Orion Dahlmann liebt bunte Kleidung und hört gute Musik. Seine wahre Leidenschaft aber ist die Fotografie. Orion steht schon seit Jahrzehnten für FT-Shootings hinter der Kamera. Höchste Zeit also, den Mann vorzustellen.
Jörg ist besser. Kinder können schon ziemlich gemein sein. Also wurde Jörg nachträglich in die Geburtsurkunde eingetragen und eine ganze lange Weile nutzte Orion seinen zweiten Namen, um nicht zur Zielscheibe kindlicher Nicklichkeiten zu werden. Heute liebt Orion Dahlmann seinen ersten Vornamen. „Er passt zu mir“, lacht der Hoffotograf von FT. Orions Vater Gerd Dahlmann war Professor für Film und Malerei an der HfG Bremen und liebte die Astrologie. Daher der Name. Die gleichnamige deutsche Science-Fiction-Serie sollte erst Jahre später ausgestrahlt werden und Kultstatus erreichen. Orion ist Jahrgang 1956. Er wuchs in einem kreativen, weltzugewandten Haushalt auf. Seine Mutter war Töpferin in Schweden. Die Eltern schickten den Jungen auf die Waldorfschulen in Bremen und Benefeld/Walsrode. Dort kam Orion das erste Mal mit der Fotografie in Berührung. Der Junge meldete sich im Fotoklub an. Seine erste Kamera, eine Praktica, bekam Orion von seinem Vater geschenkt. Von seinem Ersparten kaufte er sich später seine erste „richtige“ Kamera, eine Minolta 303b. Zu der Zeit besserte sich Orion sein Taschengeld mit dem Verkauf von Bildern auf.
Vom Fotoklub bis nach Los Angeles und Paris
Der Gedanke, Fotografie zu seinem Beruf zu machen, war noch nicht geboren. Nach dem Abitur war Grafikdesign die erste Wahl und Orion meldete sich an der HfG in Bremen an. Orion machte dann auch sein Diplom mit Schwerpunkt Fotografie. Im Studium kaufte sich Orion eine Leica R3. „Ich habe Nachtschichten bei Kellogg’s im Hafen geschoben, um das Geld für die Kamera und die Ausrüstung zusammenzubekommen“, erzählt Orion. Inzwischen war klar, dass er seine wahre Profession gefunden hatte. Orion heuerte als Assistent bei Axel Crieger in Los Angeles und Düsseldorf an und arbeitete auch für Gerhard Vormwald in Paris.
1984 machte sich Orion mit seinem eigenen Fotostudio selbstständig, stellte seine Bilder in Polen und Bremen im Focke Museum aus. Orion spezialisierte sich anfangs auf Porträts. Erste kleinere Aufträge aus der Mode kamen herein. In der Zeit traf Orion auf den FT-Gründer Dieter Scholz. Dieter wiederum gab zu der Zeit das Magazin Streetlife heraus. „Dieter drückte mir ein paar Jeans in die Hand und sagte: ,Mach mal was!‘“ Das Ergebnis gefiel, denn kurze Zeit später kam ein Anruf des damaligen Inhabers von DeVille, Henry Dattler, der Orion für die BEST BLUE buchte. Der Wahldüsseldorfer arbeitete später für die ABZ, machte Shootings für die Ahlers AG, LEVI’S, camel, LACOSTE, aber auch für die Konsumgüteradresse. Zu seinen Kunden zählten unter anderem auch Procter & Gamble und SPRENGEL. Aber auch für Handelsunternehmen wie P&C West, ANSON’S und SportScheck drückte Orion auf den Auslöser.
„Ich versuche stets, der Fotografie einen modernen, überraschenden Blickwinkel zu geben. In meinen Bildern finden sich immer etwas überraschend Skurriles und eine gewisse Frische“, sagt Orion von sich selbst. „Einfach draufhalten ist nicht mein Ding, auch wenn inzwischen die digitale Fotografie vieles verzeiht und Photoshop viele Vorbereitungen augenscheinlich überflüssig macht. Ich habe für jede Session einen Regieplan. Ich inszeniere. Bei den Vorbereitungen denke ich immer noch analog. Das ist meine Stärke.“ Die analoge Inszenierung verlangt aber eine genaue Vorbereitung und sie verlangt vor allem fundierte Kenntnisse über die richtige Belichtung. „Am Rechner lassen sich viele Fehler korrigieren. Aber ein Bild mit falscher Belichtung bleibt immer ein Bild mit falscher Belichtung“, betont Orion.
„Es sind Erlebnisse wie diese, wofür ich meinen Job liebe“
Orion hat immer wieder Porträt-Jobs für Magazine wie das Manager Magazin angenommen und bekannte Wirtschaftsbosse fotografiert. Auch den Altbundespräsidenten Johannes Rau. „Es war schrecklich“, erzählt Orion. „Wir hatten grelles Licht, aber Herr Rau musste immer die Augen zusammenkneifen. Mir gelang an dem Tag kein einziges Bild. Also sind wir zurück in sein Haus und haben Kaffee getrunken. Das Bild habe ich an einem anderen Tag geschossen.“ Besonders stolz ist Orion auf sein Plattencover, das er für die Toten Hosen gemacht hat. „Campino und seine Jungs sind wirklich lustige, sehr angenehme Typen. Bei unserem ersten Treffen kamen sie mit zwei Seesäcken zu mir ins Studio und nach zwei Stunden hatte ich die Serie im Kasten. Es sind Erlebnisse wie diese, wofür ich meinen Job liebe.“