Autor: Andreas Grüter
Textilgestalter, Modedesigner, Konzepter, Entwickler – Michael Gaida ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten international durch nahezu alle interessanten Kreativpositionen gegangen, die die Branche zu bieten hat. Dass er Anfang 2015 mit M. Gaida schließlich sein eigenes Menswear-Label gründete, ist da nur konsequent.
„Smart, formal und mit einem Hauch von Street“, lautet die Antwort, fragt man Michael Gaida nach der stilistischen Ausrichtung seines Labels. Das passt, ist aber maximal die Hälfte der Geschichte. Denn schließlich geht es dem in Neuss bei Düsseldorf lebenden Designer um eine zeitgemäße Neuverortung des Themas Bekleidung und dazu gehören nicht nur hochwertige Stoffqualitäten, perfekte Schnitte und eine zeitlose Formsprache, sondern auch die grundlegende Auseinandersetzung mit dem Sujet. Konsequenz Nummer eins ist die Ablehnung des Begriffs „Mode“ für M.-Gaida-Produkte zugunsten des Terms „Kleidung“. Konsequenz Nummer zwei: die „Made in Germany“-Philosophie des Labels. „Spätestens seit die Branche von rein marketingbeseelten Betriebswirtschaftlern übernommen wurde, ist der Modebegriff weitestgehend inhaltsleer und hat wenig mit meiner Arbeit zu tun. Mit dem Schritt hin zu langlebigen Pieces aus lokaler Produktion möchte ich Kleidung endlich die verdiente Wertschätzung zurückgeben und sie wieder als Gebrauchs- statt als Verbrauchsprodukt platzieren.“
Zurück in die Zukunft?
Ist M. Gaida damit ein Fall für den derzeit heiß diskutierten Heritage-Trend mit seinem notorisch rückwärtsgewandten Blick auf Everything-Fashion? Könnte man meinen, entspricht aber keinesfalls der Realität. „Meine Kollektionsteile sind mit Sicherheit kein Aufguss des vermeintlich besseren Früher, sondern genügen allen Anforderungen, die der moderne Mann an seine Bekleidung stellt und auch stellen sollte. Da ich ja selbst aus dem Stoffbereich komme, sind die Qualitäten und deren Funktionen für mich einfach das A und O, sprich: Der Stoff gibt das Design ein großes Stück vor und nicht umgekehrt.“ Eine Herangehensweise, die dank ihrer Stringenz eine stetig wachsende Fangemeinde gewinnt. Die aktuelle Herbst/Winter-2017/18-Kollektion umfasst neben Hemden, Pants, Tees und Sweatern auch ein umfangreiches Knitwear-Programm, raffiniert gearbeitete Mäntel und Jacken und eine kleine Taschenedition. Seit Anfang Februar 2017 wird M. Gaida von der Düsseldorfer Agentur Rough Edges vertreten.