Autor: Markus Oess
Günther Krabbenhöft? Kennt man. Gloria Viagra? Kennt man auch. Just Some Motion? Seine Tanzvideos machen bei Facebook schon lange die Runde. Aber kennen Sie Marta? Sie betreut die Künstler. Die Idee, eine eigene Agentur zu gründen, kam ihr in Berlin. Die Stadt, der ihr Herz gehört. Wie die gebürtige Spanierin wurde, was sie heute ist, und was sie mit Jogi Löw anstellen würde.
FT: Du bist in Spanien geboren. In Berlin kann es ja saukalt werden. Magst du da wenigstens deutsches Essen?
Marta: „Oh ja, es wird hier wirklich ziemlich frostig im Winter, aber das ist nicht weiter tragisch, dafür ist es das restliche Jahr hier wunderschön. Ich liebe die Stadt. Nachdem ich 2001 nach meinem ersten Studium eineinhalb Jahre hier gelebt hatte, wollte ich immer zurückkommen. Aber um auf deine Frage zu kommen: Ich liebe Schnitzel.“
Wie bist du nach Berlin gekommen?
„Ich bin Dolmetscherin und habe Journalismus studiert. Um mein Deutsch zu verbessern, bin ich das erste Mal im Jahr 2000 nach Berlin gekommen. Dann habe ich mich verliebt – in die Stadt. Berlin ist einfach irre schön und aufregend. Als ich dann wegmusste, habe ich mir geschworen, auf jeden Fall zurückzukommen. 2013 stieg ich dann aus meinem alten Beruf in Spanien aus und ging auf Weltreise, jeden Monat ein neues Land. Um mich zu finanzieren, ging ich auch immer arbeiten und bei einem dieser Jobs traf ich die Veranstalter der Morning-Gloryville-Partys. Sie fragten, ob ich mir vorstellen könnte, ebenfalls eine solche Party auf die Beine zu stellen. Da sah ich die Chance gekommen, die Party in Berlin zu organisieren. Statt nach Afrika weiterzureisen, entschied ich mich, meinen Trip abzubrechen und nach Berlin zu gehen. Im Oktober 2014 kehrte ich nach Berlin zurück und ab Dezember 2014 feierten wir dann einmal im Monat Morning Gloryville Berlin.“
Was versteckt sich denn hinter Morning Gloryville?
„Morning Gloryville ist ein Vorreiter des ,Conscious Clubbing‘. Es ist eine freie Art, ganz ohne Alkohol zu feiern – egal wie alt du bist. Es ermöglicht Menschen einen glücklichen Start in den Tag und das ist bekanntlich sehr gesund. Zwischen 6.30 Uhr und 10.30 Uhr. Die Bewegung ist rund um den Globus gegangen. Wir haben weltweit in mehr als 23 Städten zusammengearbeitet.“
Wie wird man denn Agent?
„Ein sehr enger Freund von mir meinte, ich sei dafür geboren, weil ich schon vorher Künstler bei ihrer Arbeit unterstützt hatte. Ich habe das geliebt, auch als das noch nicht mein eigentlicher Beruf war. Während meiner Weltreise durfte ich viele Künstler, Journalisten und Menschen aus der Kulturszene treffen. Nachdem ich nach Berlin gekommen war, um Morning Gloryville zu organisieren, lernte ich Günther Krabbenhöft kennen. Er kam zu jeder Party. Als er dann berühmt wurde, fragte er mich, ob ich ihn unterstützen könnte. Anfangs hatte ich gar nicht die Absicht, damit mein Geld zu verdienen. Aber die Arbeit wurde immer mehr und Günther fragte mich schließlich, ob es nicht okay wäre, wenn er mir von jeder Gage, die er erhält, einen bestimmten Anteil abgäbe. So kam das ins Rollen. Gloria Viagra und ich waren schon befreundet, bevor ich nach Berlin zurückkehrte. Sie half mir hier in Berlin, mich zu etablieren, und ab einem bestimmten Punkt entschieden wir, dass ich auch für sie arbeite. Die DJane von Morning Gloryville Berlin, Annie O, der Designer und Künstler Chipi unterstützten mich. Ebenso machten der Fotograf Manolo Ty und Videokünstler Frank Bertram mit. Sie alle wurden Teil der neuen PR- und Künstleragentur, die ich schließlich im September 2015 gründete. Wie gesagt, die Idee, eine eigene Agentur zu gründen, stammt von meinem Freund, den ich eben erwähnt habe. Er sagte zu mir, ich mache so viel für die Künstler, dass ich das auch gleich hauptberuflich tun könne. Er riet mir, eine Agentur zu gründen und sie Marta zu nennen. Ich werde meinem Freund Jack für immer dankbar sein.“
„Ich fand den Job ziemlich cool“
Und was war dein Berufswunsch als Kind?
„Ich habe jetzt nicht unbedingt von meiner eigenen Agentur geträumt, aber ich habe als Jugendliche in Spanien mal jemanden getroffen, der eine Rockband betreute, und fand den Job unglaublich cool. Ich wollte so etwas dann immer machen. Aber wie das so ist, um meine Eltern zufriedenzustellen, habe ich erst mal studiert und ganz normal gearbeitet, unter anderem als Journalistin für verschiedene Radio- und Fernsehsender und für die Regierung als Kommunikationschefin.“
Wenn du im Zirkus arbeiten würdest, wärst du lieber Zirkusdirektorin, Dompteuren oder Clown?
