Autorin: Tays Jennifer Köper-Kelemen
Die weltweite Produktion von Bekleidung ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen, damit verbunden auch die Belastung für Mensch und Umwelt. Laut einer Studie von TransFair wächst bei Konsumenten nun die Nachfrage nach nachhaltigen Textilien. Modelabels experimentieren indes mit Algen, Milchfasern und Co.
Fast Fashion. Ein Begriff, der nicht nur eingefleischte Umweltschützer umtreibt. Auf die weltweit gestiegene Produktion von Bekleidung und die damit verbundenen negativen Folgen für Mensch und Natur sind unlängst auch Otto Normalverbraucher aufmerksam geworden. Medienberichte über die Katastrophe von Rana Plaza oder mit Chemikalien vergiftete Gewässer haben bei Konsumenten fühlbar ein neues Bewusstsein für soziale Verantwortung und Ressourcen initiiert. Dies unterstreicht faktisch auch die jüngste Studie der Organisation TransFair. Laut Untersuchung wurden im Jahr 2017 rund 12 Millionen Textilien mit Fairtrade-Baumwollfasern abgesetzt. Dies entspricht einem Plus von 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Bio-Baumwolle als Allheilmittel?
Doch inwieweit bedeutet das gestiegene Interesse an Bio-Baumwolle einen nachhaltigeren Konsum auf breiter Ebene? Jüngst noch kommentierte Alexandra Perschau als Textil-Expertin bei Greenpeace gegenüber der Wirtschaftswoche, dass Bio-Baumwolle lediglich 1 Prozent der weltweit produzierten Baumwolle ausmache, Letztere umfasse im Jahr ein Volumen von 25 Millionen Tonnen – und dies sei nur ein Drittel des gesamten Faserbedarfs. „Das nachhaltigste Kleidungsstück ist das Kleidungsstück, das gar nicht erst produziert werden muss“, liest sich so entsprechend in grünen Internet-Foren oder Öko-Magazinen als Aussage von Vertretern des nachhaltigen Konsums. Diese befürworten zwar ökologisch unbedenkliche, fair gehandelte Textilien, sprechen sich jedoch gehäuft dafür aus, dass Endverbraucher vielmehr ihren quantitativen Konsum überdenken und zurückdrehen sollten. Schlussendlich bleibt zu erwähnen, dass auch Bio-Baumwolle einen hohen Wasserverbrauch zu verzeichnen hat.
Alternativen zu Baumwolle
Indes experimentieren grüne Mode- und Designerlabels mit Alternativen zu Baumwolle. Hanf, Algen, Milchfasern sowie Ananas- oder Bananenblätter stehen zur Kreation innovativer Textilien im Fokus, die nicht nur nachhaltige Aspekte erfüllen, sondern auch über besonders hautfreundliche bis hin zu funktionale Charakteristiken verfügen, zum Beispiel eine gute Feuchtigkeitsaufnahme, Atmungsaktivität oder schmutzabweisende Eigenschaften. Bambus und recyceltes Polyester ergänzen das Spektrum. Bambus gilt ähnlich wie Hanf als sehr widerstandsfähiger Rohstoff, der von Natur aus kaum auf künstliche Bewässerung sowie Pestizide und Insektizide angewiesen ist. Recyceltes Polyester besticht durch Langlebigkeit und vielseitige Anwendungsgebiete.
Einschränkungen auf den zweiten Blick
Doch auch bei diesen Alternativen lassen sich – vergleichbar mit Bio-Baumwolle – auf den zweiten Blick die einen oder anderen Minuspunkte in Sachen Nachhaltigkeit ausmachen. So müssen teils lange Transportwege für die Rohstoffe in Kauf genommen werden. Einige Materialien sind kaum zertifiziert, da der Anbau noch zu wenig industrialisiert ist und vielmehr kleinbäuerlich stattfindet – Transparenz ist in diesen Fällen nicht zuverlässig gegeben. Darüber hinaus kann sich die Verarbeitung sehr aufwendig und kostenintensiv gestalten. Recyceltes Polyester setzt noch dazu beim Schmelzen Giftstoffe frei. Der Aspekt der Nachhaltigkeit ist demnach selbst auf hohem Niveau differenziert zu betrachten.
Fest steht ebenfalls: Insbesondere Alternativen zu Bio-Baumwolle sind weit davon entfernt, massentauglich zu sein, ein ins Gewicht fallender Bedarf lässt sich bis dato nicht abdecken. So ergänzt auch Perschau, dass ein langsamerer Konsum unbedingt vorgeschaltet sein müsse. Alle Alternativen würden niemals das Potenzial haben, um den Umfang des aktuellen Bedarfs abdecken zu können.