Autor: Nina Peter
Globalisierung und Internationalisierung haben nicht nur den Markt der Männermode verändert, sondern auch den Stil. Die Grenzen zwischen asiatischen, europäischen und amerikanischen Stilrichtungen wurden weggesprengt, Landesgrenzen vom Bett aus per Mausklick überschritten und konservative Bekleidungsregeln haben sich gemeinsam mit Knigge und Lexikon ins Altpapier verabschiedet. Nicht zu vergessen die seit zehn Jahren alles verändernde Sportswear, der wir heute einen unvergleichbar hohen und dennoch salonfähigen Tragekomfort verdanken.
Inspirationen und Parallelen zu diesen Strömungen lassen sich in der Vergangenheit zur Genüge finden und uns nicht wundern, dass die 1970er einen so hohen Einfluss auf die letzten Saisons hatten. Sie haben den Unisex-Gedanken wiederbelebt und Womens- und Menswear stilistisch deutlich näher zusammenrücken lassen. Farbe und Muster haben durch ihren Einfluss ebenfalls wieder an Bedeutung gewonnen und bereichern sich an der Natur sowie an dem, was die unterschiedlichsten Kulturkreise dieser Welt zu bieten haben … und dass dieses Potenzial längst nicht ausgeschöpft ist, sagt bereits sehr viel über die Zukunft der Mode aus.
Der kurzfristigere Blick auf den kommenden Sommer 2019 und vor allem den Winter 2019/20 zeigt, in welche Richtungen sich die Trendthemen der letzten Saisons weiterentwickeln werden.
Desert Vibes
Der Traveller-Gedanke hält sich auch in den kommenden Saisons. Das Thema bleibt der Natur treu und lässt Funktionalität als Ausdruck eines modernen und urbanen Lebensgefühls mit einfließen. Staubig, sandig, sonnig und erdig mit einem kolonialen Einschlag, der den Safari-Klassiker mit einem sportiv-modernen Update ausstattet. Irgendwo zwischen Globetrotter und Wüstennomaden bewegen sich die angezogenen Looks, die Uniformelemente, Trenchdetails und Sportives vereinen. Die Farben reichen von Gelbtönen über Beige-Schattierungen hin zu gebrannten Rot- und Brauntönen und reinem Weiß. Die Musterungen sind eher abstrakte Naturinspirationen aus Erdstrukturen, Gesteinen und Sandoberflächen und lösen damit thematisch die grüne Flora und Fauna der letzten Saisons ab. Die Looks sind clean und leben von Farbkombinationen und funktionalen Details.
1990s Vibes
Dass die Streetwear ihren Platz in der High Fashion gefunden hat, verdanken wir einer jungen Designergeneration, die ganz selbstverständlich mit Jugend- und Subkulturen und dem Einfluss von Musik auf Mode umgeht, da sie selber damit aufgewachsen ist. Die 1990er haben sich bereits von den 1970ern inspirieren lassen und Skate- sowie Grunge-Looks sind die wichtigsten modischen Bestandteile dieses Jahrzehnts. Sie bringen uns nicht nur längere Haare zurück, sondern auch das Logo- oder Graphic-T-Shirt, Hoodies, Caps, Hemden, gemusterte Strickpullover und gepflegt-lässige Hosen. Der Look ist nicht mehr ganz so runtergerockt wie das Original, sondern ist durchaus etwas erwachsener geworden und gemeinsam mit seiner Ursprungsgeneration gereift.
Culture Vibes
Der Gedanke, dass Diversität auch in der Modebranche ihren Platz finden sollte und dabei ist zu finden, zeigt sich nicht nur in der Modelauswahl auf den Laufstegen, sondern auch in den Kollektionen selber. Reisen, unterwegs sein, Fremdes und Neues entdecken und das vereinen, was nicht im ursprünglichen Sinne zusammengehört. Auch auf gestalterischer Ebene. Viele junge Kollektionen machen dieses Prinzip bereits zur Philosophie und lassen ihren lokalen Background mit dem internationalen verschmelzen. Mode funktioniert in diesem Thema als ein lebendiges Spiegelbild kultureller Einflüsse und bringt daher Musterungen, Dekors, Verzierungen, starke Farbtöne und einen Look, der Tradition mit den Stilelementen unserer Zeit in einem neuen Licht erscheinen lässt.