Text: Maximilian Fuchs
Koblenz zählt zu den vier größten Städten in Rheinland-Pfalz. Lange war sie Deutschlands größte Garnisonsstadt und auch heute ist der Standort sehr wichtig für die Bundeswehr; Tausende Soldaten arbeiten noch immer in der Stadt. Die Einwohnerschaft ist eher konservativ geprägt und die Handelslandschaft entsprechend. Im Jahr 2016 eröffnete Daniel Koenen in der Görresstraße seinen Concept Store „EMMA & KARL“ und setzte damit ein Statement für die Mode in der Stadt. Fashion Today traf sich mit dem 27-jährigen Macher zum Gespräch.
FT: Daniel, zwischen Provinz und City-Life – wie modemutig sind die Männer am Mittelrhein?
DANIEL KOENEN: „Diese Frage stelle ich mir selbst sehr häufig, denn in einer Beamtenstadt wie Koblenz, mit knapp 110.000 Einwohnern, ist es eine wahre Aufgabe, modische Statements zu setzen. Ich erinnere mich noch an die erste Order in Amsterdam. Jedes zweite Teil, das mir präsentiert wurde, lehnte ich mit den Worten ,zu mutig für Koblenz‘ ab. Heute, knapp anderthalb Jahre später, gehe ich völlig anders vor. Du kannst nur modische und ausgefallene Kleidung an den Mann bringen, wenn du mit progressivem Styling vorangehst. Wir haben ein großes Einzugsgebiet, und selbst Kunden aus den Modemetropolen wie Köln oder Düsseldorf finden den Weg zu uns nach Koblenz – weil wir eben anders sind. Wir führen ein spitzes Sortiment mit ausgewählten Teilen, von paradiesisch-bunt bis zu eleganten Klassikern – aber immer mit dem gewissen Extra. Mein Konzept hat Koblenz sicher etwas modischer gemacht und es wird noch mutiger in 2018. Das Feedback unserer Kunden zeigt: ,Wir wollen mehr als nur die Stangenware herkömmlicher Ketten.‘ Ich bin zurzeit im Dialog mit Geschäftspartnern, um eine große Fashion Show in Koblenz zu organisieren. Es wird also daran gearbeitet, Koblenz modemutiger zu machen.“ (lacht)
Welche Menswear-Marken werden momentan geführt?
„Derzeit haben wir im Herrenbereich noch eine kleine Auswahl an Marken, die aber sukzessive ergänzt wird. Wir führen Labels wie BERTONI OF DENMARK, circle of trust und einige Jungdesigner.“
Nun verbindet EMMA & KARL als Concept Store unterschiedliche Produktwelten. Welche Items ergänzen das Textilsortiment?
„EMMA & KARL concept store koblenz lebt vom ständigen Wechsel. Ausgesuchte Taschen, ob für Sport oder Business, verschiedene Gin- und Spirituosensorten bis hin zu Handcreme – oder gar einem neuen Möbelstück für zu Hause. Da mein Konzept vorsieht, dass man alles, was man bei uns im Store sieht, kaufen kann, wechseln wir schon mal häufiger die Einrichtung. Ich bin viel auf Reisen und lasse mich von fremden Orten inspirieren. So ist es heute ein edler Weinkühler aus Amsterdam, der im Store verkauft wird – morgen eine Uhr oder Sonnenbrille aus Skandinavien.“
Mit welchen Herausforderungen siehst du dich als junger Ladenbesitzer in Koblenz konfrontiert?
„Einen Store mit gerade mal 60 Quadratmetern in einer Seitenstraße zu führen, setzt viel Herzblut und Ausdauer voraus. Ich bin mächtig stolz, dass mein Konzept so gut angenommen wird – obwohl es in einer Stadt wie Koblenz mit sehr vielen Schwierigkeiten verbunden ist. Die Lösung liegt im Handeln; manchmal muss man an seine Grenzen gehen und Regeln dehnen, um ein Konzept zu etablieren. Wir öffnen unsere Türen dreimal die Woche, unsere Kunden begrüßen wir mit einem kühlen Drink – wahlweise mit und ohne Alkohol. Ein Heineken, obwohl es noch Vormittag ist, sorgt bei so manchen Lokalpolitikern für Verwirrung, aber meistens schmeckt es auch ihnen.“ (lacht)
Wie wichtig sind soziale Netzwerke für die Kommunikation und Interaktion mit den Kunden?
„In der heutigen Zeit sind soziale Netzwerke nicht wegzudenken. Da ich selbst aus dem Werbe- und Verlagswesen komme, arbeiten wir ständig an neuen Kommunikationsstrategien und setzen dabei massiv auf Social Media. Der Kunde informiert sich virtuell im Internet, möchte das Einkaufserlebnis allerdings analog, mit allen Sinnen, erfassen. Wir binden unsere Kunden ein, lassen sie zu Freunden werden und veranstalten in regelmäßigen Abständen diverse Events wie einen Brunch, Wein-Tastings oder ein Fashion-Shooting vor Ort.“
Welche modischen Strömungen findest du zurzeit besonders spannend?
„Trends sind so eine Sache. Ich bin ein Freund davon, dass jeder das anziehen sollte, wonach er sich fühlt – schließlich sollte Mode persönlicher Ausdruck sein. Und jeder ist, auf seine eigene Art und Weise, modisch. Trotzdem ist der Blick auf die Trends 2018 natürlich spannend. Spaß machen sicherlich der Jogginganzug aus Ballonseide oder die Radlerhose in Weiß in der DOB. Ob sich bei den Herren das Poloshirt, die weite Jeanshose oder die Farbe Orange nachher in allen Teilen widerspiegelt und wie die Kunden es annehmen, wird sich zeigen. Das Revival von Retro-Teilen und der Mischung mit klassischen Elementen finde ich persönlich sehr gut.“
EMMA & KARL concept store
Görresstraße 2, 56068 Koblenz | www.emmaundkarl.de
Alle Fotos © Julia Berlin