Autorin: Nina Peter
Glaube und Klamotte: Teil 2 unserer Serie „Mode und Religion“. Diesmal: Ein evangelischer Pfarrer erzählt über seine persönliche und religiöse Haltung zum Thema Kleidung.
Der in Euskirchen aufgewachsene Familienvater Redmer Studemund ist Gemeindepfarrer der evangelischen Immanuelkirche in Aachen. Äußerlichkeiten sind in seiner Kirche nicht besonders relevant, dafür sind Nachhaltigkeit und fairer Handel aktuelle Themen, die durchaus in Bezug zu seiner religiösen Haltung stehen.
FT: Differenzieren Sie persönlich in Ihrem Alltagsleben zwischen „Mode“ und „Bekleidung“?
Redmer Studemund: „Nein. Aber ich bin vermutlich kein Mensch, der besonders ,modisch‘ (im Sinne von: aktuell im Trend sein) gekleidet ist.“
Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre private Kleidung aus?
„Was mir gefällt. Und ich finde es wunderbar, Kleidung geschenkt zu bekommen – sei es (ganz ,altmodisch‘) von meiner Frau oder anderen Menschen wie einem Kollegen, der mir eine Krawatte aus einem Secondhand-Laden in London zum Geburtstag mitbrachte.“
In welchen Geschäften kaufen Sie Bekleidung?
„Ganz unterschiedlich. Und gerne im Urlaub.“
Stehen Religion und Stilbewusstsein in der Bekleidung in einem Kontrast zueinander?
„Der Protestantismus hat eine sehr ,innerliche‘ Tradition. Auf äußerliche Dinge wird in den Kirchen und im Gottesdienst wenig Wert gelegt. Das hat eine große Stärke, weil es den Sinn für das Wesentliche stärkt. Aber natürlich kann das auch einen ,Stilverlust‘ zur Folge haben.“
„Meine Religiosität wirkt sich nicht auf die Kleidungswahl aus“
Welche Regeln gibt Ihre Religion hinsichtlich Ihrer Bekleidung vor?
„Keine für alle evangelischen Christinnen und Christen. Der Talar als das Gewand für Pfarrerinnen und Pfarrer, wenn sie Gottesdienst feiern, ist seit der Reformation Tradition.“
Lassen sich aus Ihrer Religion auch Anhaltspunkte/Indikatoren für den Konsum von und den Umgang mit Kleidung ableiten?
„Ja, Nachhaltigkeit und fairer Handel sind wichtige Stichworte in diesem Zusammenhang. Unter welchen Arbeits- und Umweltbedingungen sind die Kleidungsstücke, die ich trage, produziert worden?“
Spielt Eitelkeit in Bezug auf Ihr äußeres Erscheinungsbild eine Rolle?
„Sicherlich!“
Trennen Sie Beruf und Alltag/Familienleben in puncto Ihrer Kleidungswahl oder ist Ihre Religiosität eine Haltung, die sich auch generell auf Ihre Einstellung zu Mode und Bekleidung auswirkt?
„Meine Religiosität wirkt sich nicht auf die Kleidungswahl aus – der Respekt vor den Menschen, denen ich in meinem Beruf begegne, aber sehr wohl. Dieser Respekt sorgt für ,ordentliche‘ Kleidung.“
Wenn Sie kein religiöses Amt bekleiden würden, würden Sie sich dann anders kleiden als bisher?
„Nein.“