Autor: Markus Oess Die LUDWIG BECK AG weist dank WORMLAND einen Umsatzschub aus. Aber die Menswear-Kette ist noch defizitär. Das soll sich in den nächsten zwei Jahren ändern. Eine Bestandsaufnahme von GSC-Research-Analyst Thorsten Renner.
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„Die LUDWIG BECK AG agiert in einem anhaltend schwierigen Marktumfeld“, konstatiert Thorsten Renner, Analyst bei GSC Research, Düsseldorf. Wie berichtet (vergleiche FTweekly), haben die Münchner beim Gewinn ordentlich Federn lassen müssen. Nach einem schwachen dritten Quartal hatte der Vorstand die Gewinnerwartung für das Geschäftsjahr 2016 gesenkt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wies die Gesellschaft beim Bruttoumsatz ein Plus von 11,7 Prozent auf 177,1 Millionen Euro aus. Allerdings nur, weil erstmals WORMLAND für das ganze Jahr konsolidiert wurde. Dadurch sind die Bruttoerlöse in diesem Segment von 54,7 auf 76 Millionen Euro gestiegen. Im Segment LUDWIG BECK gingen die Bruttoumsätze auf 101,1 Millionen Euro zurück, womit sich diese Sparte ähnlich der Branche entwickelte.
Gegenläufige Effekte
„Der Nettorohertrag verbesserte sich von 64,5 auf 71,3 Millionen Euro. Davon entfielen 30,3 (22,1) Millionen Euro auf WORMLAND und 41 (42,4) Millionen Euro auf LUDWIG BECK. Trotz des Anstiegs verringerte sich die Rohertragsmarge auf 47,9 (48,4) Prozent. Neben Preisnachlässen und dem Abverkauf von Altware bei WORMLAND war hierfür auch der Räumungsverkauf in der Filiale THEO Oberhausen verantwortlich. Dieser Standort wurde planmäßig zum 30. Juni 2016 geschlossen“, schreibt Renner. Und: „Die sonstigen betrieblichen Erträge gingen deutlich von 13,4 auf 4,4 Millionen Euro zurück. Allerdings war im Vorjahr ein Sonderertrag in Höhe von 9,8 Millionen Euro im Zusammenhang mit der WORMLAND-Übernahme enthalten. Im Geschäftsjahr 2016 kam es dagegen lediglich noch zu einem positiven Effekt in Höhe von 0,5 Millionen Euro. Bereinigt um diese Sondereinflüsse, lagen die sonstigen betrieblichen Erträge sogar über dem Vorjahresniveau.“
Beim EBITDA verzeichneten die Münchner denn auch einen Rückgang von 22,3 auf 10,3 Millionen Euro. „Während das Segment LUDWIG BECK 11,5 (11,2) Millionen Euro beisteuerte, lag das EBITDA bei WORMLAND mit minus 1,2 (+11,1) Millionen Euro im roten Bereich. Hier schlug sich vor allem der positive Sondereffekt des Vorjahres nieder. Zum Geschäftsjahresende belief sich das EBIT auf 6,3 Millionen Euro nach 18,3 Millionen Euro vor Jahresfrist. Allerdings lag es damit deutlich über dem zuletzt prognostizierten Korridor von 4 bis 5 Millionen Euro. Bei einem unveränderten Finanzergebnis von minus 1,1 Millionen Euro und einer deutlich erhöhten Steuerquote wies das Unternehmen schließlich einen Überschuss von 2,9 Millionen Euro aus.“
Leichtes Wachstum 2017 erwartet
Renner geht für das laufende Geschäftsjahr von einem leichten Wachstum des Nettoumsatzes um 0,7 Prozent auf 149,9 Millionen Euro aus. „Das EBIT prognostizieren wir nun mit 5,9 Millionen Euro um 7 Prozent unter dem Vorjahreswert.“ Auch die LUDWIG BECK AG kämpfe derzeit mit dem ungünstigen Umfeld im deutschen Mode- und Textileinzelhandel. Neben der zunehmenden Konkurrenz durch die zahlreichen Online-Händler spielten auch die Wetterverhältnisse dem Unternehmen nicht in die Karten. Darüber hinaus sei die Gesellschaft immer noch damit beschäftigt, die übernommene WORMLAND-Gruppe profitabel zu machen. „Hier konnten zwar schon Fortschritte erzielt werden, der Break-even ist aber vermutlich erst 2019 zu erwarten.“
Kerl mit Kanten und Lachfältchen im Gesicht
Der Vorstand der Ludwig Beck AG hat sich im Geschäftsbericht auch zur Integration und dem Marktauftritt von Wormland geäußert. FT hat die zentralen Aussagen zusammengetragen.
