Neue Wege und altbekannte Pfade

Markus Oess

In wenigen Wochen beginnt die Orderrunde und das Rad dreht sich von Neuem. Aber hat die Mode auch tatsächlich Neues zu bieten oder geht es nicht doch auf altbekannten Pfaden in nur kleinen Schritten voran? Die EK/servicegroup mit Peter Bierhake an der Spitze der Fashiontochter Sütegro sieht den digitalen Umsturz nicht als Mittel der Wahl, treibt aber mit neuen Projekten den Wandel voran, um sich evolutionär zu entwickeln. In den Niederlanden wird eine neue App getestet, um Lagerbestände live bei der EK selbst und bei Industriepartnern abzurufen und so Nichtkäufe zu vermeiden. Gleichzeitig arbeitet die Verbundgruppe an einem europaweiten Data-Warehouse mit Abverkaufszahlen auf lokaler Ebene, die auch der Industrie zur Verfügung gestellt werden. Noch ist die Branche weit davon entfernt, tatsächlich auf Basis nackter Zahlen den Warenfluss und die Produktion auszusteuern, aber kommen diese Projekte zum Rollout, ist ein weiterer Schritt getan. Auch beim Management der Eigenmarken stellen sich die Bielefelder inzwischen europäisch auf, um den Kunden eine größere Vielfalt zu bieten, ohne gleich auf ungesichertes Gelände auszubrechen. Ob das warenfreie Ladenkonzept tatsächlich die richtigen Antworten auf das veränderte Verbraucherverhalten und die fortschreitende Digitalisierung des Handels bringt, muss sich erst noch bewahrheiten. Aber Konzeptstores müssen sich auch nicht bewähren, sondern Wege in die Zukunft aufzeigen. So lange wird sich WORMLAND auch in der modernsten Filiale in Nürnberg nur einen Steinwurf vom WÖHRL-Stammhaus mit erprobten Ladenbaukonzepten beschäftigen und diese mit neuen Inhalten füllen. FT hat sich dort umgeschaut, um zu sehen, wo das Haus gut eineinhalb Jahre nach der Neueröffnung steht.

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Neue Wege beschreitet auch das Schuhlabel ECCO, das seinen Kunden passgenaue Sohlen am PoS in eine Silikon-Mesh-Struktur printet, nachdem ein 3-D-Scanner in Sekundenschnelle den digitalen Fußabdruck des Kunden ermittelt und Sensoren erfasst haben, wie der Kunde sich bewegt, welche Kräfte auf welche Stelle wirken. Damit kann der Schuhhandel in der Tat seinen Kunden Mehrwert bieten, um im Rennen gegen die Konkurrenz aus der Fashion Boden gutzumachen. Über Neuheiten haben wir auch mit den Chefs von LERROS und DIGEL gesprochen, die beide sich über die Zeit ein eigenständiges Profil im Handel erarbeitet haben. Die einen über die Demokratisierung der Mode und die anderen über die Leistungsfähigkeit des Systems. Jetzt soll die nächste Ebene erreicht werden. LERROS-Chef Jan ten Brinke will das mit dem Smart-Casual-Konzept New in Town erreichen. Die DIGEL-Vorstände Jochen Digel und Michael Berngruber setzen auf die konsequente Modernisierung ihrer Marke, insbesondere von DIGEL move.

Die Pitti Uomo in Florenz wird die Messe-Saison eröffnen. Bevor aber der Trubel so richtig losgeht, lohnt ein Besuch des Orange Blossom Special (OBS) in Beverungen, das das Fachmagazin Rolling Stone als das beste kleine Festival der Welt bezeichnet hat. Das OBS abseits des Mainstreams offeriert echte musikalische Leckerbissen, keinen Einheitsbrei. Doch trotz des Erfolges hält Festival-Macher Rembert Stiewe am traditionellen Standort im Garten hinter einer Gründerzeitvilla fest, obwohl er deutlich mehr Tickets verkaufen könnte. Warum? Der Spirit des Festivals würde verloren gehen. Schön, nicht?

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Markus Oess