Strick ist das Schwerpunktthema dieser Ausgabe. Neben Outdoor gibt es wohl kein anderes Segment, das unter den Wetterkapriolen zu leiden hätte. Dabei sind bei näherem Hinsehen doch viele sehr spannende Entwicklungen zu entdecken, die die gesamte Bandbreite der Branche abbilden: neue Materialien, innovative Produktionsverfahren, Rückbesinnung auf traditionelle Werte. So kehrt der klassische Premiumstricker CIVIDINI mit der Menswear auch nach Deutschland zurück. Ein Label, das leise Töne bevorzugt. Firmenchef und Namensgeber Piero Cividini hat in der Gegend um Vicenza eigens Strickmaschinen der 1950er- und 1960er-Jahre aufgekauft, auf denen er heute die Toprange seiner Kollektionen in Handarbeit produzieren lässt. Auch Brunello Cucinelli hat sich dem Strick verschrieben und gibt einer Region Arbeit, die sich auf die alte Handwerkskunst berufen kann. Ganz anders läuft es mit modernen Produkten. Im 3-D-Verfahren zu produzieren, eröffnet völlig neue Wege, Textilien zu individualisieren und mit neuen Funktionen auszustatten.
Die Individualisierung erhebt auch der Onliner zalando zum Megatrend und zelebriert das Thema auf der dritten Ausgabe der Bread&&Butter regelrecht – gemeinsam mit seinen Industriepartnern, die auf die Generation Next schielen wie der Onliner selbst, der längst schon On- und Offline strategisch eng verknüpft. Ein Weg in die Zukunft, der einem Handelsformat schon verschlossen ist, weil es in seiner bisherigen Daseinsform schon vom Transformationsprozess überrollt wurde. Das Einkaufszentrum durchlebt die Chronik eines angekündigten Todes und wird es in vielen Fällen wohl nicht mehr von der Intensivstation schaffen. Wer diese Entwicklung mit dem Tod des stationären Handels gleichsetzt, irrt natürlich. Ein Blick auf einen der Fashion-Hotspots Europas, Mailand, zeigt: Das reale Handelskonzept lebt. Und es ist überaus vital.
Viel zu erzählen gibt es diesmal auch, etwa über das Engagement von Mercedes-Benz in der Fashion und die Erkenntnis, dass die Community in der modernen Türkei Mode zu feiern versteht: frei und voller Fantasie. Es geht aber auch um die Geschwindigkeit, mit der sich schon zu früheren Zeiten Trends oder Marken totlaufen. Und es geht um die Tatsache, dass Autokauf oft Frauensache ist und Stricken einmal Männersache war. Eines aber ändert sich nicht: Strick geht kreuz und quer.
Ihr
Markus Oess