Autor: Markus Oess
„Der Weg zur Übernahme der Geschäftsaktivitäten von WÖHRL durch den Textilunternehmer Christian Greiner ist frei: Am heutigen Mittwoch stimmten die Gläubigerversammlungen der RUDOLF WÖHRL AG und deren 100-%-Tochtergesellschaft Rudolf Wöhrl, das Haus der Markenkleidung GmbH & Co. KG, den jeweiligen Insolvenzplänen zu“, teilen die Franken mit. Die Zustimmung sei in allen Gläubigergruppen einstimmig erfolgt, heißt es weiter. Eine familieninterne Lösung, denn Christian Greiner, Vorstand der LUDWIG BECK AG, ist Sohn des Unternehmers Hans Rudolf Wöhrl. Greiner will das operative Geschäft mit einem Asset Deal übernehmen. Im dem Fall werden das der Gesellschaft gehörende Vermögen gekauft und die Wirtschaftsgüter einzeln übertragen. Das bedeutet Mehraufwand, aber unter anderem wird das Risiko, versteckte Verbindlichkeiten zu schlucken, spürbar gesenkt. Der Deal soll zum 1. Mai 2017 vollzogen werden. Der wirtschaftliche Übergang der Geschäftsaktivitäten auf Greiner findet rückwirkend zum 1. März 2017 statt.
Inzwischen hat die Eigenverwaltung der RUDOLF WÖHRL AG die Insolvenzquote für die Insolvenzgläubiger (§ 38 InsO) mit einer Spanne von ca. 16 Prozent bis 21 Prozent leicht erhöht. Bisher wurde von einer Insolvenzquote von 10 Prozent bis 20 Prozent ausgegangen. Zudem sieht der Insolvenzplan eine erhöhte Abschlagszahlung an alle Insolvenzgläubiger von 10 Prozent anstatt der bisher geplanten 7,5 Prozent ihrer Forderungen zum 30. Juni 2017 vor. Die Schlussverteilung erfolgt nach Abschluss aller Verfahrensschritte.
Alexander Langhorst, Analyst von GSC Research, Düsseldorf, bewertet den Kauf positiv: „Nachdem sich die Einigung zum Schluss noch verzögert hat, ist der jetzt beschlossene Weg zu begrüßen. Die zu erwartende Quote von 16 bis 21 Prozent ist sehr ordentlich, und höher als bisher erwartet, auch werden gut 95 Prozent der Arbeitsplätze erhalten bleiben. Allerdings ist nach dem erfolgreichen Asset-Deal sozusagen vor dem Beginn der wirklichen Arbeit – nun gilt es WÖHRL unter Führung von Christian Greiner wieder flott zu bekommen und sich erfolgreich im Markt zu behaupten.“
Dr. Christian Gerloff, Restrukturierungsvorstand der RUDOLF WÖHRL AG, sieht für das Unternehmen alle Chancen für eine gute Zukunft, wie er sagt: „Mit dem positiven Votum der Gläubiger für die Insolvenzpläne nähert sich die Restrukturierung von WÖHRL dem erfolgreichen Abschluss. Der Übergang der Geschäftsaktivitäten an Christian Greiner ist nach unserer Überzeugung im besten Interesse der Mitarbeiter, Kunden und Gläubiger. Ich bin sehr froh, dass es in den Verfahren gelungen ist, mehr als 95 % der Arbeitsplätze in der Gruppe zu erhalten und eine überdurchschnittliche Befriedigungsquote für die Gläubiger zu erreichen.“
Auch Andreas Mach, Vorstandsvorsitzender, blickt optimistisch nach vorne: „Ich freue mich sehr, dass der ‚neue WÖHRL‘ nun Wirklichkeit wird. Wir haben das Insolvenzverfahren genutzt, um umfassende Restrukturierungen vorzunehmen, aber auch Weichenstellungen im Geschäftsmodell. Unsere Sortimente und Häuser, unsere Werbung und unser Erscheinungsbild sind bereits stark verbessert, aber wir sind noch lange nicht am Ziel. Wir werden diesen Weg konsequent weitergehen mit Christian Greiner als Eigentümer und das Unternehmen wieder zu dem Marktplatz der Mode in Franken und Bayern machen, für den es immer bekannt war. WÖHRL ist in Franken und darüber hinaus unverändert eine starke Marke. Diese müssen wir pflegen und weiterentwickeln, gemeinsam mit den engagierten Mitarbeitern, die für den Erhalt ihres Unternehmens gekämpft haben. Wir sind auf einem guten Weg.“
Greiner will nun weitere Investoren an Bord holen, um das angeschlagene Handelshaus wieder auf Kurs zu bringen. Laut Aussage von Mach liegt der Finanzbedarf im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Zur Not könne Greiner diesen aber auch alleine bewältigen.