Keine Überraschungen

TOM TAILOR GROUP 

Autor: Christoph Wiest

Nachdem die TOM TAILOR GROUP ihre vorläufigen Geschäftszahlen 2016 veröffentlicht hatte, waren bei den endgültigen Zahlen keine weiteren Überraschungen mehr zu erwarten. Das Management sieht sich auf Kurs und will sich auf das „gesunde Kerngeschäft“ konzentrieren.

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Thomas Dressendörfer, Finanzvorstand der TOM TAILOR Holding AG, sieht das Unternehmen auf Kurs: „Die ersten Erfolge unseres Stabilisierungsprogramms sind bereits sichtbar. So konnten wir den Free Cashflow um gut 50 Prozent steigern und rund 10 Prozent der Nettoverschuldung abbauen. Wir werden unseren Kurs der finanziellen Konsolidierung konsequent weiterverfolgen und sind zuversichtlich, auf diese Weise unsere mittel- wie langfristigen Ziele zu erreichen. Für 2018 rechnen wir mit einem um die Einstellung der unprofitablen Marken reduzierten Umsatz, der jedoch teilweise durch die profitablen Wachstumsinitiativen kompensiert werden sollte. Für das EBITDA erwarten wir 2018 einen Zuwachs um 30 bis 40 Millionen Euro sowie eine EBITDA-Marge über 10 Prozent. Oberstes Ziel bleibt aber, die Entschuldung deutlich voranzutreiben.“

Im Fokus steht die Umsetzung von RESET

2017 setze TOM TAILOR die Konzentration auf das gesunde Kerngeschäft fort. Im Fokus stehe dabei die Umsetzung der Maßnahmen aus dem Kosten- und Prozessoptimierungsprogramm RESET, das neben den eingeleiteten Filialschließungen und Marktaustritten die Optimierung interner Strukturen und Prozesse umfasse, teilen die Hamburger mit. Dabei gehe der Vorstand davon aus, dass RESET ab dem vierten Quartal seine volle Wirkung entfalten werde. Den rapiden Veränderungen im Textilhandel wolle das Management mit einer forcierten Digitalisierung begegnen. „Mit unserem neu formierten Vorstandsteam haben wir wichtige Initiativen zur Verbesserung von Effizienz und Ertragskraft eingeleitet. Bereits heute ist die TOM TAILOR GROUP ein völlig anderes Unternehmen als noch vor einem Jahr“, sagt Dr. Heiko Schäfer, Vorstandsvorsitzender der TOM TAILOR Holding AG. „Erste Erfolge belegen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Gleichzeitig ist uns bewusst, dass noch eine ordentliche Strecke vor uns liegt. Die Schlagzahl bleibt auch im Übergangsjahr 2017 hoch.“

Das Geld, das mit RESET hereingeholt wird, soll in das Markenprofil und die Digitalisierungsoffensive gesteckt werden. Für dieses Jahr erwartet der Vorstand ein leichtes Wachstum des Konzernumsatzes gegenüber dem Vorjahr. Hierzu soll vor allem die Dachmarke TOM TAILOR beitragen. Nachdem die mit dem RESET-Programm verbundenen einmaligen Sonderbelastungen bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr verarbeitet wurden, sollen die positiven Effekte der Neuausrichtung im Laufe des Jahres deutlich sichtbar werden. Vor diesem Hintergrund rechnet der Vorstand im Geschäftsjahr 2017 mit einem starken Anstieg des berichteten EBITDA. Die eingeleiteten RESET-Maßnahmen sollen bis zum Jahresende im Wesentlichen abgeschlossen sein.

