Wo Bundestagsabgeordnete und Hipster einkaufen
Seit zwölf Jahren ist „Just for the Boys“ die erste Adresse für Anzüge im Prenzelberger Kiez. Das Kleidungsstück hat einen Imagewandel hinter sich und boomt – Männer aller Couleur tragen wieder Anzug.
Er musste bereits einiges einstecken und wurde oft angefeindet: Der Anzug galt als notwendiges Übel oder berufliche Verkleidung. Wer ihn trug, outete sich als Spitzer oder gehörte zum Establishment. Ein Image, das das Kleidungsstück längst abgelegt hat. „Heute sparen junge Männer nicht mehr auf ihre erste Auslandsreise, sondern auf ihren ersten Anzug für den Abiball. Für diese Jungs ist das Kleidungsstück ein Reife-Insigne“, erzählt Petra Maresch, Mitgründerin von Just for the Boys. In dem unkonventionellen Berliner „Herrenausstatter“ können Boys den Suit finden, der am besten zu ihnen passt und ihre Individualität unterstreicht.
Seit zwölf Jahren dreht sich in dem Geschäft von Dr. Armin Tatzel und Petra Maresch im Prenzelberger Kiez alles um den Anzug. Es gibt ihn in allen Farben, Konfektionen, Schnitten, Stilen, für alle Geldbörsen. Zurzeit ist der körpernahe Blaue in, demnächst soll es der Anthrazitfarbene sein. Doch ob „in“ oder „out“, ist sekundär. Es gibt konventionelle Modelle für Bundestagsabgeordnete, die sich hier genauso einkleiden wie der entspannte Hipster, der Bankangestellte, der 18-jährige Abiturient oder der Bräutigam für seine Hochzeit; eigentlich alle Jungs, die nicht in Jeans und Hoodie in der Masse untertauchen wollen. Sie können aus einem Repertoire von 60 bis 70 Stücken wählen. Selbst Frauen wurden schon gesichtet, um nach einem Anzug für sich Ausschau zu halten. Doch die Kernzielgruppe sind Boys von 18 bis 80. In dem 140 Quadratmeter großen Altbau-Geschäft sind sie unter sich. Hier geht es endlich mal nur um „ihn“.
Entspannte Beratung – gediegen, aber nicht elitär
Das fünfköpfige Team in Just for the Boys kümmert sich darum, unabhängig von Modediktaten den einen Anzug zu finden, der zum Träger passt. „Wir verkleiden niemanden, sondern wollen die Vorstellungen des Mannes, seinen Typ und den Anlass optimal im Anzug zusammenbringen“, erklärt Petra Maresch die Philosophie von Just for the Boys. Und das passiert meist auf dem roten Sofa, dem Mittelpunkt des Geschäftes. In einer Atmosphäre, die entspannt und ruhig ist, in einem Ambiente, das gediegen, aber nicht elitär wirkt, kommt man ans Erzählen.
„Wir haben Just for the Boys bewusst niederschwellig konzipiert, um den Jungs die Hemmungen zu nehmen. Sie sollen sich wohlfühlen.“ So fällt auch die Beratung leichter. „Denn die Herausforderung ist, bereits mit dem ersten oder zweiten Anzug zu punkten“, sagt Petra Maresch und lächelt. „Denn Männer ziehen sich nicht so gern um, da sollte der erste Anzug gefallen.“Wenn er dann hier zu lang oder dort zu weit ist, wird er von einem Schneider angepasst. Selbst ungewöhnliche Änderungen sind möglich. „Wir haben einen Stammkunden, der Prothesen trägt. Dessen Sakko wird selbstverständlich seinen Bedürfnissen angepasst“, berichtet Petra Maresch. Nur für den fair und ökologisch engagierten Mann hat sie noch keinen nachhaltigen Anzug gefunden. „Es gibt einfach kein Modell, das meinen Ansprüchen genügt.“ Eine Herausforderung, die jedoch ganz oben auf ihrer Agenda steht.
Raumerstraße 20
10437 Berlin
Öffnungszeiten Montag bis Freitag: 12:00 – 20:00 Uhr, Samstag: 11:00 – 20:00 Uhr
Telefon: +49 30 40057880
www.just-for-the-boys-berlin.de