Die Messen in der Hauptstadt bleiben Taktgeber
Zum Start der Order F/S wird auf den Messen auch zusehends wieder über Kooperation zwischen Handel und Industrie gesprochen.
Das Wort „Zufriedenheit“ trifft die Sache ganz gut, auch wenn insgesamt zur Berlin Fashion Week diesmal wohl etwas weniger Besucher auf den Messen unterwegs waren. Denn die Panorama, die Messen der Premium Group (für die Menswear sind das Premium, Seek und Bright) plus die Konferenz FashionTech sind feste Anlaufstellen für den Handel. Aber auch die kleineren Veranstaltungen wie die Selvedge Run oder die grünen Messen fügen sich zu einer Gesamtschau auf die kommende Saison F/S 2018 zusammen. Und das ist nötig, denn zur Konsumparty, die in der Republik immer noch gefeiert wird, ist der Textilhandel nicht eingeladen. Bei Textilien wird der Deutsche schnell zum Sparstrumpf.
Auf der Suche nach Innovationen ist der Handel auf den Input der Industriepartner angewiesen – konzeptionell, aber auch bei der Ware selbst. Und die Industrie will liefern. „Viele Besucher, volle Gänge, tolle Markenpräsentation und was mir persönlich wichtig ist: Gute Stimmung. Messe ist Marktplatz – klar, aber substanzieller ist meiner Meinung nach der Austausch untereinander, das Vernetzen, der gemeinsame Blick auf die kommende Saison!“, sagt etwa Panorama-Chef Jörg Wichmann.
Gute Konzepte haben immer Konjunktur
Labels wie Bugatti, Création Gross, Benvenuto, Roy Robson und Digel, arbeiten konsequent an ihrer Bildsprache, wollen begehrter werden. Innovationen wie der PERFORMANCE-SUIT 37.5 (Création Gross) oder der Sneaker-Anzug (Benvenuto) oder die Aufnahme von ertragreichen Warengruppen wie Schuhe (Roy Robson und Digel) gehören genauso dazu, wie zum Beispiel der reduzierte Präsentationsansatz von Alberto, sich auf der Messe auf drei knackige Statements zu konzentrieren und mehr Raum für Gespräche zu lassen. Je nach Genre wird es etwas bunter und wenigstens die Schnitte der Hosen gewinnen leicht an Volumen. Neue Konzepte kommen auf, wie zum Beispiel das erste vertikale Konzept in der Menswear von Lerros, NEW IN TOWN, das sich als eigenständiger Auftritt modisch zwischen Boss Orange und Pierre Cardin positioniert und auf Anhieb mehr als 60 Händler überzeugt hat. Aber auch auf der Premium zeigen Labels wie Drykorn, Maerz München oder Luis Trenker in ihrem Genre, wie es gehen kann. Allen gemein ist, dass sie entgegen dem allgemeinen Trend umsatzmäßig zulegen. Gerhard Albrecht, Chef der unitex, Neu-Ulm bestätigt: „Insgesamt habe ich den Eindruck, dass diesmal Frequenz etwas verloren hat. Es ist Ferienzeit. Ganz abgesehen davon muss das aber nicht bedeuten, dass dieser Rückgang zwangsläufig zu Qualitätsverlusten führt. Im Gegenteil: auch die Dinge, die nicht auf den ersten Blick zu sehen sind, werden verstärkt angegangen. Es wird über Kooperationen, Vertikalisierung und Digitalisierung gesprochen. Das ist positiv. Unsere eigene Informationsveranstaltung auf der Panorama hatte sogar rund zehn Prozent mehr Besucher als beim letzten Mal.“
Die Messen in Bildern
Panorama
Die Panorama ist inzwischen einer der Big Player in der Hauptstadt. Auf der zehnten Veranstaltung werden auch Lifestyle-Themen, neue Konzepte und natürlich die Digitalisierung intensiv diskutiert. Wie sich die Messe künftig positioniert, erklärt Messe-Chef Jörg Wichmann im Gespräch mit FT.
Premium
Am Gleisdreieck treffen Mode und Lifestyle auf besondere Art zusammen. Marken wie JOOP!, Drykorn, aber auch Luis Trenker oder März München fühlen sich hier zu Hause. Die FashionTech im Kühlhaus nebenan hat die Veranstaltung nochmal aufgewertet. Die Messe-Chefin Anita Tillmann sieht die Digitalisierung als große Chance für den Handel. Er muss das Thema nur richtig umsetzen.
Seek/Bright
Die großen Marken der 90er sind zurück. Auf Seek und Bright (finden Tür an Tür statt) haben unter anderem die altbekannten Streetwear-Größen Helly Hansen und Homeboy ausgestellt. Mehr zur Geschichte von Homeboy finden Sie auch in unserem Interview mit Label-Gründer Jürgen Wolf.
Selvedge Run
Die Selvedge Run fand auch dieses Jahr wieder in der Kulturbrauerei im Prenzlauer Berg statt. Umgeben von schicken Backsteinhäusern kamen hier Fans von echtem Handwerk auf ihre Kosten. Ganz groß wieder dabei: Denim aus Japan. Lesen Sie dazu auch unseren Store-Check zu Vater & Sohn aus Hamburg.