Die Digitalisierung mischt die Karten neu

Kommentar

© Vitali Diller

Autor: Maximilian Fuchs

In den 1970er-Jahren brachte die Weiterentwicklung in Elektronik und Informationstechnologie die Industrie 3.0. Mit ihr wurden die mächtigsten Konzerne unserer Zeit geboren, darunter Microsoft, Google oder Apple. Heute stehen wir an der nächsten Stufe und die Anforderungen der Industrie 4.0 dominieren die Agenden der Unternehmen über alle Branchenzweige hinweg. Der Ruf nach technologischem Fortschritt wird über Erfolg und Misserfolg von Produzenten und Handel entscheiden.

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Die digitale Revolution ist schon heute im Alltag angekommen. Alles wird smart und vernetzt, vom Haus über das Auto bis hin zur Jacke mit GPS und Vitalsensoren. Was sich im Konsumentenbereich unaufhaltsam nach vorne bewegt, ist auch in der Industrie angekommen. Doch stellt die Umstellung zur digitalen Wertschöpfungskette die Unternehmen vor gewaltige Herausforderungen. Schlagworte wie „Business Intelligence“ oder „Big Data“ innerhalb eines Unternehmens zu implementieren, ist kein einfaches Unterfangen. Ein Paradigmenwechsel ist immer ein Kraftakt und wie so oft ist die Automobilindustrie an der Spitze zu finden. Audi hat mit seiner „Smart Factory“ vorgemacht, wie das 1913 von Henry Ford eingeführte Fließband im Jahr 2017 gänzlich aus der Fabrik verschwindet. Stattdessen kommen ein fahrerloses Transportfahrzeug sowie Spezialdrohnen zum Einsatz. Mit diesem dynamischen und RFID-gelenkten System ist eine Produktivitätsverbesserung von 20 Prozent messbar. Erstaunlich und erschreckend zugleich, bedenkt man die massiven Umbrüche, die zu erwarten sind. Für uns bleibt die Frage: Wie geht die Textilindustrie mit der Digitalisierung um?

Ein Beispiel aus der Praxis ist das italienische Unternehmen OVS. Die Tochtermarke upim bietet bereits heute ein digitales Omni-Channel-Erlebnis. Über eine eigens entwickelte App können Verbraucher nicht nur online shoppen, sondern im Geschäft beispielsweise die virtuellen Umkleidekabinen nutzen. An der digitalen Wand mit integrierter Kamera und Online-Verbindung schießen sie Selfies, rufen am Touchscreen weitere Produktinfos und Verfügbarkeiten anderer Größen ab und bestellen die Wunschkleidung direkt zu sich nach Hause. Hinter dem digitalen Angebot steht eine vernetzte Wertschöpfungskette. Impulse der Verbraucher fließen direkt in die Kollektion ein, ein ständiger Optimierungsprozess also, womit der Fast-Fashion-Gedanke einen neuen Peak erreicht. „Wandel und Fortschritt sind beständige Begleiter der Wirtschaft und Industrie. Mit der Zeit zu gehen, heißt nicht nur, laufend auf Trends und Veränderungen zu reagieren. Es bedeutet auch, der Entwicklung voranzugehen“, resümiert Daniel Harari, CEO von Lectra, die kürzlich in Bordeaux vorgestellte Digitalisierungsstrategie des Unternehmens.

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Auf der Handelsseite betreibt die otto group gerade eine massive Restrukturierung. Man werde die Dynamik in der Gruppe deutlich vorantreiben, kündigte der Vorstandsvorsitzende Alexander Birken im letzten Jahr an. Ab Juli 2017 wird nun unter dem Titel „Chief Digital Officer“ (kurz CDO) eine neue Position im Unternehmen geschaffen, die der 37-jährige Sebastian Klauke besetzt. Damit holt man sich einen Spezialisten ins Haus; zuvor war Klauke Partner und Geschäftsführer der BCG Digital Ventures GmbH, eines Tochterunternehmens der Boston Consulting Group. Zu den Konzernfirmen der otto group zählen unter anderem SportScheck, bonprix oder MANUFACTUM.

Der Weg ist das Ziel: Es ist wichtiger denn je, die passende Infrastruktur im Unternehmen zu schaffen, neue Technologien anzunehmen und die Mitarbeiter fit für die Zukunft zu machen. Nur dann kann der digitale Wandel funktionieren.