Unternehmer-Initiative fordert Bleiberecht für Geflüchtete in Ausbildung und Arbeit.
Der Bergsportausrüster VAUDE hat zwölf Geflüchtete fest angestellt. Mittlerweile seien alle eingearbeitet, leisteten ihren Beitrag im Unternehmen und seien sozial integriert. Nun droht sieben Mitarbeitern die Abschiebung, teilt das Unternehmen mit. „Wir haben Verantwortung übernommen und viel Zeit und Geld investiert. Nun sollen wir die Arbeitskräfte, die wir dringend brauchen, wieder verlieren. Das wäre für uns ein hoher wirtschaftlicher Schaden, ganz zu schweigen von der menschlichen Katastrophe. Wir wollen nicht länger Spielball der Politik sein”, sagt Antje von Dewitz, VAUDE Geschäftsführerin. Aus diesem Grund startete das Unternehmen eine Initiative, der sich mehr 80 Betriebe und drei Verbände aus Baden-Württemberg anschlossen haben. Die Initiative setzt sich für ein Bleiberecht geflüchteter Mitarbeiter mit festem Arbeits- oder Ausbildungsplatz ein.
Am 19. April wurde die Unternehmer-Initiative unter der Federführung der VAUDE-Chefin und Gottfried Härle, Brauerei Härle, vom baden-württembergischen Innenminister Thomas Strobl (CDU) in Stuttgart empfangen. Sie forderten eine Bleibeperspektive für Geflüchtete mit einem festen Arbeits- oder Ausbildungsplatz. Sie zeigten auf, welch wirtschaftlichen Schaden eine Abschiebung der geflüchteten Mitarbeiter zur Folge hätte und wie groß der Bedarf an Arbeitskräften insbesondere in der Produktion, dem Handwerk, der Altenpflege und dem Dienstleistungsbereich ist. Die Einstellung von Geflüchteten wäre eine Chance, diesem akuten Mangel an Auszubildenden und Arbeitskräften zu begegnen.
„Wir konnten Herrn Strobl deutlich machen, dass nicht nur ein Fachkräftemangel, sondern auch ein akuter Arbeitskräftemangel für einfache Tätigkeiten oder Helferberufe besteht“, bilanziert von Dewitz. „Vor diesem Hintergrund hält auch er ein Einwanderungsgesetz für sinnvoll, das eine legale Zuwanderung für Geflüchtete ermöglicht, die hier gebraucht werden. Bis ein solches Gesetz existiert, fordern wir Unternehmen einen stichtagsbezogenen Duldungstatbestand für Geflüchtete, die bereits einen festen Arbeitsplatz in Deutschland haben. Herr Strobl hat zugesagt, sich damit zu befassen und mit uns weiter an einer Lösung zu arbeiten.“ Mittlerweile arbeiten elf Geflüchtete bei VAUDE in den Bereichen Produktion, Logistik und Produktservice. Hinzu kommt ein Auszubildender zum Industriekaufmann. Insgesamt hat VAUDE nach eigenen Angaben 63.000 Euro in die Betreuung und Qualifizierung dieser Mitarbeiter investiert, die Hälfte davon hat die Arbeitsagentur übernommen. Im Falle von sieben möglichen Abschiebungen müsste VAUDE zwangsläufig die Produktion herunterfahren, was zu einem Umsatzausfall von rund 240.000 Euro führen würde.
Die 80 Unternehmen der Initiative stehen für über 44 Milliarden Euro Jahresumsatz und über eine halbe Million Arbeitsplätze in Baden-Württemberg. Insgesamt beschäftigen sie derzeit 2.000 Geflüchtete in fester Anstellung oder Ausbildung.