleidung haben wollen, die sie tragen.“
Dabei reden wir wahrscheinlich dennoch in erster Linie über Frauen, oder? Ist Stricken also nach wie vor eine Genderfrage?
„Ja, in der Tat. Das ist umso erstaunlicher, als das Stricken ja ursprünglich ein echtes Männerhandwerk war und zudem viel mit Technik und Mathematik zu tun hat. Männer holen in der Community aber wieder deutlich auf, was nicht zuletzt an Websites wie WESTKNITS oder ARNE&CARLOS liegt, die sich explizit mit Strickvorlagen für Männer auseinandersetzen. Das spricht dann auch nicht mehr Hippies an wie in den Achtzigerjahren, sondern modebewusste Männer, darunter auch Manager, die den meditativen Aspekt des Strickens schätzen und die sich dabei entspannen wollen. Interessant ist, dass sich Männer häufiger als Frauen an wirklich schwierigen Styles versuchen. Stricken ist übrigens auch eine tolle Ablenkung, wenn man mit dem Rauchen aufhören möchte.“
Ist D.I.Y.-Stricken für dich auch ein politisches Statement?
„Nicht wirklich. Allerdings fördert es natürlich das Bewusstsein für den Wert von Arbeit und die Wertigkeit von Kleidung. Das ist dann so ähnlich wie damals der Handarbeitsunterricht in der Schule. Wer einmal einen Pullover gestrickt hat, wird verstehen, dass ein 30-Euro-Pulli von PRIMARK weder qualitativ gut sein kann noch fair hergestellt wurde. Es wäre schön, wenn man das bereits den Jüngsten wieder beibringen würde.“
Tipps für Anfänger. Worauf muss man achten, was geht und was geht gar nicht?
„Nicht zu dünne und nicht zu dicke Wolle nutzen. Mit kleinen, simplen Teilen anfangen, die einen schnellen Erfolg garantieren. Auf keinen Fall an der Qualität der Nadeln sparen. Schwarzes Garn macht es schwierig, Fehler zu erkennen. Eine circa 10 Zentimeter lange Maschenprobe ist immer eine gute Idee.“
Welche Trends siehst du in der Strickmode?
„Oversized-Schnitte in verschiedenen Variationen mit oder ohne Rollkragen sind wieder interessant und natürlich Kombinationen aus Strick- und Häkeltechniken in Patchwork-Optik, die mit Stickereien veredelt sind. Das Ganze natürlich als Unisex Styles.“