Sportive Looks sind salonfähig geworden
Autor: Tays Jennifer Köper-Kelemen
Ob Athleisure, Active- oder Sportswear – Bekleidung, die sowohl im Sportstudio als auch im Alltagsleben getragen werden kann, kennt mittlerweile viele Namen. Fest steht: Der Hype um dynamische Looks ist nach wie vor ungebrochen. Es scheint sich weit mehr entwickelt zu haben als nur ein Trend: ein neuer Lifestyle, der sich so schnell sicherlich nicht wieder verabschieden wird.
Die soeben gezeigten Männerschauen in Paris und Mailand führen es deutlich vor Augen: Auch in Zukunft spielen sportive Looks und Details sowie funktionale Elemente eine einnehmende Rolle in den Kollektionen. Das Traditionshaus VALENTINO ließ die Models in Tracksuits und Outerwear aus technischen Materialien über den Laufsteg gehen, die eindringlich an die 1980er-Jahre erinnerten. ARMANI kombinierte für seine Schau Frühling/Sommer 2018 Sweatshirts mit weiten Bundfaltenhosen und Loafern.
Rainjackets mit Tunnelzug, lässige Beuteltaschen und Cargo-Modelle ergänzten die Palette an sportiven Looks zu edlen Menswear-Klassikern. LOUIS VUITTON überraschte das Publikum indes mit Surfer-Referenzen. Hawaiianische Prints auf leger geschnittenen Hemden sowie elastische Gürtel mit Clip-Verschlüssen sorgten für sommerliche und zugleich sportiv akzentuierte Optiken.
Zeit für Outdoor-Aktivitäten als neuer Luxus
Dass das Thema rund um Sportivität nicht abreißt und nachhaltige Wirkung entfaltet, scheint eine logische Konsequenz heutiger Lebensumstände. Das Bewusstsein der Menschen um die Nutzung ihrer Zeit verändert sich in einem von Stress und neuen Technologien geprägten Alltag. So spielen klassische Statussymbole eine geringere Rolle als noch Jahre zuvor. Sharing lautet das neue Zauberwort. Hand in Hand mit der Tendenz hin zu mehr Nachhaltigkeit wird der Konsum generell infrage gestellt.
Laut einer Studie der Agentur EY investieren insbesondere junge Menschen ihr Geld lieber in Erlebnisse als in den Kauf von Gütern und dies mit steigender Tendenz. Zeit zum Leben gilt als neuer Luxus. In der Freizeit geht es dann oftmals hinaus ins Freie, Outdoor-Aktivitäten stehen hoch im Kurs. Es ist naheliegend, dass dann Bekleidung gefragt ist, die diesem vielmehr pragmatischen Lifestyle gerecht wird. Unkompliziert und flexibel sollen die Outfits sein, besonders praktisch ist es, wenn sich die Looks sowohl im Sportstudio als auch im Alltag tragen lassen. Selbst vor dem Büro machen sportive Kombis längst keinen Halt, Sneaker unter dem Schreibtisch sind sozusagen bereits mehr Regel als Ausnahme.
Schließlich führt der Weg auch nicht selten von der Arbeit direkt zum Sport oder umgekehrt. Zeit ist heutzutage Mangelware, dies lässt Grenzen verschwimmen. Es herrscht schlichtweg ein neues Selbstbewusstsein und -verständnis vor, das neben dem Sport auch die Bereiche Food und Health in den Fokus rückt. Nicht ohne Grund: Klimaveränderungen und Umweltkatastrophen wie Fukushima haben mitunter den Sinn der Menschen für die eigene Gesundheit geschärft.
Wachsender Verkaufstrend
Angesichts der facettenreichen und tief greifenden Hintergründe ist es fraglich, ob es ausreichend ist, Sportivität in der Mode nur als vorübergehenden Trend zu bezeichnen. Vielmehr scheint sich ein neuer Lifestyle herausgebildet zu haben, der in Kombination mit weiteren Strömungen geradezu signifikant für die Lebenseinstellung junger Generationen ist.
Welche Treibkraft das Thema Sportivität bereits erreicht hat, beweisen diverse Retail-Studien. Bei einem Marktwert über 1,7 Billionen US-Dollar und einem Wachstum um 4 Prozent hat die globale Apparel-Industrie für das Jahr 2016 eine vergleichsweise schwache Performance hingelegt. Laut Euromonitor wäre diese ohne den Wachstumstreiber Sportswear noch schwächer ausgefallen. Denn der Umsatz für sportiv inspirierte Bekleidung stieg ungleich stark um 6 Prozent an – bei einem Marktwert von 78 Milliarden US-Dollar für diesen Bereich. Die Prognosen für das Jahr 2017 sehen eine Fortsetzung dieses Trends vor.