„Clown und Zirkusdirektorin. Ich mag es einfach zu organisieren, Dinge auf die Schiene zu setzen. Aber genauso liebe ich es, Menschen zum Lachen zu bringen.“
Du betreust nicht allein Günther Krabbenhöft, sondern auch einige andere. Eines haben alle gemeinsam: Sie sind Typen. Hat das System?
„Was heißt Typen? Es sind einfach Menschen, an deren Namen man sich erinnert, wenn man sie getroffen hat. Viel wichtiger ist aber, dass wir harmonieren und uns mögen. Ohne guten Workflow bliebe die Kreativität auf der Strecke. Auch wenn wir professionell arbeiten, müssen wir das in einer guten Stimmung tun und gegenseitig auf uns aufpassen. Wir verbringen viel Zeit miteinander. Ich hoffe, das klingt jetzt nicht zu sehr nach Hippie, aber am Ende werden sie zu deiner Familie. Wenn du das mit System meinst, dann stimmt es.“
Wie kommst du an deine Künstler, die wachsen ja nicht gerade auf Bäumen?
„Das kam einfach mit der Zeit, wenn du dich in diesen Kreisen bewegst. Durch meine Arbeit mit Günther, Gloria und den anderen lerne ich eine Menge Leute kennen. Künstler, Models. Inzwischen muss ich Leute wegschicken, einfach, weil ich viel zu wenig Zeit habe, mich auch noch um sie zu kümmern.“
Mit wie vielen Leuten arbeitest du in der Agentur?
„Ich bin allein, habe aber Freelancer, die ich bei Bedarf dazuholen kann. Das klappt ganz gut. Im Grunde ist es egal, wann und wo ich den Laptop anschalte und arbeite.“
Was war denn dein schönstes Erlebnis, was hat dich besonders berührt in deiner Agenturzeit?
„Ich habe es vor wenigen Tagen gerade in meinem Facebook-Account geschrieben. Dieser Samstag war einer der wichtigsten und beeindruckendsten Tage, seit ich Marta gegründet habe. Einer meiner Künstler, der Tänzer JustSomeMotion, ist das Testimonial eines großen italienischen Telekommunikationsunternehmens und wir reisen zurzeit recht oft nach Italien, um dort zu performen. Am besagten Samstag fand die Performance auf der Piazza di Spagna statt. Ein Flashmob mit 300 Tänzern. Sie alle kamen, obwohl die Performance erst 24 Stunden vorher angekündigt wurde. Tausende Fans von JustSomeMotion waren dabei, um ihn zu sehen. Das war wirklich das Größte, was ich bisher in meiner Agenturzeit erlebt habe. Ich war so dankbar. Als ich dann auch noch einen neuen wichtigen Vertrag abgeschlossen hatte, wurde es der perfekte Tag, vielleicht sogar der beste für MARTA PR – Artist Management. Ich hoffe, es kommen noch mehr.“
„Je berühmter die Künstler, desto seltsamer die Anfragen“
Was erwarten die Kunden, die deine Models buchen, welche Jobs sind da üblich?
„Die meisten Anfragen kommen tatsächlich fürs Modeln oder sie suchen Testimonials. Häufig werden Musiker und DJs gebucht. Manche Künstler fragen nach PR oder Beratung bei Verträgen.“
Kommen auch mal krude Sachen?
„Es geht eigentlich. Je berühmter die Künstler sind, desto seltsamer werden die Anfragen. Zurzeit bekomme ich auffallend viele Fake-Anfragen. Offensichtlich nur, um herauszufinden, wie weit ich selbst mit meinen Verhandlungen mit einem Kunden bin, um sich dann einzuschalten. Ich frage mich, woher diese Leute wissen, mit wem ich worüber verhandle. Die meisten Fake-Anfragen lassen sich aber schnell aufdecken.“
Du hast ein Netzwerk in London, Barcelona, Paris und Sydney aufgebaut. Wie hast du das gemacht, wie wird man Teil einer internationalen Agentur-Welt?
„Auf meiner Weltreise konnte ich beruflich sehr viele Kontakte knüpfen, häufig arbeiten sie als Freelancer. Wir arbeiten dann zusammen, wenn ich Unterstützung in einem bestimmten Land brauche. Umgekehrt mache ich das auch, wenn die Leute PR in Deutschland, Spanien oder einem anderen Land benötigen, in dem ich weiterhelfen kann.“
Wen würdest du auf keinen Fall in deine Kartei aufnehmen?
„Ich könnte niemals mit Menschen arbeiten, die ich nicht mag oder schätze. Es wäre einfach nicht möglich, sie zu promoten. Bei Leuten wie Marine Le Pen oder Geert Wilders und ihren deutschen Sinnesgenossen würde ich direkt wieder auflegen.“
Was würdest du dem deutschen Fußballbundestrainer Jogi Löw raten, wenn er dich für eine Imagepolitur anheuern würde? Was würdest du mit ihm anfangen?
„Ich würde ihn mit Günther zusammenbringen. Günther ist ein sehr feinfühliger Mensch, ein wahrer Gentleman, ich bin sicher, Jogi Löw könnte einiges von ihm lernen. Über das Leben und über Kleidung, versteht sich. Nach einigen Tagen dann würden wir an seinem Image arbeiten und ihn weg vom Fußball und dessen Rollenspiel auch abseits des Rasens bringen hin zu mehr Berliner Lifestyle. Ich denke, wir hätten alle drei einen Riesenspaß dabei.“
Für wen würdest du nachts aufstehen und dich für zwölf Stunden ins Auto setzen, um mit ihr/ihm zu arbeiten?
„Das tue ich schon, für Gloria, Günther oder Sven (JustSomeMotion) zum Beispiel