Manchmal passen reale Dinge wie Give-aways besser als das nächste große Influencer-Ding
Nutze ich das Internet, die verschiedenen Social-Media-Kanäle wie YouTube, Instagram, Snapchat und andere, fühle ich mich von Werbung um Produkte und Dienstleistungen regelrecht erschlagen. YouTube-Sternchen oder Blogger preisen Produkte an, die sie getestet und für gut befunden haben. Auf Facebook begleitet fast jedes Unternehmen, das was auf sich hält, seine Marken, holt Feedback von der Community ein, reagiert auf Shitstorms. Viele Kampagnen finden fast nur noch virtuell statt. Für Unternehmen ist das Internet ein großer Spielplatz, auf dem sie sich tummeln und experimentieren.
Ungeachtet der Marke, ihrer Ausrichtung oder Tradition werden munter virtuelle Kampagnen gestartet, Influencer gesponsert, die Klicks und Likes bringen sollen. So weit, so gut, doch die Reichweite bringt noch keinen Umsatz. Im Gegenteil, sie kann auch genau dagegenarbeiten. Der ungeschickte Mix digitaler Optionen macht die Marke verletzbar. Ein Beispiel: Wenn eine followerstarke Influencerin wie Masha Sedgwick auf ihren Accounts gleichzeitig Werbung für AIGNER, YSL Beauty sowie BECK’S und JACK DANIEL’S macht, wirkt das extrem unglaubwürdig – für sie und die einzelnen Marken.
In einer Zeit, die von einem Überangebot an virtuellen Marketingaktivitäten geprägt ist, wird die richtige, zielgerichtete Vermarktung umso wichtiger, soll die Maßnahme nicht verpuffen oder sogar in die falsche Richtung laufen. Natürlich bedürfen heterogene Kundenwünsche eines Marketingmixes, der digitale Chancen nutzt. Aber in welchem Maße und mit welchen Testimonials, muss nach wie vor der Markenkern vorgeben. Er ist das wichtigste Gut der Unternehmen. Soll er im digitalen Wandel nicht verwischen, dürfen sich die Marketer ihre Verantwortung und vorgeblich ihre Arbeit nicht durch das Internet und seine Protagonisten abnehmen lassen. Sie müssen auch in Zeiten des digitalen Wandels ihre Marketingaktivitäten sauber auf die Marke abstimmen. Abgesehen davon lässt sich die Relevanz solcher Maßnahmen nur schwer einschätzen. Sind 50.000 Follower viel, wenn andere mal eben das Zehnfache aufrufen? Und sind die Follower überhaupt markenrelevant, sind sie Käufer?
Und manchmal passen vielleicht recht profane und reale Dinge wie Give-aways oder Gewinnspiele besser als das nächste große Influencer-Ding. Eines ist klar: Eine Marke ist eine Illusion, eine Idee, die auch digital transportiert werden kann, und im besten Fall weckt sie ein Bedürfnis, das befriedigt werden will. Das Produkt aber, mit dem das geschieht, ist real.