Autor: Markus Oess
Die Umsatzzahlen der Ahlers AG für das abgelaufene Geschäftsjahr 2015/16 waren ja schon draußen. Demnach haben die Herforder ihre Prognosen erfüllt. Der Umsatz mit dem bestehenden Geschäft ist um 1,6 Prozent auf 232,3 Millionen Euro gestiegen. Konzernweit ging es bedingt durch das Auslaufen von Gin Tonic und des Private-Label-Geschäfts mit 237,8 Millionen Euro um 1,7 Prozent etwas nach unten. Dafür springt das Konzernergebnis um satte 79 Prozent auf 2,5 Millionen Euro.
„Aufgrund der bereits im Vorjahr eingeleiteten kostensenkenden Maßnahmen, wie die Geschäftseinstellung von Gin Tonic und Einsparungen in zentralen Verwaltungsbereichen konnten die Ergebnisse auf allen Ebenen verbessert werden. Das EBITDA stieg um 5,7 Prozent auf 9,2 Millionen Euro. Das EBIT verbesserte sich um 67 Prozent auf 4 Millionen Euro“, erklärt Vorstands-Chefin Dr. Stella A. Ahlers bei Vorlage der Bilanz 2015/16 in Düsseldorf.
Im Premiumsegment sind die Erlöse mit den Marken Baldessarini, Otto Kern und Pierre Cardin um 0,4 Prozent auf 159,3 Millionen Euro angestiegen. Der Anteil des Premiumsegments am Gesamtumsatz liegt bei 67 Prozent. Pierre Cardin (plus 1,2 Prozent Umsatz) profitiere von einer „einheitlichen Markenaussage und der starken Kompetenz in allen Warengruppen, insbesondere bei der Konfektion und bei der Hose“, so Dr. Ahlers. Baldessarini habe sich weiter internationalisiert. „Durch die Teilnahme an der Pitti Uomo in Florenz und an den Herrenmode-Messen in Las Vegas und in New York konnten rund 50 Neukunden gewonnen werden“, sagt Dr. Ahlers. „Mit Agenturen in Belgien, Schweden, Großbritannien und Irland sollen künftig weitere neue Märkte erschlossen werden. Noch in diesem Jahr werden in Kiew und Rostow am Don zwei neue Monobrand-Stores eröffnet. “
Wie berichtet, wird Baldessarini noch diesem Jahr an den Firmensitz der Konzern-Mutter nach Herford ziehen, der Showroom am Standort München bleibt bestehen. Damit soll die Zusammenarbeit in Bereichen wie dem Produktmanagement, der Bewirtschaftung von Retail-Flächen, des E-Commerce und der Beschaffung optimiert werden, begründet das Management den Umzug. „Otto Kern hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr von unwirtschaftlichen Kundenbeziehungen getrennt und damit Umsatz eingebüßt“, meint Dr. Ahlers. Das Label hat für Hemden sowie Sportswear zwei Lizenzen vergeben. Erstmalig zur Saison Herbst/Winter 2017 werden die Hemden-Kollektion von der Hatico aus Tirschenreuth und die Sportswear-Kollektion vom eigenen Outdoor-Spezialisten Jupiter gefertigt. „Das EBIT vor Sondereffekten des Premiumsegments stieg von 2,1 Millionen Euro auf 2,4 Millionen Euro“, fasst die Ahlers-Chefin zusammen.
Im vergangenen Jahr haben die Herforder im Zuge der Einstellung von Gin Tonic die Segmente „Jeans & Workwear“ und „Men’s & Sportswear“ zu „Jeans, Casual & Workwear“ zusammengefasst. Unbereinigt gingen hier die Umsätze mit den Marken Pioneer, Pionier Jeans & Casuals, Pionier Workwear und Jupiter aufgrund eingestellter Aktivitäten von Gin Tonic und des Private Label-Geschäfts um 5,6 Prozent auf 78,5 Mio. Euro zurück. Bezogen auf die fortgeführten Aktivitäten stieg dagegen der Umsatz des Segments um 4,3 Prozent.