Rote Zahlen im Jahr 2016

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat die TOM TAILOR GROUP den Konzernumsatz um 1,3 Prozent auf 968,5 Millionen Euro gesteigert. Das Konzern-EBITDA ist indessen um 84,8 Prozent auf 10,3 Millionen Euro abgeschmiert. Infolge der einmaligen Sonderbelastungen im Zusammenhang mit RESET in Höhe von 80,9 Millionen Euro ist der Konzern beim Ergebnis mit minus 73,0 Millionen Euro schmerzhaft in die roten Zahlen gerutscht. Die Dachmarke TOM TAILOR konnte um 5,6 Prozent auf 665,5 Millionen Euro zulegen. Das Segment TOM TAILOR Wholesale hat mit einem Umsatzanstieg um 3,2 Prozent auf 351,9 Millionen Euro abgeschlossen. Damit steuerte das Segment rund 36 Prozent zum Konzernumsatz bei. Das berichtete EBITDA des Segments ist deutlich um 15,4 Prozent auf 24,7 Millionen Euro gesunken. „Auch hier wirkten sich in begrenztem Umfang Sonderaufwendungen im Rahmen der Neuausrichtung des Unternehmens aus“, so die Hamburger. Das Retail-Segment der Marke hat expansionsbedingt 8,5 Prozent auf 313,6 Millionen Euro draufgesattelt. Das berichtete EBITDA liegt mit 8,2 Millionen Euro fast 60 Prozent unter Vorjahr, „überwiegend“ durch die einmaligen Sonderbelastungen im Rahmen des RESET-Programms. Der Segmentumsatz der Marke BONITA verringerte sich im vergangenen Geschäftsjahr um 7 Prozent auf 303 Millionen Euro.

 

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 Vorschusslorbeeren an der Börse

Alexander Langhorst, GSC Research (Bild: GSC Research)

Alexander Langhorst, Analyst bei GSC Research, Düsseldorf, spricht von Vorschusslorbeeren, die TOM TAILOR an der Börse erntet. Es müsse sich erst einmal zeigen, ob die Erfolge von Dauer sind.

„Bei TOM TAILOR scheinen langsam die Maßnahmen des in 2016 gestarteten RESET-Programms zu greifen. Neben der Optimierung des bestehenden Filialbestandes und dem Rückzug aus defizitären Ländern (Südafrika, China, USA und Frankreich) kümmern sich die Hamburger auch wieder verstärkt um ihr eigenes Retail-Geschäft im Kernmarkt in Deutschland. Dieses konnte in 2016 expansionsbedingt um 8,5 Prozent auf 313,6 (289,1) Millionen Euro wachsen. Der Fokus im laufenden Jahr liegt neben einer besseren Vernetzung mit den E-Commerce-Aktivitäten hin zu einem vollwertigen Multichannel-Angebot („Click & Collection“ – online bestellen und im Shop abholen soll in 2017 ergänzt werden um eine sogenannte „Order from Store“-Funktionalität) vor allem in der Stärkung der Marken. 

Dabei will TOM TAILOR mit einem höheren Modegrad in den Kollektionen punkten und sich damit wieder stärker als in der Vergangenheit vom Massenmarkt abheben. Ziel ist es, in Verbindung mit verstärkten Marketingmaßnahmen, die gezielt neben den klassischen Methoden auch Guerillaaktionen beinhalten, die Begehrlichkeit der Kundschaft zu steigern. Begleitet werden soll dies auch durch eine mutigere, provokativere und emotionalere Markenkommunikation.  

Weitere Verbesserungen werden auch in der Retail-Organisation angestrebt. Dabei setzt TOM TAILOR auf verbesserte Abläufe und Service in den Filialen. Werbe- und Rabattaktionen sollen gezielter eingesetzt, die Einsteuerung der Ware verbessert und auch die Verteilung der Mitarbeiter auf die jeweiligen Standorte optimiert werden. Im Ergebnis sollen alle Maßnahmen zu einer Verbesserung der Conversion Rate führen, also die Zahl der Käufe in den Filialen gesteigert und damit die weiterhin rückläufige Kundenfrequenz auf den Flächen kompensiert werden. 

An der Börse sind die angekündigten Schritte und die in Aussicht gestellte deutliche Verbesserung des berichteten EBITDA für 2017 bereits sehr positiv aufgenommen worden und haben zu einem Anstieg des Kurses von 7,9 auf aktuell 9,16 Euro – mithin satten 15,8 Prozent in wenigen Tagen geführt. Vorschusslorbeeren an der Börse sind das eine – entscheidend wird indes sein, ob die eingeleiteten Schritte tatsächlich zu dauerhaft steigenden Absatzzahlen auf der Ladenfläche führen.“