Autor: Markus Oess
Als LUDWIG BECK WORMLAND übernommen hatte, hat das Management an Nürnberg festgehalten und ist mit einer Dependance in die fränkische Metropole gezogen. Nur einen Steinwurf vom WÖHRL-Stammhaus entfernt. Sicher ist WORMLAND ein Filialsystem und doch ist hier einiges anders als bei den restlichen Standorten in Deutschland. Aber wie sieht es heute, gut eineinhalb Jahre später, aus? FT hat sich umgesehen.
Die Geschichte von WORMLAND ist dann doch abseits vom gleichnamigen Firmengründer wieder eine Familienangelegenheit, zumindest in Nürnberg. Nur einen Steinwurf entfernt vom dortigen Stammhaus von WÖHRL am Weißen Turm liegt die modernste Filiale des Menswear-Anbieters WORMLAND. Und bei beiden Häusern heißt der oberste Chef Christian Greiner, er ist der Sohn von Hans Rudolf Wöhrl. Die Geschichte ist hinlänglich diskutiert und gerade die Nürnberger dürften die Zusammenhänge kennen. WORMLAND in der Breiten Gasse war dereinst die Heimat von Carnabys. Unter dem Label verkaufte Hans Rudolf Wöhrl High Fashion an ein junges Publikum, bevor dort ESPRIT einzog. Als der Mietvertrag auslief, ergriff das Management von WORMLAND die Chance und sicherte sich die Immobilie. WORMLAND war zuvor zu 100 Prozent durch LUDWIG BECK übernommen worden. Nach umfangreichen Renovierungsmaßnahmen eröffnete man Anfang November 2016 das Haus.
Das Gebäude wurde weitgehend entkernt und auch technisch auf den neuesten Stand gebracht. Für den Ladenbau zeichnete blocher partners, Stuttgart, verantwortlich. Die Investitionen trugen WORMLAND und der Eigentümer. „Wir treffen hier auf die Elite des deutschen Handels“, sagt Alexander Adomat (36) und listet auf: „ANSON’S, Eckerle, breuninger, WÖHRL, aber auch starke Einzelhändler wie CRÄMER & CO.“ Der gebürtige Nürnberger war von breuninger zurückgekommen, um das Haus in der Breiten Gasse mit einem Team von etwa 25 Mitarbeitern zu übernehmen. WORMLAND verfügt hier über eine Verkaufsfläche von rund 1.700 Quadratmetern, die sich auf vier Etagen verteilen. Im Erdgeschoss sind die Must-haves untergebracht, die in Verbindung mit einer großen Aktionsfläche und einem 3 x 3,5 Meter großen Flatscreen die Kunden in den Laden ziehen sollen. Im Untergeschoss werden Jeans- und Streetwear verkauft. Der erste Stock ist den Anzügen und Sakkos gewidmet und ganz oben gibt es Outdoor. „Wir sind nicht jung oder alt. Wir verstehen uns als ein Haus für urbane, moderne Mode. So kommen zu uns junge Leute mit einem kleineren Geldbeutel genauso wie gestandene Geschäftsleute, die sich ihren Kleidungsstil auch etwas kosten lassen“, erklärt Adomat. Preislich bewegt sich das Haus mit den besonders bei den Anzügen mit rund 14 Metern starken Eigenmarken WORMLAND und autark | rough concept (Casual Wear) von unteren Mittelpreislagen (der Umsatzanteil der Eigenmarken liege deutlich im zweistelligen Bereich, sagt Adomat) oder JACK & JONES bis hin zu Premiumlabels wie BELSTAFF oder DRYKORN. Newcomer Labels wie BERTONI, tigha oder IMPERIAL treffen hier auf etablierte Marken wie HUGO, TIGER OF SWEDEN oder DIESEL.
Die Einrichtung folgt nicht dem Prinzip einzelner Shop-in-Shops, sondern präsentiert Warenthemen. Die Teile werden auch einzeln gezeigt. Großflächige Shooting-Fotos in jeder Abteilung verweisen darauf, in welchem Bereich sich der Kunde gerade befindet. Keylooks stellt WORMLAND besonders heraus. „Der Mann kann sich bei uns von Kopf bis Fuß komplett einkleiden und die passenden Pflegeprodukte gleich mitkaufen“, sagt Adomat. Besonders stark nachgefragt würden auch die inzwischen zwei Düfte von WORMLAND, die in Kooperation mit einem namhaften Parfümhersteller produziert werden. Musikangebote runden wie in allen Filialen das Sortiment ab.
Die Kaffeebar befindet sich im ersten Stock, auch eine Handyladestation gehört zum Service. Als Besonderheit bietet das Haus allerdings Made-to-Measure und Personal Shopping an. „Wir haben eine VIP-Kabine, in der wir unsere Kunden in Ruhe bei einem Glas Whiskey beraten und Maß nehmen. Das Angebot findet immer mehr Anhänger unter unseren Kunden“, betont Adomat. Die Anzüge gingen in aller Regel für 699 bis 899 Euro weg. Die Nachfrage sei so hoch, dass inzwischen auch die Berliner Filiale auf den Zug aufgesprungen sei und die Einführung für weitere Häuser geprüft werde.
Auch ladenbaulich fällt WORMLAND in Nürnberg etwas aus dem Rahmen. So musste sich blocher partners damit auseinandersetzen, dass sich eine tragende Säule mitten durch sämtliche Stockwerke zieht. Diese wurde für jedes Stockwerk neu verkleidet und fügt sich in die Präsentationsfunktion der Etagen ein. Zwar spiegelt auch die Nürnberger Filiale den typischen WORMLAND-Look wider, im Detail der Farbgebung und in der Einrichtung geht das Haus aber neue Wege. Zum Beispiel ist die Denim-Abteilung in helle und teilweise bunte Farben getaucht und eine Lichtinstallation zieht sich vom zweiten Obergeschoss bis hinunter ins Untergeschoss. Generell kamen mehr warme Materialien wie Leder oder Holz zum Einsatz als sonst üblich. Das Pop-up-Manikürestudio, mit dem WORMLAND in Kooperation mit einem externen Partner gestartet war, ist inzwischen ausgezogen. „Jetzt sind wir in Verhandlungen mit einem lokalen Gastronomen“, erzählt Adomat. Und die Kundenresonanz? „Bereits nach einem Jahr haben wir einen hohen Anteil an zufriedenen Stammkunden, was auch starke Kundenbewertungen, zum Beispiel bei Google, zeigen.“