Autor: Markus Oess
EDI nutzt die NORTEX, Neumünster, nun schon seit gut elf Jahren. Bei rund 200 der insgesamt 350 Lieferanten läuft der Datenfluss elektronisch. Das hilft, die vielen Produkte auf den mehr als 10.000 Quadratmetern Verkaufsfläche zu handeln und, wenn es gut läuft, die Umsätze gezielt spürbar zu steigern, wie sich zeigen wird. „Wir stehen in unserer Region für Passformvielfalt und Größenauswahl“, heißt es dazu von der Einkaufsleitung. Das tiefe Sortiment führt dazu, dass die NORTEX allein bei den Männerhosen mehr als 100 Größen auf der Fläche hat. Nachdem die Norddeutschen ihr EDI mit dem Bückeburger Hosenspezialisten Heinecke & Klaproth (m.e.n.s.) neu aufgesetzt haben, schnellte der Umsatz binnen zweier Jahre um 15 Prozent nach oben.
Schon mehr als 25 Jahre macht die NORTEX nun Geschäfte mit Heinecke & Klaproth (m.e.n.s.). Umso überraschter war man, als ein Release beim Elektronischen Datenaustausch (EDI) mit dem Bückeburger Hosenspezialisten ein Umsatzplus von 15 Prozent einbrachte. Vor rund drei Jahren setzte man sich an einen Tisch, um die Kooperation auf neue Beine zu stellen. Zwar zählten auch die Bückeburger bereits zu den 200 EDI-Partnern des Hauses, aber bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, dass die Abwicklung nicht wirklich rundlief. So war es nicht einmal möglich, automatisiert Salesreports nach Bückeburg zu senden, um die Warenbestückung am Laufen zu halten. Bei der NORTEX kümmerten sich die Einkaufsleitung und ein HAKA-Einkäufer um das Projekt, dazu kamen von Heinecke & Klaproth Geschäftsführer Peter Klaproth und sein Vertriebsleiter Helmut Hartwig.
EDV-Technisch eine Sprache sprechen
Die Norddeutschen führen schon traditionell ein großes m.e.n.s.-Sortiment und verkaufen im Jahr nahezu 4.000 Hosen aus Bückeburg. Um den Neustart beim EDI auf den Weg zu bringen, mussten die beiden Firmen EDV-technisch auf eine Sprache gebracht werden: Wie viel wurde abverkauft, was ist auf der Fläche und was auf Lager? Im Gespräch wurde zuvor geklärt, welche Größen mit wie viel Hosen besetzt werden. In der Regel bevorratet NORTEX zwei Hosen pro Größe, bei Bestsellern sind es drei. Inzwischen werden wöchentlich Ist und Soll abgeglichen und automatisch eine Bestellung bei Heinecke & Klaproth ausgelöst. Die Systeme aufeinander abzustimmen und auch die Artikelnummern auf einen Nenner zu bringen, hat allerdings auch Zeit gekostet. Die NORTEX hat eigene Identnummern, die sich aus der EAN-Nummer und einem hausinternen Appendix zusammensetzen, da das Unternehmen die Ware selbst auszeichnet. Von den ersten Gesprächen bis zum ersten reibungslosen Testlauf ist ein Dreivierteljahr vergangen. Seit 2015 läuft es rund. „Wir arbeiten auf diesem Qualitätsniveau wie mit Heinecke & Klaproth vielleicht mit zehn bis fünfzehn Lieferanten“, so die Einschätzung der Einkaufsleitung. „Was Herr Klaproth da auf den Weg gebracht hat, ist schon klasse. Als Clearingstelle fungiert der BTE. Zumindest beim Einsatz der gängigen Warenwirtschaftssysteme wie zum Beispiel prohandel, das NORTEX einsetzt, dürfte das alles problemlos funktionieren.“
Furcht vor Komplexität ist grundlos
Nahezu der komplette Verkauf der m.e.n.s.-Hosen läuft über Lagerware. „Heinecke & Klaproth geht da ins Lagerrisiko, das muss man schon sagen, umgekehrt ziehen wir durch den Automatismus zuverlässig nach“, sagt die Einkaufsleitung. Inzwischen gibt es tägliche Salesreports und einen wöchentlichen Inventurbericht. Einzig zu Saisonbeginn setzen sich der HAKA-Einkäufer der NORTEX und m.e.n.s.-Vertriebsleiter Hartwig zusammen, um den Warenbestand festzuzurren.
m.e.n.s.-Chef Peter Klaproth fordert den Handel auf, der Industrie entgegenzukommen: „Alle wissen, dass EDI etwas Gutes ist, aber die Furcht vor der Komplexität und dem Arbeitsaufwand ist immer noch groß. Wir haben eine Umwelt programmiert, die den Handel von der technischen Komplexität befreit.“ Inzwischen wächst das Interesse spürbar. Heute arbeiten 25 Handelskunden mit dem neuen EDI-Modell. „Wir nehmen damit im Handel Fahrt auf“, sagt Klaproth.