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Im Oktober 2016 eröffnete in Nürnberg der Flagship-Store von WORMLAND mit einer Fläche von 1.700 Quadratmetern. Dazu sagt Christian Greiner, Vorstand der LUDWIG BECK AG: „Die neue Filiale strahlt einen ausgesprochen maskulinen Charme aus, ist sehr designorientiert und edel. Wir glauben, dass sich Männer bei der Auswahl von Mode mittlerweile ebenfalls von ihren Emotionen leiten lassen. Bei WORMLAND in Nürnberg ist eine neue Generation von Kunden unterwegs, die heute einfach mehr will als männlichen Purismus und kurze Wege. WORMLAND möchte diese Bedürfnisse mit einer Auswahl an stylishen Produkten, einer unverwechselbaren Wohlfühlatmosphäre, dem gekonnten Einsatz digitaler Medien und nicht zuletzt mit einer atemberaubenden Innenarchitektur bedienen. Hier liegt der Fokus auf Lifestyle.“
Shopping für Männer und Maniküre? Das passe, sagt Dieter Münch, Vorstand der LUDWIG BECK AG:„In Nürnberg betritt WORMLAND auch Neuland im Service. Der Service-Partner Hammer & Nagel bietet direkt im Store Maniküre und Pediküre an. Wir sind uns sicher, dass viele Männer mit diesem ungewöhnlichen Angebot eine bisher ungekannte Shopping-Lust in sich entdecken werden. Im immer härteren Verdrängungswettbewerb der Modehändler sind diese wirkungsvollen Mittel notwendig, um sich abzusetzen.“
2016 setzte die LUDWIG BECK AG auf Konzernebene 177,1 Millionen Euro um. Einen großen Anteil daran hatte das Segment WORMLAND mit 76 Millionen Euro. Der Umsatz der Kette wurde erstmals voll konsolidiert. Dazu sagt Münch:„WORMLAND gehört jetzt seit Mai 2015 zum Konzern und hat sich gut entwickelt. Die Integration verlief weitgehend reibungslos mit der Zielstellung, alle Erfolgspotenziale neu zu aktivieren, die WORMLAND schon früher zu einer Größe am Markt gemacht haben. Dabei haben wir Know-how und Mittel genutzt, die sich auch im Stammhaus von LUDWIG BECK besonders bewährt haben.“
Wormland arbeitet mit zwei Konzepten im Markt, dies soll weiterentwickelt werden. Dazu sagt Greiner:„Das Storekonzept von WORMLAND ist zweigleisig: WORMLAND spricht den modebewussten Mann als Träger eines eher klassisch-formellen Stils an, THEO den lässigen Käufer mit einer Vorliebe für Casual Wear. Das Rebranding der Eigenmarke Wormland hatten wir zu Beginn des Gesprächs angeschnitten. Sie ist zugleich eine Reminiszenz an die tief reichenden Wurzeln und spricht zeitgleich vorwärtsgerichtet für mehr Klarheit und Aussagekraft. Spannend sind auch die Kooperationen, die WORMLAND 2016 einging. Beispielsweise kreierte der namhafte Fashionpartner Drykorn eine eigene Kollektion für WORMLAND. Und die VOGUE Fashion’s Night Out bestritt WORMLAND als Fashion-Retailpartner des Magazins.“
LUDWIG BECK und WORMLAND hätten eine identische DNA, sagt Greiner, aber es gebe Unterschiede.
Dazu führt der Vorstand weiter aus:„Über die Gemeinsamkeiten wurde in der Zeit des Zusammenwachsens viel gesprochen. Das bisher Erreichte hat uns bestätigt. Vielleicht sollten wir aber noch einmal darüber sprechen, dass beide Konzernsegmente bei aller Übereinstimmung in der großen Linie jeweils eine starke eigene Identität aufweisen.“ Dieter Münch ergänzt: „Die sehen wir in der Außenwirkung. Die Marke WORMLAND wird von Kunden als durchweg männlich, charakterstark, erwachsen, geradlinig, zuweilen verschmitzt und auch ein wenig frech wahrgenommen. Das ist ein rauer Kerl mit Ecken und Kanten, aber auch mit Lachfältchen im Gesicht. Er fordert und bietet eine klare Ansprache.“