Die Hamburger entschuldigen sich
Mit dem Spruch „Jedem das Seine“, der im Torgitter des Konzentrationslagers Buchenwald steht, verhöhnten die Nazis unfassbar zynisch ihre Gefangenen. Nun hat die Hamburger Kette P&C Nord diesen Spruch für die eigene Prospekt-Werbung eingesetzt und ihn neben einer Reihe weißer Hemden verschiedener Marken platziert. Dem Linke-Landtagsabgeordnete André Schollbach (39) fiel das auf und er tobt. „Eine derartige Werbung ist absolut geschmacklos und geschichtsvergessen. Ich habe keinerlei Verständnis dafür, dass ein derart bekannter und an Zynismus kaum zu überbietender Nazispruch für Werbezwecke benutzt wird“, wetterte der Politiker in der „Sächsischen Zeitung“, die den Fall als erste aufgegriffen hatte. In der Folge hagelte es öffentlich heftige Kritik.
Die Hamburger haben den Prospekt von der Website genommen und sich in aller Form entschuldigt. Das Unternehmen verweist gegenüber FT darauf, dass der Spruch auf das antike Griechenland zurückgeht und bis heute auch immer noch fester Bestandteil in den Gerechtigkeitsformeln deutscher Gerichtsgebäude sei: „Im Hinblick auf die deutsche Historie und vor allem die missbräuchliche Verwendung der Redensart in den Zeiten des Nationalsozialismus, können wir die Kritik selbstverständlich nachvollziehen und möchten uns dafür entschuldigen, dass wir Ihre oder vielleicht die Gefühle Anderer verletzt haben – das war in keiner Weise beabsichtigt und tut uns leid.“
Man werde künftig noch wesentlich genauer prüfen, „ob und in welcher Weise unsere Kommunikation mehrdeutig oder ungeschickt formuliert wirken kann“. Schon öfter legte die Werbe-Industrie eine erschreckende Ignoranz an den Tag. So bedienten sich unter anderem die REWE, Microsoft, BURGER KING und NOKIA sowie Esso und Tchibo des unsäglichen Spruches.
Peek & Cloppenburg bewirbt Mode mit Slogan "Jedem das Seine": https://t.co/nmhcoQ8e5X pic.twitter.com/QQ15UddgHG
— sz-online.de (@szonline) May 23, 2018