Autor: Markus Oess
Die Deutschen haben im vergangenen Jahr zu weniger Anzügen und auch Sakkos gegriffen. Das heißt nicht, dass die Businesswear vor dem Aus steht, im Gegenteil: Der Baukasten wächst unverändert weiter. Frank Ganzasch, Partner bei hachmeister+partner (h+p), Bielefeld, über den Markt und seine Veränderungen im vergangenen Jahr.
Die Zeiten, in denen die Businesswear beim Umsatz unbeirrt zulegen konnte, scheinen erst einmal vorbei. Generell gilt: Jammern auf hohem Niveau, aber insgesamt ist das Geschäft leicht rückläufig. „Der Umsatz in der Businesswear ging 2017 insgesamt um 1,4 Prozent zurück“, sagt Frank Ganzasch. Er ist Partner bei hachmeister+partner (h+p), Bielefeld, und hat sich auf die Menswear spezialisiert. h+p bringt zur Businesswear und anderen Themen regelmäßig Studien heraus. Allerdings herrschen in den einzelnen Segmenten der Businesswear durchaus große Unterschiede, sagt Ganzasch: „Die Umsatzerosion bei Anzügen ist mit minus 13,3 Prozent unverändert. Aber auch Sakkos haben 4,3 Prozent Umsatz abgegeben.“ Alles in allem bleibt damit ein uneinheitliches Bild in dem Marktsegment, wie Ganzasch bilanziert: „Auch die Top-Performance bei Baukästen mit plus 9,9 Prozent kann der Businesswear insgesamt zu keinem Umsatzplus verhelfen.“ Und: „Bezugnehmend auf die Umsatzentwicklung ist keine ausgeprägte Casualisierung der Businessmode in 2017 zu erkennen gewesen. Die gute Nachricht ist: Anzüge/Baukästen konnten aber insgesamt den Umsatz ausbauen. (siehe Chart 1 unten, die Redaktion)“
Aber auch stilistisch ist es zu Verschiebungen am Markt gekommen. „Klassische Marken konnten wachsen (OLYMP), während Marken aus dem Modern-Mainstream-Umfeld insgesamt deutlich an Umsatz verloren haben“, sagt Ganzasch. „Mit TIGER OF SWEDEN gab es aber auch Gewinner im Modern-Umfeld – hier allerdings im Bereich Premium.“ Allerdings gab es genau in diesem Preisspektrum heterogene Entwicklungen. Denn andererseits haben die Marktführer zum Teil aufgrund von Neupositionierungen beziehungsweise strategischen Entscheidungen erkennbar verloren. Ganzasch wird konkreter: „Im Modern-Classic-Premium-Segment ist ein deutlicher Verlust erkennbar. Aber es gibt auch Marken, die in diesem Segment dynamisch wachsen, darunter vor allem wie gesagt TIGER OF SWEDEN und CINQUE. Auch die preisliche Spitze im Bereich Classic entwickelt sich gut – DRESSLER, Zegna und BOGLIOLI wachsen. Dabei ist DRESSLER mit einer starken Nachhaltigkeit erkennbar.“
Auch Marken aus dem Mittelpreis-Segment können insgesamt überdurchschnittlich wachsen. „Der Hemden-Marktführer OLYMP legt weiter zu. Auch das Segment im Sortiment Baukasten performt weiterhin gut (ROY ROBSON, BENVENUTO., DIGEL, CRÉATION GROSS). Dagegen verliert das Einstiegspreis-Segment im Anzug/Sakko-Bereich überdurchschnittlich in 2017“, sagt Ganzasch abschließend.