Mensch im Mittelpunkt

Handel der Zukunft

Bild: Breuninger

Studie: Was passiert nach der digitalen Revolution?

Autor: Tays Jennifer Köper-Kelemen

Die Digitalisierung ist derzeit in aller Munde, sie stellt den Handel ordentlich auf den Kopf. So weit, so bekannt. Doch was kommt eigentlich nach der digitalen Revolution? Das Zukunftsinstitut hat sich in der Studie „Retail Report 2018“ mit eben dieser Frage auseinandergesetzt und warnt Unternehmen davor, sich allein auf Technologien zu verlassen.

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Umkleidekabinen. Längst nicht mehr findet sich in diesen lediglich ein Spiegel. Tablets haben Einzug gehalten, damit Konsumenten Selfies machen und diese umgehend in sozialen Netzwerken teilen können. Darüber hinaus lassen sich in Warenhäusern Produkte über Monitore suchen und im 3-D-Format anzeigen, detaillierte Informationen zu einzelnen Artikeln werden gleich mitgeliefert.

Im E-Shopping-Zeitalter wird es für den stationären Handel immer unumgänglicher, das WWW in das Daily Business einzubeziehen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Eine Digitalisierung der Geschäfte vor und hinter den Kulissen ist im vollen Gange. Soeben erst hat der Deutsche Bundestag eine Abschaffung der umstrittenen Störerhaftung beschlossen, die bei öffentlichen Betreibern kostenfreier WLAN-Hotspots für rechtliche Unsicherheiten sorgte.

Rückkehr zum Menschen

Mit dem Fortschreiten der Digitalisierung drängt sich mehr und mehr die Frage nach dem Danach auf. Wie gestaltet sich die Situation, wenn interaktive Services in Ladengeschäften zum Alltag gehören, sich der Konsument an technologische Innovationen beim Einkaufen gewöhnt hat? Das Zukunftsinstitut sucht in der Studie „Retail Report 2018“ nach Antworten. Die Autorinnen Janine Seitz und Theresa Schleicher warnen Unternehmen davor, inmitten unserer technologiegetriebenen Realität den Faktor Mensch aus den Augen zu verlieren. Denn aus der eingespielten Symbiose aus Mensch und Maschine sollen zukünftig Modelle entstehen, die Emotionen wieder mehr Raum geben. Will heißen: Kreativität, Ästhetik und Qualität werden gemäß der Studie eine neue Bedeutungsebene erfahren.

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Es findet eine Rückkehr des Menschen statt – hin zum Human Retail. Die Empathie von Händlern und Beratern rückt als entscheidende Basis in den Vordergrund, sie wird gemäß Studie unverzichtbar, um begeisternde Erlebnisse zu schaffen. Die intelligente Handelslandschaft der Zukunft lebt nach den Experten von Vermittlern menschlicher Sehnsüchte. Es bilden sich neue Berufsbilder im Retail, beratende Humanagenten oder Kuratoren von Konsum und Konsumenten treten auf den Plan.

Darüber hinaus soll der Store nicht mehr als reiner Verkaufsort zu begreifen sein. Vielmehr entwickelt er sich zu einem kreativen Lebensraum, der für den Verbraucher achtsame und authentische Konzepte verwirklicht. Integration, Kooperation und Kommunikation avancieren zu wichtigen Schlagwörtern des Human Retail. Dahinter steckt laut Zukunftsinstitut die Erkenntnis, dass nur gemeinsam mit Konkurrenten und Kunden die Komplexität des Handels gemeistert werden kann.

Flucht aus dem Daten-Dunstkreis

Und diese Komplexität ist nicht zu verkennen. Zum Beispiel bewegt sich der Endverbraucher mit seinem smarten Konsum nonstop im eigenen Daten-Dunstkreis, wahre Überraschungsmomente bleiben bei maßgeschneiderten Produktangeboten weitgehend aus. Nach wie vor existiert jedoch das Bedürfnis nach Individualität, der Mensch will sich nicht nur als Summe seiner Daten verstanden wissen. So prognostizieren die Experten mitunter, dass nach dem Hype um Social-Media-Communitys die Meinung von Querdenkern gefragt sein wird, die nicht aus dem eigenen Datenpool stammen. Diese sollen beim Shoppen bewusst kreative Brüche provozieren.

Das Zukunftsinstitut zitiert mit Blick auf die Handelslandschaft der kommenden Jahre den US-Autor Daniel Pink: „Wir müssen eine Arbeit verrichten, die asiatische Wissensarbeiter nicht billiger und Computer nicht schneller erledigen können und die den ästhetischen, emotionalen und spirituellen Ansprüchen einer Wohlstandsära Genüge tut.“