Autor: Markus Oess
Die Welt verändert sich dramatisch. Viel zitiert und dennoch wahr. Die Vereinfacher der Welt sind inzwischen, auch hierzulande, viel zu laut geworden. Dabei zeigen gerade die leisen Töne, dass mit dem Respekt für sein Gegenüber und Toleranz so viel mehr möglich ist. Mary und Jojo sind beide Menschen mit Migrationshintergrund – sie Muslima und er Christ –, absichtlich farbenblind und betreiben in enger Freundschaft ihren Streetwear-Laden SOUQ in der Düsseldorfer Altstadt. Das Leben kann so einfach sein!
New York pulsiert. Im Big Apple gehen Veränderungen in einem ungleich schnelleren Tempo vonstatten als hierzulande. So kann die Tour durch die angesagten Menswear-Läden eher eine Momentaufnahme sein, allerdings eine inspirierende, und vielleicht lädt doch der eine oder andere Store zu einem Besuch beim nächsten Städtetrip über den Großen Teich ein.
Dramatisch sind auch die Veränderungen im Markt und erfolgsverwöhnte Firmen wie HUGO BOSS oder JOOP! mussten längst lernen, dass ein „Weiter so“ auch kein Zukunftsmodell darstellt. Das Management hat reagiert und steuert um. Jeder für sich, aber auch bei den Marken macht sich die Erkenntnis breit, dass starke, leistungsfähige Händler das Überleben am Markt deutlich erleichtern. Denn um die Nase dauerhaft über Wasser halten zu können, sollte die Industrie schon auf festem Grund stehen.
Feiert der Wholesale im Ansehen der vertikalisierten Markenanbieter eine Renaissance? Das kommt auf das Geschäftsmodell an. Fest steht, dass sich die Anbieter von Maßkonfektion ein Lebensmodell erdacht haben, das tatsächlich die Erfolgskriterien erfüllt, die viele Unternehmensberater und Handelsexperten dem stationären innerstädtischen Handel ans Herz legen: Service, Beratung, Eigenmarke, denn bei Maßkleidung tritt eindeutig der Anbieter als Absender auf und nicht das Markenemblem im Sakko oder im Mantel. Also unterliegt der Markt zumindest in dem Segment doch keiner dramatischen Veränderung, möchte man meinen. Wäre da nicht die Vertikalisierung der Wertschöpfung vieler Anbieter vom Verkauf bis zur letztlich dann doch industriellen Fertigung.
Aus den Fugen geraten sind auch die Gewohnheiten der Menschen, sich zu unterhalten und mitzuteilen. Ein Blog, ein Modeblog zumal, ist nichts Ungewöhnliches. Wenn er aber von einem Mann geschrieben wird, schon. Wenn der Mann auch noch XXL trägt, allemal. Und auch da kann das Leben doch so einfach sein, wenn Menschen mit Spaß ihr Geld mit Arbeit verdienen, die vor Kurzem noch so nicht denkbar gewesen ist.
Längst nicht alle Veränderungen sind schlecht. Bleiben Sie beweglich!
Ihr
Markus Oess