„Wesentliche Ursache für das Umsatzplus war die gute Entwicklung von Pioneer Jeans mit einem Umsatzwachstum vom 8 Prozent. Umsatzzuwächse konnte Pioneer sowohl mit Hosen als auch mit Oberteilen erzielen“, erläutert Dr. Ahlers. Der Umsatz von Pionier Workwear ist trotz Verlust eines Großkunden im Bereich Corporate Wear und gesunkener Umsätze in Dänemark stabil geblieben. „Das Ergebnis vor Sondereffekten des Segments ‚Jeans, Casual & Workwear’ stieg wegen der Geschäftsaufgabe von Gin Tonic und trotz erhöhter Kosten für den Oberteilbereich von Pioneer um 66,7 Prozent auf 2,5 Millionen Euro“, berichtet Dr. Ahlers.
Die Entwicklung der zurückliegenden Monate auf dem deutschen Markt hat offenbar Eindruck hinterlassen. Die Konzern-Chefin betont: „Obwohl unser eigener Einzelhandel im abgelaufenen Geschäftsjahr ein Umsatzplus von 5,3 Prozent erzielt hat und auch auf vergleichbarer Fläche immer noch um 0,5 Prozent zulegte, werden wir aufgrund der rückläufigen Frequenz die Eröffnung von eigenen Stores in Deutschland bremsen.“ Zwar wird auf Sylt noch ein Elsbach-Laden eröffnet, doch hofft die Unternehmensführung, sich von drei bestehenden Stores trennen zu können. Bei anderen werde über die Mietkonditionen verhandelt. Von insgesamt 148 Stores (Vorjahr 145) führte Ahlers zum Ende des Geschäftsjahres 30 Stores in Eigenregie (Vorjahr 31), davon neun im Inland und 21 vorwiegend im osteuropäischen Ausland. Zwei Gin-Tonic-Standorte wurden geschlossen.
Im Geschäftsjahr 2015/16 wuchs der E-Commerce um 16 Prozent. Zu dieser Entwicklung trugen die eigenen Online-Shops von Baldessarini, Otto Kern, Pionier Workwear und der im letzten Jahr live geschaltete Online-Shop von Pierre Cardin bei. Die Online-Shops von Baldessarini und Otto Kern wurden überdies überarbeitet und sind jetzt wie auch der Pierre-Cardin-Online-Shop über Smartphones erreichbar. Baldessarini ist seit September zudem in Österreich und in der Schweiz online präsent. Daneben wurden Online-Umsätze im Marktplatzgeschäft mit Zalando und der Otto-Gruppe erwirtschaftet. „Hier wollen wir weiterhin wachsen und werden uns dazu auch personell verstärken. Zudem prüfen wir derzeit weitere Partnerplattformen im In- und Ausland“, kündigt Dr. Ahlers an. Im Ausland stiegen die Umsätze der fortgeführten Aktivitäten im abgelaufenen Geschäftsjahr um 0,8 Millionen Euro auf 106,7 Millionen Euro. Der Anteil des Exportes am Gesamtumsatz blieb damit weitgehend stabil bei 46 Prozent.
Das begonnene Geschäftsjahr 2016/17 nennt Dr. Ahlers herausfordernd. Trotz guter Konjunktur und Konsumlaune sei es fraglich, ob der deutsche Bekleidungseinzelhandel in Deutschland, aber auch in anderen westeuropäischen Ländern, profitieren könne. In Osteuropa rechnet das Management mit einer positiveren Entwicklung. Dr. Ahlers weiter: „Für die Marken Baldessarini, Pierre Cardin und Pioneer gehen wir in diesem Jahr von leicht steigenden Umsätzen aus. Vollständig entfallen werden die Gin Tonic-Umsätze sowie diejenigen mit dem letzten großen Private-Label-Kunden, zusammengenommen 5,5 Millionen Euro. Diese sollten von den bestehenden Marken kompensiert werden – wir gehen daher insgesamt von stabilen bis leicht steigenden Umsätzen aus.“ Das Konzernergebnis soll ebenfalls stabil bis leicht steigend ausfallen.